Bergkirchen:Trauer um Eugen Glonnegger

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Eugen Glonnegger war an der Weiterverbreitung der Flugblätter der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ beteiligt. Kurz vor Weihnachten 2020 ist er im Alter von 91 Jahren gestorben. (Foto: privat)

Das Team an der Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau trauert um Eugen Glonnegger. Er starb bereits am 21. Dezember 2020 im Alter von 91 Jahren. Glonnegger gehörte mehr als dreißig Jahre zum engen Umfeld der Versöhnungskirche. Als regelmäßiger Besucher der Gottesdienste und Veranstaltungen und im Ruhestand dann zusätzlich als engagierter ehrenamtlicher Mitarbeiter im sogenannten Präsenzdienst, der sich den Besucherinnen und Besuchern der Gedenkstätte aus aller Welt als Ansprechperson zur Verfügung stellte. "Voller Dankbarkeit erinnern wir uns an Eugen Glonnegger, der uns auch verbunden blieb, als er aus gesundheitlichen Gründen aus dem Präsenzdienst ausschied und immer seltener in die Versöhnungskirche kommen konnte, stets in Begleitung und mit Unterstützung seiner lieben Frau Martha Glonnegger, geborene Schmid", schreibt Kirchenrat Björn Mensing.

Eugen Glonnegger wurde am 13. August 1929 in Aulendorf (Oberschwaben), geboren. In seiner frühen Jugend war für ihn die politische Auseinandersetzung seiner beiden älteren Brüder prägend. Während der eine ein begeisterter Nationalsozialist war und 1942 für "Führer, Volk und Vaterland" fiel, wurde der andere zum Gegner der NS-Regimes. Erwin Glonnegger arbeitete in der Versandbuchhandlung von Josef Rieck, die zahlreiche widerständige Frauen und Männer mit NS-kritischer Literatur versorgte. So auch Mitglieder der Weißen Rose. Dies brachte Sophie Scholl dazu, an Rieck Flugblätter der Weißen Rose zu schicken. Erwin Glonnegger war an der Weiterverbreitung der Flugblätter beteiligt. Sein jüngerer Bruder Eugen holte hin und wieder Pakete bei der Post ab und brachte diese zur Buchhandlung. Eugen Glonnegger machte nach dem Krieg eine Lehre als Kfz-Mechaniker. Schließlich absolvierte er die Meisterprüfung. 1963 heiratete er Martha Schmid. Nach Jahren der Selbständigkeit wechselte er 1972 zur Fraunhofer-Gesellschaft in München, wo er als Sachgebietsleiter des Inneren Dienstes und in der Messeorganisation tätig war. Die junge Familie zog nach Bergkirchen. Dort baute er später mit seiner Frau ein Haus, in dem sie dreißig Jahre glücklich zusammen lebten.

Früh engagierte sich Eugen Glonnegger sozial. Mit seiner Frau lud er Studenten aus Ghana, Burundi und dem Irak nach Hause ein, die in Deutschland Praktika absolvierten. Über Jahrzehnte organisierte er ehrenamtlich für die Caritas Familienfreizeiten, auch für Familien mit Migrationshintergrund. Dafür wurde ihm die Bundesverdienstmedaille verliehen.

In den letzten Jahrzehnten wurden für Eugen Glonnegger die Begegnungen mit Zeitzeugen wie dem Auschwitz- und Dachau-Überlebenden Max Mannheimer und mit Texten des Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer wichtig. Als leidenschaftlicher Sänger liebte er die moderne Vertonung von dessen Gedicht "Von guten Mächten wunderbar geborgen".

Im Trauergottesdienst trug am Dienstag ein kleines Gesangsensemble aus der Familie Glonnegger das Lied vor. Alle gemeinsam lasen das Glaubensbekenntnis von Bonhoeffer: "Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen..."

© SZ vom 08.01.2021 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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