Bergkirchen:Bürger richten Schulhaus in Lauterbach wieder her

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Das historische Gebäude soll ein Veranstaltungszentrum werden. Der erste Konzerttermin steht schon fest

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

Unterhalb von Schloss und Kirche strahlt in Lauterbach das ehemalige Schulhaus mit frisch gestrichener Fassade und neuem Dach einladend herab aufs Dorf. Hinter der massiven hölzernen Eingangstür werden die freiwilligen Helfer vom Förderverein Alte Schule aber noch einige Samstage intensiv beschäftigt sein, bevor dann alle Räume vollständig in neuem Glanz erstrahlen. "Jetzt geht's an den Endspurt", sagt die Vereinsvorsitzende Claudia Fleischer. Ein Konzert mit dem kalifornischen Blues-Sänger Guy Tortora, der 2014 bereits einmal auf der "Baustelle" im Schulhaus gastierte, ist für den 9. April fest eingeplant. Bis dahin soll das historische Gebäude rundum saniert sein. Das ehrenamtliche Bau-Team mit gut einem Dutzend aktiver Helfer ist zuversichtlich: "Wir werden jetzt noch einmal kräftig anpacken."

Wenn das 1909 als Schulhaus errichtete Gebäude künftig als "Haus der Begegnung" den Bürgern im rasch wachsenden 800-Einwohner-Dorf als Treffpunkt und Veranstaltungsgebäude zur Verfügung steht, dann ist dies vor allem dem Engagement der Lauterbacher zu verdanken. Ursprünglich hatte die Gemeinde 2011 überlegt, anstatt einer teuren Sanierung das recht heruntergekommene Gebäude abzureißen, um eine neue Veranstaltungs- und Sporthalle zu errichten. Doch das ehemalige Schulhaus, in dem nicht wenige Lauterbacher noch in Kindertagen unterrichtet wurden, präge mit Schloss und Kirche das Ortsbild, signalisiere Identität und Heimat, fanden viele Bürger.

5000 freiwillige Arbeitsstunden

Also plante die Gemeinde um: Eine kleinere Neubauhalle steht jetzt neben der alten Schule, die einige Lauterbacher in Eigenregie sanieren. Der eigens gegründete Förderverein, der 108 Mitglieder zählt, koordiniert das Vorhaben. Die Gemeinde, die selbst für eine Sanierung nach damaliger Kalkulation 850 000 Euro hätte ausgeben müssen, unterstützt das Bürgerprojekt jetzt mit 400 000 Euro. Die freiwilligen Helfer haben schon an die 5000 Arbeitsstunden investiert und mit dieser enormen Eigenleistung das Vorhaben erst möglich gemacht. Alle helfen zusammen, ältere Vereinsmitglieder, die selbst nicht mehr mit anpacken können, "bewirten uns jeden Samstag auf der Baustelle mit wunderbaren Mahlzeiten", schwärmt Fleischer.

Neben viel Zeit bringt das ehrenamtliche Bau-Team enormen Sachverstand und Wertschätzung für die historische Bausubstanz ein. Die gesamte Sanierung hat der "Bauausschuss" im Verein bis ins Detail selbst geplant. "Wir haben viele Fachleute im Team. Alle verfügen über Erfahrung mit der Sanierung alter Häuser", erzählt Fleischer, die selbst auch schon einen Altbau saniert hat. "Da weiß man, was dranhängt." Um das Gebäude vor Feuchte und Witterung zu sichern, wurden im ersten Bauabschnitt 2014 Dach und Mauerwerk hergerichtet und neue Fenster eingesetzt. Dabei gab es für die Helfer die erste Überraschung: Als die alte Farbe von den Außenwänden geschabt wurde, kamen prägnante Granitsäulen zum Vorschein, die jetzt wieder die Fassade zieren.

Faulige Balken

Doch auch weniger Schönes trat zu Tage: Im großen Erdgeschossraum, wo jahrelang die Sportler des TC Lauterbach Tischtennis gespielt haben, lagen unter dem solide wirkenden Holzboden faulige Balken, die auf feuchtem Untergrund ruhten. "12 Kubikmeter Kies haben wir mit Schubkarren herausgeholt, alles neu aufgeschüttet, isoliert, eine neue Bodenplatte gegossen." Solche Überraschungen produzieren auch Kosten, die bei anderen Bauabschnitten wieder eingespart werden. "Denn wir müssen und wollen auch mit dem Budget auskommen", betont Fleischer.

Weil so viel historische Bausubstanz wie möglich erhalten wird, war oft Handarbeit gefragt. Wenn es darum ging, die alte Türen und Türstöcke fein abzuschleifen, Holzdielen unter dem PVC-Belag freizulegen und aufzuarbeiten oder Putz von Wänden zu schlagen. Im Flur wird der gelb und grau gemusterte Mosaik-Fliesenboden wieder hergerichtet und mit passgenauen Nachbildungen ergänzt. Doch es geht nicht um Historisierung. Ein neuer ebenerdiger Sanitär-Anbau ist gezielt als schlichter Kubus gehalten, auch die Inneneinrichtung dort wird modern gestaltet.

Es gibt bereits Anfragen

Anders im Altbau: Im Veranstaltungsraum dämmt zwar eine Akustikdecke den Schall, eine angenehme Atmosphäre werden aber Industrieleuchten aus der Zeit um die vorige Jahrhundertwende schaffen. Eine akkurat gemauerte Ziegelwand, die bei der Sanierung zum Vorschein kam, wird nicht wieder verputzt werden, sondern als gestalterisches Element erhalten. Noch während die Bauarbeiten laufen, gibt es erste Überlegungen, wie das demnächst runderneuerte Gebäude genutzt werden soll.

Die Jugend wird wieder wie bisher ihren eigenen Raum bekommen, das steht fest. Im Erdgeschoss soll eine gemütliche Stube entstehen, darüber der Veranstaltungs- und Konzertsaal mit Bühnentechnik. Zwei kleinere Räume sind für Kurse und Musikunterricht der Volkshochschule vorgesehen. Erste Ideen, was stattfinden soll, sind vorhanden. Anfragen und Interesse gebe es für Yoga, Krabbelgruppe, Reparaturcafé, Spielenachmittag, Schachclub und eine Tanzgruppe, so Fleischer. Das Angebot soll sich nach den Interessen der Bürger richten. "Vorschläge sind willkommen."

© SZ vom 16.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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