Bergkirchen:Lautlos rasen

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In Bergkirchen wird die bestehende kleine Halle zum "weltweit größten" Indoor-Elektro-Kartpalast umgebaut. Die Gemeinde freut sich über die Attraktion, die auch Minigolf, Bowling-Bahn und Gastronomie bietet

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

Wer glaubt, Kart-Fahren ist ein Freizeitspaß für Rennsportbegeisterte, die gerne in lärmenden, stinkenden Flitzern ihre Runden drehen, wird in Bergkirchen eines Besseren belehrt. Dort präsentiert sich jetzt der Kartpalast nach einer umfangreichen Erweiterung als "weltgrößtes Indoor-Elektro-Kartcenter", wie Geschäftsführer Norbert Raible bei der Einweihungsfeier stolz betonte. Auch die Festgäste waren begeistert. "Ich freue mich narrisch, dass wir jetzt in Bergkirchen solch eine Attraktion haben", sagte Bürgermeister Simon Landmann (CSU), bevor er mit anderen Ehrengästen für eine erste Testrunde auf die Strecke ging.

Auch Landrat Stefan Löwl (CSU) ist erfreut, dass dieses besondere Angebot nun gerade im Landkreis steht. "Oft geht sonst ja der Blick nach München." Und Pfarrer Albert Hack, der dem Neubau den kirchlichen Segen spendete, lobte das rasante Freizeitvergnügen gar als "Wohlfühl- und Entspannungspaket komplett". Genau das richtige, findet der leutselige Pfarrer, um vom hektischen Alltag einmal Abstand zu gewinnen und sich zu erholen. Ein "ganz altes Prinzip" sei ja dieser wichtige Wechsel von Aktivität und Ruhe, der sich auch in der Bibel wiederfindet. "Immer arbeiten geht nicht, der Mensch braucht Pausen."

Als "Wohlfühl- und Entspannungspaket" lobt Pfarrer Albert Hack die Kartbahn in Bergkirchen. (Foto: Niels P. Joergensen)

Was die Festredner derart begeisterte, ist die umfassende Erweiterung des Kartpalasts im Bergkirchener Gewerbegebiet Gada. Ein simpler Anbau ist es definitiv nicht, was die Firma Isarkies als Investor an die bereits bestehende, kleinere Karthalle andockte. Vielmehr entstanden im neuen Gebäudetrakt auf vier Ebenen zwei neue Elektrokart-Rundkurse. Die können flexibel miteinander und auch mit der ebenfalls runderneuerten Strecke im Altbau zusammengelegt werden. Das Ergebnis ist dann die rekordverdächtige 1500-Meter-Rennstrecke, die sich über alle Etagen erstreckt. Das Projekt setzt auch auf Nachhaltigkeit, sagte Christoph Hagerer, Geschäftsführer von Isarkies. So wird die Antriebsenergie für die Elektro-Karts von einer Fotovoltaikanlage auf dem Hallendach erzeugt.

Auch die 102 nagelneuen Fahrzeuge selbst bieten modernste Technik und geben einen Vorgeschmack auf "die Elektromobilität von morgen", sagt Kagerer. Von diesen Fahrzeugen ist Kartpalast-Geschäftsführer Raible so begeistert, dass er per 3-D-Drucker kleine E-Kart-Modelle als Präsent für die Ehrengäste anfertigen ließ. Mit der Kartbahn wurde auch das gastronomische Angebot erweitert. Neu ist jetzt unter anderem ein holzgetäfelter "Stadl", der mit bayerischer Küche die kulinarische Palette erweitert und auch als Location für Privatfeiern wie Firmenveranstaltungen angeboten wird, so Raible.

Die Ehrengäste Simon Landmann (v. li.) und Stefan Löwl, freuen sich über die E-Kart-Modelle, die ihnen Geschäftsführer Norbert Raible in die Hand gibt. (Foto: Niels P. Jørgensen)

In Bergkirchen logiert der Kartpalast, der mit Indoor-Elektrokarts, Minigolf, Bowling-Bahn und Gastronomie unter einem Dach die ganze Familie ansprechen will, schon seit 2011. Wegen der günstigen Verkehrslage wurde der Betrieb von München nach Bergkirchen verlagert. Das Konzept kommt hier offenbar sehr gut an. Von Anfang an, so beschreibt es Kagerer, "wurden wir vom Erfolg regelrecht überrannt." So dass schon wenige Monate nach dem Start in Bergkirchen über eine Erweiterung nachgedacht wurde. Doch weder eine Überbauung des Parkplatzes noch ein Neubau an anderer Stelle in Gada ließen sich realisieren, sagt Raible. "Aber wir wollten das Projekt unbedingt." Der nun errichtete Anbau war nur möglich, weil die Gemeinde mitspielte. Der Bebauungsplan musste geändert, ein Radweg und die darunter verlaufenden Versorgungsleitungen für das gesamte Gewerbegebiet verlegt werden. Ein enormer Aufwand. Allein die Kabel- und Kanalverlegung war mit 250 000 Euro veranschlagt, eine Kalkulation, die "leider weit daneben lag", sagt Raible. Danach wurde das neue Gebäude in nur zehn Monaten Bauzeit hochgezogen, die technisch aufwendigen Rennbahnen installiert. Bis zur letzten Minute wurde sprichwörtlich gewerkelt. Die neue Buchungs- und Organisationssoftware "funktioniert seit heute Nacht um eins".

Am Ende ist alles fertig geworden. Vom spannenden Kurs, der mit den lautlosen Karts auf und ab durch die Etagen führt, verschafften sich die Ehrengäste einen ersten Eindruck. Nur in den Kurven war ab und an ein Quietschen der Reifen zu hören, bevor mit einer respektablen Rundenzeit von 2,11 Minuten Raibles Tochter Chantal als Erste durchs Ziel flitzte.

© SZ vom 04.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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