Band aus Seattle in Dachau:Rauchende Köpfe

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Ein bisschen "Kiss", ein bisschen van Halen - das rockt, bis das Publikum kocht. Die Band aus Seattle "Smokey Brights", allen voran Gitarrist Ryan Devlin und Sängerin Kim West, gibt alles auf ihrem Konzert in Dachau. (Foto: Niels P. Jørgensen)

"Smokey Brights" begeistern mit Psychedelic Rock

Von Andreas Förster, Dachau

Mal sind sie düster, mal leuchten sie, die Smokey Brights - und am Ende des Konzerts raucht der Kopf. Das wäre so in etwa das Destillat aus der Übersetzung des Bandnamens und der Wirkung ihrer Musik. Der Kopf raucht vor allem aus dem einen Grund: Es wird heiß, wo die Band aus Seattle auftritt. Die vier Musiker machen richtig Dampf und das Publikum geht voll ab, stampft, klatscht und, das ist eher eine Seltenheit im engen Café Gramsci, tanzt zu dem rockig-groovigen Discobeat aus der Feder von Sänger und Gitarrist Ryan Devlin und seiner Frau, Sängerin und Keyboarderin Kim West.

Er im schlichten schwarzen T-Shirt mit Burt-Reynolds-Gedächtnis-Schnurrbart, sie im Glitzer-Jumpsuit, beide mit einer Föhnwelle, wie sie vor 35 Jahren angesagt war. Es ist auch optisch unschwer zu erkennen: Devlin und West haben ihre musikalische Prägung in den späten 70er und 80er Jahren erfahren. Mit rockigen Gitarren-Riffs im Stil des jungen Eddie van Halen und poppigen Synthie-Klangteppichen à la van Halen oder Kiss unterfüttern sie ihre Songs. Die 90er Jahre, als die Trendsetter der Rockmusik, wie Nirvana, Pearl Jam oder Soundgarden, aus dem Nordosten der USA und überwiegend aus Seattle kamen, scheinen völlig an ihnen vorbeigegangen zu sein. Gut so, denn im Café Gramsci, wegen seiner kleinen Bühne und der Wohnzimmeratmosphäre überwiegend von Singersongwritern mit Akustikgitarre und Kleinstinstrumentierung besucht, waren die vier, neben Devlin und West die Rhythmussektion mit Bassist Luke Logan und Drummer Nick Krivchenia, laut genug.

Und Rhythmus, das ist das Rückgrat von Smokey Brights, die gerne mal, wie "Save Us Sarah", langsam in einen Song starten und, um dann wie Mando Diao in "Dance With Somebody" richtig in Fahrt zu kommen. Gleichermaßen beherrschen sie in allen Schattierungen den Psychedelic Rock, ein Genre der 1970er und 80er Jahre und später ein Markenzeichen in den Soundtracks der Filme von Kultregisseur Quentin Tarantino. Beides zieht sich durch die vier Alben der charismatischen Musiker, die erst ein halbes Jahrzehnt gemeinsam auf der Bühne stehen und eine große Zukunft vor sich haben. Das nächste Mal werden sie sich in Dachau eine größere Halle suchen müssen.

© SZ vom 12.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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