Bergkirchen:Bergkirchen sagt dem Herztod den Kampf an

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Gemeinderat beschließt ein umfangreiches Rettungskonzept und will zusätzliche Defibrillatoren anschaffen

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

Egal ob gesundheitsbewusster Freizeitsportler oder Couch-Potato - eine plötzliche Herzattacke kann jeden treffen. Diese bittere Wahrheit musste ein Bürger erleben, der vor einigen Wochen ganz ohne Vorzeichen auf einmal zusammen gebrochen ist. Doch der Mann hatte Glück im Unglück: Angehörige leisteten sofort Erste Hilfe, Gemeinderat Johann Hörmann (FW), der in der Nähe war, holte den Defibrillator (Defi) vom nahen Feuerwehrhaus und setzte das rettende Gerät beherzt ein. Jetzt wurde im Gemeinderat beraten, ob weitere Defis in der Gemeinde notwendig sind. Nach dem Motto: "Jeder Ort ein Defi".

Auslöser für die Idee waren mehrere Herzattacken in jüngster Zeit im Gemeindegebiet. Doch auf Empfehlung von Notarzt und Kardiologe Frederic William entschied man sich, nicht nur Geräte zu kaufen, sondern ein umfangreiches Rettungskonzept für Bergkirchen zu erarbeiten. Ein Defibrillator allein rettet kein Leben. "Es nützt nichts, zehn Defis zu kaufen und irgendwo zu installieren", erklärte der Rettungsdienst-Experte Frederic William, der in Oberbachern lebt. Zwar erwiesen sich die elektronischen Schockgeber als lebensrettend. Studien zeigten, dass deutlich mehr Menschen eine Herzattacke gesund überleben, wenn ein Defi zum Einsatz kommt. Aber im Notfall müssten Helfer eben auch erst einmal den Standort eines Geräts kennen, Zugang haben und wissen, wie der Apparat zu bedienen ist. Klingt simpel, funktioniert im Ernstfall aber nicht immer, berichtete William den Gemeinderäten. So sei beim Dachauer Sportverein ASV erst kürzlich zweimal der vorhandene Defi nicht eingesetzt worden. "Einmal hat niemand daran gedacht, das andere Mal fehlte der Schlüssel." An der Frage nach dem Schlüssel hing tatsächlich auch das Leben des Bürgers. Nur weil Johann Hörmanns Sohn als aktiver Feuerwehrler den Schlüssel zum nahen Feuerwehrhaus in der Hosentasche hatte, konnte der rettende Defi schnell eingesetzt werden.

Am Schlüssel darf es nicht hängen

Notfall-Mediziner William riet den Gemeinderäten deshalb, den Kauf zusätzlicher Defis in ein Projekt einzubetten. Nach dem Motto "Bergkirchen rettet" soll erst einmal geschaut werden, wo Geräte vorhanden sind, wer sich darum kümmert und wie sie frei zugänglich gemacht werden können. "Am Schlüssel darf es nicht hängen." Vor allem aber brauche es öffentliche Aufmerksamkeit, Schulungen und eine breit angelegte Informationskampagne.

Dem Rat des Fachmanns will die Gemeinde folgen. Eine Arbeitsgruppe in Kooperation mit Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Gemeinderat wird die einzelnen Schritte entwickeln. Gemeinderat Johann Hörmann, der aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen die Idee im Rat initiiert hat, begrüßt das Vorgehen. Bedenken, ob im Ernstfall auch Laien einen Defi bedienen können, konnte er aus eigener Erfahrung entkräften. Die Anwendung wird vom Gerät per Sprachanweisung Schritt für Schritt gesteuert. Bedenken habe er keine Sekunde gehabt. Vielmehr habe er es als beruhigend empfunden, so Hörmann, "dass ich mit Unterstützung des Geräts etwas tun konnte."

© SZ vom 23.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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