Ausstellung zu Richard Huber:Erinnerung an einen kreativen Kosmopoliten

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Zum zehnten Todestag des Dachauer Bildhauers und Malers Karl Huber zeigt seine Familie stimmungsvolle Aquarelle aus dem Spätwerk des Künstlers

Von Dorothea Friedrich, Dachau

Musik von Astor Piazzolla und Jos van den Dungen weht am Donnerstagabend durch die Sparkassen-Geschäftsstelle an der Münchner Straße in Dachau Süd. "Die haben wir ausgesucht, weil Karl Huber ein weit gereister Mann war", sagt Geigerin Gudrun Huber. Sie sei "mit Karl Huber nicht verwandt", betont sie.

Karl Huber (1928 - 2009) war Maler, Bildhauer und ein Meister der Mosaikkunst. Viele Jahre arbeitete er in der Kleinen Moosschwaige, im ehemaligen Atelier von Paula Wimmer, ein unübersehbares Signal für seine künstlerische Verbundenheit mit der früheren Künstlerkolonie Dachau. Seine Mosaiken und Skulpturen sind an vielen Gebäuden und Orten im Landkreis zu sehen. Die Bronzereliefs am Portal der Klosterkirche Schönbrunn und das Antependium - der Altarsockel - in der Kirche stammen von ihm.

Nun zeigt die aktuelle Ausstellung in der Sparkasse frühe Plastiken und späte Aquarelle Hubers. Damit wollen Hubers Witwe Hildegard und seine Kinder an seinen zehnten Todestag erinnern. Sie haben die kleine, aber feine Schau "mit Herzblut organisiert und kuratiert", wie Geschäftsstellenleiter Franz Wagner zur Begrüßung sagt. Aber warum in einer kleinen Filiale, die sonst nicht zu den begehrtesten Orten für Kunstevents zählt? Die Antwort ist einfach: Weil hier ein Mosaik Hubers Farbe in die nüchternen Geschäftsräume bringt. Davor steht jetzt ein Frauentorso aus grau-schwarzem Basalt und zieht die Blicke magisch an. Hat Huber doch das schwer zu bearbeitende Vulkangestein in eine immer noch erdverbundene, aber zugleich in die Ferne weisende Gestalt transferiert. Die späten, fast ins Abstrakte gehenden Aquarelle zeigen oft karge Landschaften und wecken die Sehnsucht nach Weite und Ferne. "Die hat er gemalt, als er schon fast nicht mehr sehen konnte", erzählt Hubers jüngster Sohn Stephan. Wie überhaupt der Familien-Clan bereitwillig alle Fragen beantwortet, die den Vernissage-Gästen, darunter einige Künstlerkollegen sowie Landrat Stefan Löwl, so einfallen.

Karl Huber liebte weite Landschaften. Hier zu sehen: "Im Fränkischen Jura". (Foto: Toni Heigl)

Doch die Ausstellung ist nicht nur eine Hommage an Karl Huber, sie ist zugleich eine Reverenz an einen Mann, der die Künstlervereinigung Dachau (KVD) über viele Jahre geprägt hat. Die KVD feiert bekanntlich heuer ihr 100-jähriges Bestehen - "und ein Viertel dieser Zeit hat Karl Huber mitgestaltet", sagt Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler in seiner Ansprache. Huber war mit Unterbrechungen von 1966 bis 1984 KVD-Vorsitzender, insgesamt 14 Jahre lang. "Er hat den Flohhaufen zusammengehalten", sagt Göttler, und "er hatte eine Scharnierfunktion, weil er die alten Künstler noch gekannt hatte". Dabei sei Huber "kein Lokalpatriot, sondern ein viel gereister Mann" gewesen.

Der gebürtige Freisinger Huber war Zeit seines Lebens eine Entdeckernatur. Er musste zwar auf väterliche Weisung zunächst eine kaufmännische Lehre absolvieren, wollte aber schon immer Maler werden. In den Fünfzigerjahren lebte und arbeitete er in Schweden und ließ sich lebenslang von der Weite und Tiefe der Landschaft inspirieren. Doch für Göttler hat diese Ausstellung mit Alterswerken noch eine andere Bedeutung. "Wir sind eine alternde Gesellschaft, da ist es eine frohe Botschaft so etwas Kraftvolles zu sehen; zu sehen, dass man etwas tun kann und nicht nur zu genießen, was mal war", sagt er. Wie das gehen kann, lässt sich an diesem lockeren Abend sogleich erleben: Die 81-jährige Hildegard Huber steht kerzengerade am Rednerpult. "Karl Huber fand in Dachau die Atmosphäre und die Menschen, um seine Genialität zu entfalten", sagt sie. Das ist möglicherweise eine Erklärung, warum sich Huber in Dachau so engagierte, Schloss- und Sparkassenausstellungen organisierte, warum seine Skulpturen, wie der Bärenbrunnen in Freising, bis heute nichts von ihrer Anziehungskraft verloren haben. Bleibt nur noch endgültig zu klären, warum das Trio Gudrun Huber, Eva Kausch und Florian Eberhard die begeisternde Tangomusik von Astor Piazzolla ausgesucht hat. Auch diese Antwort ist so einfach wie verblüffend: Weil ausgerechnet Finnland völlig tangoverzückt ist und Huber im besten Sinne Skandinavien-verzückt war.

Die Vernissage ist zugleich ein Familientreffen: Christian, Barbara und Johanna Fischbacher, Ulla Riedl, Hildegard Huber und Stephan Huber. (Foto: Toni Heigl)

Die Ausstellung ist noch bis Freitag, 21. Juni, zu den Öffnungszeiten der Sparkasse zu sehen,

© SZ vom 08.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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