Bergkirchen:Bergkirchner Blickwinkel

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Das Kunstprojekt "1200 Jahre - Bergkirchen früher und heute" der Mittelschule Bergkirchen und der offenen Ganztagsschule macht Eindruck. (Foto: oh)

Schüler erreichen mit ihrem Kunstprojekt zu 1200 Jahren Ortsgeschichte Endrunde des Kulturwettbewerbs "Mixed Up"

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

Zum Ortsjubiläum im vorigen Jahr haben sich Mädchen und Jungen der Bergkirchener Schule mit der Geschichte ihres Dorfes künstlerisch-kreativ auseinandergesetzt. Jetzt haben die Schüler für ihre Werke überregionale Anerkennung erhalten. Denn das Kunstprojekt "1200 Jahre - Bergkirchen früher und heute" schaffte es beim bundesweiten Schul-Kulturwettbewerb "Mixed Up" in die Endrunde. Eine mit Fachleuten und Jugendlichen besetzte Jury wird nun aus sechs Finalisten den Preisträger auswählen. "Die Schüler habe sich über diesen Erfolg total gefreut", berichtet Katrin Siegl, die an der Bergkirchener Schule die Ganztagsbetreuung organisiert und auch das besondere Kunstprojekt koordiniert hat. "Vielleicht fahren wir im Oktober zur Preisverleihung nach Düsseldorf."

Wie hat unser Dorf früher ausgesehen? Wie sieht Bergkirchen heute aus? Historische und aktuelle Bildaufnahmen ihrer Heimatgemeinde haben die Schüler als Einstieg genutzt in den eigenen kreativen Prozess. "Die Fotos dienten als Orientierung, um freie Bildmotive zu erarbeiten und diese dann eigenständig in Farben und Komposition zu interpretieren", erklärt Katrin Siegl das Konzept. Wichtiger als die konkrete Vorlage waren dabei der kreative Prozess und die Entwicklung "eines eigenen Bergkirchner Blickwinkels". Als Technik wurde Malerei in Acryl auf Leinwand gewählt.

Intensives Engagement war von den teilnehmenden Schülern gefordert: Zwei Monate lang haben die zehn Jugendlichen zweimal die Woche ganze Nachmittage an ihren Bildern gearbeitet, begleitet und unterstützt von der in Bergkirchen lebenden Künstlerin Gerda Riedel.

Die hat sich gerne für die Schule in ihrem Wohnort engagiert und lobt die Ergebnisse. "Der Ideenreichtum und die Vielfältigkeit der Ausdrucksformen zeigen, dass es immer fruchtbar ist, wenn schöpferische Potenziale gefördert werden", erklärt Riedel.

Die Schülerarbeiten wurden im vorigen Sommer im Rathaus ausgestellt und in einem "Bilder-Buch Bergkirchen" festgehalten. Um das Thema "Kunst und Geschichte" aus dem kleinen Kunst-Workshop hinauszutragen und eine breitere Schülerschaft anzusprechen, gab es parallel ein weiteres, offeneres Kunst-Projekt, bei dem ein Mosaik aus 1200 farbigen Holzplättchen entstanden ist. An diesem Vorhaben werkelten 50 Schüler mit, die Ergebnisse sind im Schulhaus installiert. Beide Projekte haben den Schülern einiges Engagement abverlangt. Ganz bewusst. Denn so hätten die Jugendlichen nicht nur im künstlerisch-kreativen Prozess eine Auseinandersetzung mit der Geschichte ihrer Heimatgemeinde erlebt, "sondern auch Schlüsselkompetenzen wie Durchhaltevermögen, Offenheit, Zuverlässigkeit und Selbstorganisation gestärkt", betont Siegl.

Im Wettbewerb "Mixed up", der seit 2005 Kooperationen von Kultur und Schule auszeichnet, hat Siegl das Bergkirchener Projekt in der Sparte "Ländlicher Raum" gemeldet. Denn auf dem Land müssen Kinder und Jugendliche, die sich für künstlerische Vorhaben interessieren, ganz andere Hürden überwinden als dies in der Stadt der Fall wäre. So hindere in der weitläufigen Gemeinde Bergkirchen die lückenhafte Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr Schüler daran, in ihrer Freizeit kulturelle Angebote wahrzunehmen. "Weil einfach nachmittags zu ihrem Wohnort kein Bus mehr fährt." Wenn aber Kultur über Workshops und Projekte an die Schule kommt, sagt Katrin Siegl, "dann ist für interessierte Kinder und Jugendliche die Teilhabe viel einfacher oder schlichtweg überhaupt erst möglich."

© SZ vom 13.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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