Bauvorhaben in Altomünster:Wahlkampf im Altomünsterer Gemeinderat

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In der Debatte über einen Bauantrag fordert der FWG-Kandidat Michael Reiter Bürgermeister Anton Kerle (CSU) heraus

Von Horst Kramer, Altomünster

Dass im Bauausschuss des Altomünsterer Gemeinderates entlang von Parteilinien abgestimmt wird, ist schon seit Menschengedenken nicht mehr vorgekommen. Wenn überhaupt jemals. Jetzt jedenfalls kam es zur Premiere, es ist eben Wahlkampf. Bürgermeister Anton Kerle (CSU) und drei Gemeinderäte seiner Partei sprachen sich dafür aus, ein Bauvorhaben der Volksbank Raiffeisenbank Dachau mit dem Segen des Ausschusses an das Landratsamt weiterzuleiten. Kerles Herausforderer bei der Kommunalwahl, Michael Reiter (FWG), dessen Fraktionskollege Josef Obeser sowie der fraktionslose Josef Haltmayr (in Vertretung eines FWG-Rats) votierten dagegen.

Es ging um das Bauvorhaben in der kleinen Stichstraße "Am Vogelgarten" östlich der Klosteranlage. Die Volksbank Raiffeisenbank hatte 2018 Pläne vorgelegt, auf dem rund 2100 Quadratmeter großen Areal einer ehemaligen Gärtnerei Geschosswohnungsbauten mit 35 Wohneinheiten zu errichten, zusammen mit einer Tiefgarage für 50 Fahrzeuge. Die Anwohner liefen Sturm - wegen des Verkehrs, des befürchteten Schattenwurfs und vielem mehr. Kerle musste bei einer Informationsveranstaltung harte Worte vernehmen. Der damalige Aufruhr war wohl einer der Auslöser für die FWG, sich über einen Gegenkandidaten zu Kerle Gedanken zu machen. Die Bank zog ihre Pläne zurück und präsentierte vor einem Jahr neue, viel bescheidenere Pläne - nun waren nur noch zwei Doppelhäuser und ein Gebäude für sechs Familien vorgesehen. Alle schienen zufrieden, auch die Anwohner. Doch bei der FWG wurde weiter über eine Abwahl Kerles nachgedacht.

Vor einem Monat dann wurde Michael Reiter von der FWG als Bürgermeisterkandidat aufgestellt. Jetzt legte die Bank neue Pläne vor. Kerle berichtete in der Bauausschusssitzung von emissionsrechtlichen Bedenken des Landratsamts, das den Bauträger zur Überarbeitung zwang. Ein Stall auf dem westlichen Nachbargrundstück ist die Ursache dafür. Gegenwärtig sind zwar keine Tiere in dem alten Holzgebäude, doch wenn der Landwirt den Stall wieder in Betrieb nimmt, gelten Abstandsregeln, die dem Bau der beiden Doppelhäuser entgegenstehen. Deshalb sollen beide Häuser nun an der östlichen Grundstücksgrenze gebaut werden. So weit, so unproblematisch.

Doch statt zehn Wohnungen - wie vor einem Jahr - könnten auf dem Gelände nun 14 Wohnungen entstehen. Die Nachbarn sind erneut aufgeschreckt, acht verfolgten die ansonsten nicht sonderlich aufregende Gemeinderatssitzung. Reiter ergriff die Gelegenheit und forderte eine Beteiligung der Anwohner am weiteren Verfahren: "Ansonsten könnte es wie im vorigen Jahr laufen, dass wir hinterher wieder viele Einsprüche erhalten." Sofort war von den Zuhörerbänken der Ruf zu vernehmen: "Einige der Anwohner sind hier vor Ort."

Bürgermeister Kerle erwiderte, dass eine Bürgerbeteiligung in dem Verfahren nicht vorgesehen sei. Zweiter Zwischenruf: "Wenn man nicht will!" Tatsächlich hatte der Bauherr schon im Vorbescheidsverfahren beantragt, auf eine Nachbarbeteiligung zu verzichten. Kerle wollte beide Varianten, zehn sowie 14 Wohneinheiten, an das Landratsamt weiterleiten. Reiter bestand auf einer getrennten Abstimmung: Der Variante 3 mit den 14 Wohnungen könne er nicht zustimmen, sagte er. Drei Gemeinderäte - darunter ein CSU-Mann - schlossen sich ihm an. Es wurde separat abgestimmt, ein kleiner symbolischer Erfolg für den FWG-Kandidaten.

Doch in der Abstimmung über die 14 Wohnungen unterlag Reiter. Der Ausschuss votierte entlang der Parteilinien. Neben dem Rathauschef hoben seine drei CSU-Parteifreunde die Hand, Reiter hatte nur die beiden anderen Kommunalpolitiker an seiner Seite.

© SZ vom 16.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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