Pläne für Grundschule Augustenfeld:Auf Stelzen

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Die Grundschule Augustenfeld bekommt einen Neubau. Außerdem wird der Altbau erweitert, damit das Haus dem Einwohnerzuwachs standhalten kann. Schulleiterin Helga Schiller fürchtet jedoch die Bauphase

Von Viktoria Großmann, Dachau

Es ist ein Durchbruch nach einer mehr als fünf Jahre andauernden Diskussion: Die Grundschule Augustenfeld soll erweitert werden - und zwar im großen Rahmen. Knapp setzten sich acht Stadträte im Bauausschuss mit ihrer Meinung durch, der Grundschule nicht nur einen Anbau zu bescheren, sondern auch das Bestandsgebäude um ein Stockwerk zu erweitern. Um diese große Lösung gab es bereits in vorangegangenen Sitzungen erhebliche Diskussionen. Die CSU vertritt die Meinung, die Schule werde dadurch zu groß. Von einer "Lernfabrik" war die Rede. Durch den beschlossenen Ausbau könnten bis zu 600 Schüler Platz finden, derzeit sind es etwa 320. Die Schule soll auch deshalb möglichst groß gebaut werden, weil sich der Stadtteil Augustenfeld weiterentwickeln soll und in den nächsten Jahren Tausende Einwohner hinzu gewinnen wird.

Für Schulleiterin Helga Schiller ist der Beschluss eine zweischneidige Angelegenheit. "Vom Bedarf her ist diese Entscheidung auf jeden Fall richtig", sagt sie. Der Platz werde gebraucht. Sie selbst unterrichte derzeit regelmäßig in einem Elternsprechzimmer, weil nicht genügend Räume vorhanden sind. Andererseits fürchtet sie, dass die Bauarbeiten den Unterricht stark beeinträchtigen werden. Als Erstes soll ein insgesamt vier Stockwerke hohes zweites Schulgebäude errichtet werden. Das Haus wird allerdings auf Stelzen stehen, das heißt, es hat kein Erdgeschoss. Unter dem Bau wird Freifläche entstehen, die dringend als Pausenhof benötigt wird. Ursprünglich sollte das Haus fünf Stockwerke, also vier voll ausgebaute Geschosse haben. Doch die benachbarte Montessorischule wehrte sich vehement gegen ein solches Gebäude: 21,5 Meter erschienen den Verantwortlichen zu hoch. Zum Ausgleich bot die Schule Pausenfläche auf ihrem Grundstück an. Die Stadträte blieben jedoch beim überdachten Pausenhof unter dem Neubau. Dieser soll nun nicht höher als 17 Meter werden. Zum Ausgleich soll das Bestandsgebäude um ein Stockwerk erweitert werden.

Zwischen Altbau und Montessorischule soll der Neubau errichtet werden, den Nachbarn zuliebe mit nur vier statt fünf Stockwerken. Zusätzlich wird das bestehende Gebäude erweitert. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Seit zwei Jahren hat Helga Schiller keine Stellvertretung

"Das wird niemals in den Schulferien zu schaffen sein", sagt die Schulleiterin. Zu Zeiten, in denen Kinder auf den Übertritt auf die weiter führenden Schulen vorbereitet werden, wäre es besonders ungünstig, sagt sie. "Es gibt Lernzielkontrollen, es gibt Proben", sagt Schiller. Konzentration sei unbedingt wichtig. Wie Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) in der Sitzung des Bauausschusses sagte, könnte versucht werden, alle Klassen vorübergehend in den Neubau auszulagern und dann die Erweiterung im Bestand vorzunehmen. Schiller sieht das problematisch, da schwer vorherzusagen sei, in welchem Jahr wie viele Schüler kämen. Selbst unter dem Jahr sei die Fluktuation an Schülern und auch an Lehrern erheblich. Die Schule hat nicht nur Platzmangel: Seit zwei Jahren muss Schiller ohne eine Konrektorin auskommen.

Die Grundschule Augustenfeld soll zu einer gebundenen Ganztagsschule werden, auch deshalb steigt der Platzbedarf. Hartmann versuchte, ein weiteres ständiges Streitthema unter den Stadträten beizulegen. Er drängte auch deshalb auf eine große Lösung, weil er sicher gehen wollte, dass am Ende genügend Räume für Hort- und Mittagsbetreuung zur Verfügung stehen. Diese brauche man nicht an einer Ganztagsschule, beharrte die CSU. Doch Hartmann fürchtet, dass das Ganztagskonzept nicht von allen Eltern akzeptiert werden könnte, weil die Betreuung nach 16 Uhr und in den Ferien fehlt. Die Stadt München musste bereits einsehen, dass aus diesem Grund das Konzept bei Eltern von Grundschulkindern nicht so gut ankommt, wie erhofft. So möchte auch Hartmann weiterhin die Möglichkeit haben, klassischen Schulbetrieb mit anschließender Hortbetreuung anzubieten.

Schulleiterin Helga Schiller hat Bedenken: Der Bau wird sich nicht in den Ferien bewältigen lassen, die Viertklässler werden das Nachsehen haben. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Gut möglich, dass Schulleiterin Helga Schiller den Umbau nicht mehr aktiv miterlebt: In zweieinhalb Jahren geht sie in Pension. Laut Stadtbauamtsleiter Michael Simon gibt es derzeit keinen Zeitplan für die Umsetzung des Beschlusses. "Erst einmal müssen die Architekten detailliert planen." Das Projekt habe selbstverständlich Priorität. Allerdings hat im Dachauer Bauamt mittlerweile fast alles Priorität. Wichtig findet Schiller auch, dass das Gelände eingezäunt wird, weil etwa Hunde einfach auf das Grundstück liefen. "Darum kämpfe ich seit zehn Jahren", sagt Schiller. Im Bauausschuss war davon keine Rede.

© SZ vom 16.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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