Ausstellung zur 400-Jahr-Feier:Damals, in Taxa

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Der Wallfahrtsort hat zu Spitzenzeiten jährlich an die 60 000 Pilger angezogen. Jetzt feiert die Gemeinde Odelzhausen die Gründung des ehemaligen Klosters vor 400 Jahren mit einer Ausstellung historischer Figuren im Rathaus

Von Renate Zauscher, Odelzhausen

Odelzhausen feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum: Die Gemeinde erinnert an Kirche und Kloster von Taxa, die fast 200 Jahre lang, vom Beginn des 17. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts, eines der wichtigsten Wallfahrtszentren Altbayerns bildeten. Aus Anlass des 400. Gründungsjubiläums finden mehrere Veranstaltungen statt, darunter ein Konzert und Theatervorstellungen, die im Zusammenhang mit Taxa stehen. Die Eröffnung einer Ausstellung im Rathaus, in der Gegenstände aus dem ehemaligen Kloster und der Klosterkirche "Maria Stern" gezeigt werden, bildete am Sonntag den Auftakt für das Taxa-Jahr 2018. Dabei wurde auch ein Sonderheft der heimatkundlichen Zeitschrift "Amperland" für die Landkreise Dachau, Freising und Fürstenfeldbruck vorgestellt, das Taxa gewidmet ist.

Kunstvoll geschnitze Figuren. (Foto: Toni Heigl)

"Was wäre, wenn es den Wallfahrtsort Taxa heute noch gäbe?", fragte der Odelzhausener Bürgermeister Markus Trinkl die Besucher der Ausstellung. "Ganz klar", lautete Trinkls Antwort, "da würde ich Sie heute natürlich nicht hier im Rathaus, sondern in Taxa begrüßen können, wo zu Spitzenzeiten an die 60 000 Wallfahrer jährlich hingepilgert sind." Im Jahr 1618 war mit dem Bau der ersten Kapelle in Taxa begonnen worden, aus der in späteren Jahrzehnten durch An- und Erweiterungsbauten der mächtige Kirchen- und Klosterkomplex entstand. Das Ende brachte die Säkularisation: Der damalige Dachauer Gerichtsschreiber Adam Heydolph verfügte den Abriss der Anlage und die Versteigerung des Kirchen- und Klosterinventars. Seitenaltäre der Kirche gelangten in Dorfkirchen der Umgebung, Möbel, Bilder und Bücher größtenteils in Privatbesitz.

Die historischen Figuren sind eine Woche lang im Rathaus in Odelzhausen zu sehen. (Foto: Toni Heigl)

Ein Bauer aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck, Anton Knoller, füllte der Überlieferung nach sieben Heuwagen mit ersteigerten Gegenständen. Mehr als 200 Jahre lang wurden sie in der Familie des Mannes gehütet, bis die Sammlung vor wenigen Jahren erneut zur Versteigerung kam. Dabei gelang es, eine Reihe von Zeugnissen der einstigen Pracht von Kloster und Kirche für die Gemeinde zu erwerben. Bereits vor drei Jahren wurden diese Gegenstände in Odelzhausen der Öffentlichkeit präsentiert. Jetzt können sie, durch einige Leihgaben ergänzt, noch einmal eine Woche lang besichtigt werden. Eine dauerhafte Ausstellung ist geplant.

Bürgermeister Markus Trinkl eröffnet die Ausstellung zu 400 Jahren Kloster Taxa. (Foto: Toni Heigl)

In der Schau im Rathaus liegt auch das Sonderheft von "Amperland" aus, in dem Taxa von verschiedenen Seiten beleuchtet wird. Der Historiker und Herausgeber der Zeitschrift, Wilhelm Liebhart, setzt sich in einem Beitrag mit der Verbindung der Klöster Taxa und Altomünster auseinander, die Kreisheimatpflegerin Birgitta Unger-Richter mit der Kunst- und Baugeschichte von Kirche und Kloster. Geschichtslehrerin Katharina Friedl befasste sich mit der Ursprungslegende der Kapellengründung, bei deren Verbreitung der Barockprediger Abraham a Sancta Clara und sein Büchlein "Gack/Gack/Gack à Ga" eine Rolle spielen. Klaus Wolf, Professor an der Universität Augsburg, widmete sich der Stellung Abrahams in der Literaturgeschichte.

Horst Heres aus Dachau besitzt eine große Sammlung von Andachtsbildchen aus Taxa und schreibt im "Amperland" über diesen Aspekt des dortigen Wallfahrtswesens. Der Odelzhausener Gemeinderat Roderich Zauscher berichtet über die Gegenstände, die er mit dem Geld vieler Sponsoren bei zwei Versteigerungen in München praktisch im letzten Moment für die Gemeinde retten konnte, ehe sie in private Hände gelangten und damit für die Öffentlichkeit verloren gewesen wären wie so viel anderes aus Taxa.

Wie sehr die Erinnerung an die Wallfahrtskirche "Maria Stern" und das Kloster der Unbeschuhten Augustiner aber auch heute noch in der Bevölkerung verwurzelt ist, zeigte am Sonntag das große Interesse an der Veranstaltung im Rathaus. Viele der etwa 100 Gäste im Sitzungssaal, die sich an einem großen Buffet und einem eigens für das Jubiläumsjahr gebrauten "Taxa-Bier" der Odelzhausener Schlossbrauerei stärken konnten, blieben bis weit in den Nachmittag hinein. Sie tauschten Erinnerungen und solche von Eltern und Großeltern aus, von denen manche noch als Kinder in den Kellern der Klosteranlage und der dortigen Brauerei gespielt hatten.

© SZ vom 30.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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