Autokennzeichen in Dachau:Hitler grüßt vom Nummernschild

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"AH" steht bei Rechtsradikalen als Code für Adolf Hitler, "88" für "Heil Hitler". Und so schockiert es, dass ausgerechnet in Dachau ein Auto mit dem Kennzeichen "DAH-AH 88" zugelassen wurde. Das Landratsamt ist überrascht - und will nun handeln.

Walter Gierlich

Wenn einer "Heil Hitler" aufs T-Shirt druckt, ist das strafbar. Daher haben Rechtsradikale Codes, um die Gesetze zu umgehen, ihre politischen Ansichten aber dennoch öffentlich zu zeigen - erkennbar auf jeden Fall für ihresgleichen. Da heißt es dann statt "Heil Hitler" einfach "88", weil das H der achte Buchstabe des Alphabets ist - und jeder Neonazi weiß, dass er es mit einem Gesinnungsgenossen zu tun hat.

Und wer den einstigen Führer verherrlichen will, kürzt ihn einfach mit "AH" ab. Daher staunte ein Dachauer SZ-Leser nicht schlecht, als am Montagmorgen vor ihm an der Ampel ein Wagen mit dem Kennzeichen DAH-AH 88 stand, eine Kombination, die ihm angesichts der rechtsextremen Konnotation einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ.

Umgehend alarmierte er das Landratsamt, die zuständige Behörde für die Vergabe der Nummernschilder, wo man über die Beobachtung des Dachauers auch nicht schlecht erschrak, wie Andrej Martic, der Abteilungsleiter für öffentliche Sicherheit und Ordnung, der Dachauer SZ sagt. "Gerade bei einem Dachauer Kennzeichen ist das besonders unglücklich." So sei seit dem Jahr 2010 die Buchstabenkombination AH bei der Zulassungsstelle gesperrt. Doch sei das fragliche Fahrzeug schon 2007 mit AH 88 als Wunschkennzeichen zugelassen worden.

Damals waren lediglich die Abkürzungen SS, SA, HJ oder KZ aufgrund einer bundesweiten Empfehlung aus den siebziger Jahren auf Nummernschildern gesperrt, die schon auf den ersten Blick als mit dem Nationalsozialismus verbunden erkennbar waren. Auf den Halter, dessen Namen Martic aus Datenschutzgründen nicht nannte, seien mehrere Fahrzeuge mit der Kombination AH zugelassen, denn dabei handle es sich um dessen Initialen.

Martic kündigte an, dass seine Behörde nun als erstes mit dem Halter Kontakt aufnehmen werde. "Wir werden an ihn herantreten und ihm die Problematik schildern, die sich gerade in Dachau ergibt." Möglicherweise sei ihm der rechtsradikale Hintergrund der Buchstabenkombination gar nicht bekannt, so dass er freiwillig auf das jetzige Kennzeichen verzichtet. Vielleicht sei es ihm ganz recht, "dass wir ihn darauf hinweisen". Das sei der erste Schritt, und Martic hofft, dass er erfolgreich ist.

Andernfalls müssten rechtliche Schritte geprüft werden, mit denen das Landratsamt allerdings Neuland betreten würde. "Denn bisher gibt es ja kaum Erfahrungen mit Kennzeichenentziehungen", betont der Abteilungsleiter - und wirkt ratlos.

© SZ vom 11.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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