Beratung im Gemeinderat:Da müssen Profis ran

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Ist das Kunst? Oder kann das weg? An der Bahnunterführung bei Prittlbach haben sich, nun ja, Künstler mit ihren Schmierereien verewigt. Der Totenkopf ist dabei noch das Schönste an der Wand. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Hässliche Schmierereien verschandeln die Wände des Bahntunnels in Prittlbach bei Hebertshausen. Die Gemeinde hat nun einen Plan, wie sie das Gekritzel dauerhaft entfernen will: mit professionellen Graffiti

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Wer vom Dorf zum S-Bahnhof unterwegs ist, kann in der Hebertshausener Bahnunterführung einen schief grinsenden Totenkopf bewundern. Weniger kreativ haben sich Unbekannte in Prittlbach ausgetobt, dort prangen am Bahntunnel farbige Hassbotschaften gegen Nazis, aber auch die CSU. Weil diese Schmierereien viele Bürger ärgern, wird die Gemeinde aktiv. Und zwar nicht mit dem Reinigungstrupp, sondern mit einem kreativen Projekt.

Die Idee ist, beide Durchfahrten mit professionellen Graffiti zu gestalten. Diese Motive wären optisch gefälliger und würden - dem Ehrenkodex der Sprayer-Szene folgend - nicht mehr übermalt. Auf Anregung von Jugendreferentin Elke Fiedel (CSU) soll auch die örtliche Jugend mit einbezogen werden. Der Dachauer Verein Outer Cirlce, der im Landkreis bereits gestalterische Projekte realisiert hat und unter anderem öffentlich zugängliche Graffiti-Flächen an der Mauer der ehemaligen MD-Papierfabrik in Dachau betreut, wird die Umsetzung in Hebertshausen in die Hand nehmen.

Grundsätzlich seien zwei Wege denkbar, erklärte Adrian Till, Vorstand von Outer Circle, den Gemeinderäten: Die professionelle Gestaltung eines vorher abgestimmten Motivs, das die Gemeinde in Auftrag gibt. Oder aber ein Jugend-Workshop, bei dem möglicherweise an die gestalterische Ausführung weniger hohe Ansprüche gestellt werden dürften. Bürgermeister Richard Reischl (CSU) gefällt auch die Idee, eine frei zugängliche Fläche zur öffentlichen Nutzung frei zu geben, nach dem Vorbild auf dem Dachauer MD-Gelände.

Fiedel ist wichtig, die Jugendlichen Vorort zumindest konzeptionell mit ins Boot zu holen. "Miteinfließen soll, wie die Jugend ihr Dorf sieht". Austoben könnte sich die jungen Menschen an der ein wenig außerhalb gelegenen Unterführung an der Johann-Hechenberger-Straße, "da stört es nicht so sehr", findet Caroline Heinz (SPD). Das Motiv in Prittlbach dagegen sollte gefälliger sein.

Schließlich einigten sich die Gemeinderäte auf ein zweigleisiges Konzept: Die außerorts gelegenen Unterführung in Hebertshausen, so der einstimmige Beschluss, wird als öffentliche Graffiti-Fläche freigegeben, die Koordination übernimmt der Verein Outer Circle. In Prittlbach soll die Unterführung ein professionelles Motiv zieren, bei dessen Entwicklung die Outer Circle die örtliche Jugend teilhaben lassen soll.

Die Profis zu beauftragen, fanden nicht alle Hebertshausener Gemeinderäte gut. Gegenstimmen kamen von Simon Wallner (CSU), Gabriele Michal und Hans-Jürgen Schreier (FBB).

© SZ vom 03.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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