Bergkirchen:Kunst verbindet

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Austausch auf Augenhöhe: Die Künstler Omar, Alfred Ullrich, Diop Elhadji (Macou) und Diallo Aliou (von links) lernen sich über ihr Handwerk kennen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Wie Flüchtlinge aus dem Senegal über viele Monate mit dem Dachauer Künstler Alfred Weber zusammenarbeiten. Die Ergebnisse des Workshops sind in der Ausstellung "Ein Stück Afrika" im Bruggerhaus zu sehen

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

Kunst bringt Menschen einander näher. Praktisch erlebt haben das jetzt junge Senegalesen, die in der Gröbenrieder Flüchtlingsunterkunft mit dem Dachauer Künstler Alfred Ullrich über viele Monate intensiv in einem Workshop zusammengearbeitet haben. Als Ergebnis dieser Kooperation präsentieren Diop Elhadji und Diallo Aliou jetzt einige ihrer eindrucksvollen Werke im gerade eröffneten Bruggerhaus der Gemeinde. Alle 25 Bilder, die bei der Vernissage zu sehen sind, zeigen als leuchtend-bunte oder auch pastellig-ruhige Farbkompositionen Aspekte und Alltagsszenen aus Afrika.

Die senegalesischen Flüchtlinge der Gröbenrieder Unterkunft begleitet Alfred Ullrich schon seit etwa zwei Jahren. Über das gemeinsame künstlerische Arbeiten "tritt man enger miteinander in Kontakt, kommuniziert auf Augenhöhe, lernt den Menschen auf einer persönlichen Ebene kennen, abseits von jeder Helfer- oder Betreuerrolle", betont Ullrich.

Gemeinsam haben die bis zu zwölf Workshop-Teilnehmer nicht nur gemalt, sondern auch Gespräche geführt, Exkursionen unternommen, Ausstellungen und Veranstaltungen besucht. Auch er selbst profitiere und lerne viel über die senegalesische Kultur. Im Mittelpunkt stand jedoch das gemeinsame künstlerische Arbeiten. Dabei hat Diop Elhadji, genannt Macou, elf der nun ausgestellten Bilder angefertigt. Schon im Senegal hat der 36-Jährige nebenbei gemalt, auch Bilder verkauft. Im Workshop entstanden von ihm Szenen des afrikanischen Alltags. Eindrücke, an die er sich erinnert, "manche auch aus meiner Kindheit". Besonders wichtig ist Macou das Bild "L'information des Griots", das die Tradition der mündlichen Nachrichten- und Geschichtenüberlieferung durch Sänger, Dichter und Musiker illustriert. Mit Trommeln, Flöten und Rufen übermitteln die Griots noch heute Neuigkeiten von Dorf zu Dorf, berichtet Elhadji.

Einige Tiefdrucke und modernes Kunsthandwerk trägt Diallo Aliou zur Ausstellung bei. Der 30-Jährige hat aus dem Senegal eine Technik mitgebracht, um aus gerolltem Zeitungspapier Körbe, Krüge und Gefäße zu flechten. Aber Aliou hat sich mit Unterstützung von Alfred Ullrich auch an die Tiefdruck-Technik herangewagt, hat mit feinen, exakt geführten Linien afrikanische Szenen in Druckplatten geritzt und später koloriert. Die eindrucksvollen Werke lassen ahnen, wie intensiv und engagiert die Künstler gearbeitet haben. Doch um die räumlichen wie finanziellen Voraussetzungen für das Projekt zu schaffen, hat es viele Unterstützer gebraucht. Zunächst natürlich den Helferkreis Gröbenried und die Volkshochschule Bergkirchen, doch auch das Landratsamt, die Erzdiözese München-Freising und der Dachauer Verein Art-Textil haben geholfen.

Nun hoffen die Künstler, dass im Laufe der zweimonatigen Ausstellung einige ihrer Werke verkauft werden. Die Erlöse fließen in eine gemeinsame Kasse für die weitere künstlerische Arbeit, zum Kauf von Farben, Leinwänden, aber auch für gemeinsame Unternehmungen. Die Ausstellung im Bruggerhaus soll jedenfalls kein Schlusspunkt, sondern Zwischenbilanz sein. Die künstlerische Arbeit mit Flüchtlingen wird in Bergkirchen auch künftig weiterlaufen. Denn, das betonte Anita Zacherl, Helferkreis-Sprecherin und stellvertretender VHS-Leiterin, bei der Vernissage ausdrücklich: "Kunst verbindet, dient der Integration, das ist unser Anliegen."

Die Ausstellung "Ein Stück Afrika" ist bis 5. April zu sehen im Bruggerhaus (Römerstraße 3, Bergkirchen), dienstags von 9 bis 12 Uhr, mittwochs von 9 bis 14 Uhr und donnerstags von 9 bis 18 Uhr.

© SZ vom 13.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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