Bau- und Planungsausschuss:Auf der Suche nach Gewerbeflächen

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Um wohnortnahe Arbeitsplätze zu schaffen, braucht die Stadt Dachau mehr Flächen für Unternehmen. Mögliche Standorte sind Gebiete am östlichen und nordöstlichen Ortsrand sowie in Augustenfeld Süd

Von Viktoria Großmann, Dachau

Viel ist flächenmäßig für die Stadt nicht mehr drin. Nun haben sich die Dachauer Stadträte im Bau- und Planungsausschuss darauf geeinigt, östlich und südlich vom ehemaligen Seeber-Gelände kein weiteres Gewerbegebiet mehr zuzulassen. Das Grundstück, auf dem noch früher das Feinpappenwerk Schuster seine Produktion hatte, wird derzeit von einer Münchner Holding entwickelt. Auf acht Hektar können sich Betriebe ansiedeln. Das ist schon einiges, aber der Stadt eigentlich noch zu wenig. Ein Gewerbeflächenentwicklungskonzept sollte deshalb Klarheit darüber bringen, wo noch Standorte frei sind. Dabei wurden nun Flächen östlich und westlich der Gröbenrieder Straße zunächst verworfen - aus Gründen des Hochwasserschutzes. Diese Grundstücke kommen, wenn überhaupt noch, erst in vielen Jahren in Betracht.

Übrig bleiben der östliche und nordöstliche Ortsrand und Flächen in Augustenfeld Süd. Die Stadtverwaltung soll nun versuchen, dort Grundstücke zu kaufen. Während das Nein zu den Flächen am Seeber-Gelände ein Ja zur Erhaltung von Grünflächen bedeutet, müssten für Gewerbeflächen im Nordosten der Stadt Grundstücke dem Landschaftsschutzgebiet entzogen werden. Die Stadt argumentiert hier mit der geplanten Ostumfahrung, die vom Freistaat finanziert werden soll. Dazu muss ohnehin der Zuschnitt des regionalen Grünzugs verändert werden. Die Stadt stimmte diesen Änderungen im Mai unter der Bedingung zu, dass die Trasse in Zukunft die westliche Grenze des Grünzugs bildet. Damit bliebe auf Flächen nahe der neuen Straße etwas Platz für Gewerbe. Bis die Ost-Umfahrung kommt, kann allerdings noch etwas Zeit vergehen. Die CSU hatte sich mit ihrem Anliegen, dass die Stadt die Straße zu großen Teilen selbst bezahlen solle, nicht durchsetzen können. Die Bauarbeiten hätten dadurch nur etwa ein Jahr früher begonnen, die Stadt hätte aber 13,5 Millionen Euro aufbringen müssen.

Im Willen aber, mehr Gewerbeflächen auszuweisen, sind sich alle Stadträte einig. Die einfache Rechnung: mehr Gewerbe, mehr Steuereinnahmen. Also frohlockt die CSU ein bisschen, dass eine der möglichen Flächen an der von ihr so geliebten Ost-Umfahrung hängt. "Ohne Ost-Umfahrung auch kein Gewerbegebiet", stellt Gertrud Schmidt-Podolsky fest. Dauern wird es auf jeden Fall noch einige Jahre, bis im Nordosten der Stadt etwas geschieht.

Am ehesten Erfolg versprechend erscheint der Plan, in Augustenfeld, südlich des Schulzentrums, Grundstücke für die Gewerbeansiedlung zu erwerben. Auch diese sind gut an den Verkehr angebunden und es gibt keinerlei Schutzauflagen. Zudem könnten hier im besten Falle einmal Menschen arbeiten, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad aus dem Wohngebiet gleich nebenan in ihren Betrieb kommen.

Auch darum geht es den Stadträten ja: wohnortnahe Arbeitsplätze zu schaffen. "In Dachau leben viele junge Menschen", sagt Schmidt-Podolsky. Diese sollten in der Stadt auch eine Arbeit finden. Wirtschaftsreferent Florian Schiller (CSU) mahnt, dass die Ausweisung der Flächen zuallererst ansässigen Betrieben und den Einwohnern Dachaus helfen soll.

Das wäre der Idealfall. Denn auch wenn das weitere Vorgehen für das Gewerbeflächenentwicklungskonzept von allen Stadträten im Bauausschuss mitgetragen wurde, sind doch einige skeptisch. So fürchtet Thomas Kreß (Grüne), dass mehr Gewerbe noch mehr Zuzug bringt - es entstünde ein Teufelskreis für die Stadt, die aus den Gewerbesteuereinnahmen Investitionen in die nötige Infrastruktur für die wachsende Stadt tätigen möchte. Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) sieht das Problem, versucht sich aber mit einer pragmatischen Lösung. "Vielleicht hätte man bereits vor zehn oder 15 Jahren nicht soviel Wohnbauflächen ausweisen dürfen." Oder eher die Investoren zu einer sozialgerechten Bodennutzung heranziehen müssen - das hilft Städten, Folgekosten des Zuzugs wie den Bau von Straßen und Schulen besser zu bewältigen. "Natürlich können wir den Rotstift bei Sport und Kultur ansetzen", sagt Hartmann. "Aber ist die Stadt dann noch lebenswert?" Auf neuen Wohnraum gänzlich zu verzichten, sieht Hartmann nicht als Lösung an. Auch Erholungsflächen seien nötig. "Es ist ein Wohlstandsproblem", sagt der OB. Und benennt - wie schon öfter zuvor - ein grundsätzliches Problem in der Flächennutzung: "So lange die Gewerbesteuer die Haupteinnahmequelle von Kommunen bleibt, so lange werden Kommunen Gewerbeflächen ausweisen." Hartmann hatte schon auf gemeinsamen Stadt-Umland-Konferenzen eine andere, gerechtere Verteilung von Steuereinnahmen zwischen den Kommunen im Großraum angeregt: denen, die mehr Wohnraum haben und denen, die mehr Gewerbeflächen haben. Einer an Gewerbe reichen Gemeinde wie Bergkirchen dürfte so ein Vorschlag weniger gefallen.

Da wurde auch die CSU nachdenklich: "Vielleicht hätte man schon vor langer Zeit anders planen müssen", sinnierte Gertrud Schmidt-Podolsky, seit Jahrzehnten Stadträtin. "Aber", so fing sie sich wieder, "ein Gewerbegebiet bringt auf jeden Fall Geld." Nun muss nur noch jemand der Stadt die gewünschten Grundstücke verkaufen. Damit tun sich derzeit die meisten Kommunen sehr schwer.

© SZ vom 07.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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