Ausstellung in der Dachauer Sparkasse:Echte Handarbeit

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Auszubildende der Schreinereien aus dem Landkreis präsentieren in der Hauptstelle der Dachauer Sparkasse ihre Gesellenstücke. Die Zahl der Absolventen ist zurückgegangen. Viele nutzen die Ausbildung als Sprungbrett für eine weitere Karriere

Von Clara Nack, Dachau

Max Schreiner - nomen est omen - hat sein Werk "Paulum" getauft. Das lateinische Wort bedeutet "nur wenig". Der Name passt sehr gut zu seinem minimalistischem Sekretär, den man an die Wand hängen und wegklappen kann. Das Möbel ist das Gesellenstück des jungen Mannes. Seit Donnerstag ist es in der Sparkassenfiliale am Sparkassenplatz ausgestellt, zusammen mit den Werken von weiteren Auszubildenden aus dem Landkreis Dachau, die die Gesellenprüfung als Schreiner abgelegt haben. Von Holzöfen über Sideboards bis hin zu modernen Sekretären ist alles dabei. Dennoch klagen die Betriebe über Nachwuchsmangel.

Neun Lehrlinge bestanden in diesem Jahr die Prüfung, sagt Kreishandwerksmeister Ulrich Dachs, der die Schreinerei Hammerl in München führt. In den vergangenen Jahren habe es immer mindestens 16 Absolventen gegeben. "Wir befinden uns gerade in einem Tal", sagt er. Max Schreiner, der seine Lehre im Betrieb Schirmer in Röhrmoss absolvierte, hat ein Faible für Design. Dass er Talent hat, sieht man an seinem Gesellenstück. "Ich wollte erst einen Schminktisch für meine Freundin schreinern, aber sie meinte, ich soll doch lieber etwas für mich bauen", sagt der junge Schreiner. "Ein Büro brauche ich in Zukunft sowieso." Max belegte nach dem Innungssieger und Prüfungsbesten Tobias Hof den zweiten Platz bei der Gesellenprüfung der Dachauer Schreinerinnung. Wenn er in der Fürstenfeldbrucker Schreinerei Otto Bahls, zu der er wechselt, noch einige Erfahrungen mit ganz anderen Holzarten gesammelt hat, will er entweder die Technische Schule in Rosenheim besuchen oder sich für einen Studienplatz in Architektur bewerben.

Der Sekretär von Max Schreiner kann an der Wand aufgehängt werden und braucht wenig Platz. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ähnlich sehe es bei der Hälfte aller Absolventen der vergangenen Jahre aus, fasst Ulrich Dachs zusammen. "Viele nutzen das Schreinerhandwerk als Sprungbrett für die weitere Karriere." Bedauerlich sei nur, dass es genau die Klassenbesten und die Lehrlinge seien, die später im Betrieb Verantwortung übernehmen könnten, die "verloren gingen". Einer hat bereits einen Studienplatz im Bauwesen ergattert, ein anderer möchte nun Innenarchitekt werden.

Angesichts der Zahlen des beginnenden Ausbildungsjahres 2018 / 19 kann die Schreinerinnung jedoch trotzdem optimistisch nach vorne schauen. Aus den Landkreisen Dachau und Fürstenfeldbruck sind dieses Jahr 48 neue Schreinerlehrlinge an der Berufsgrundschule angemeldet. Im Landkreis Dachau hätte man locker Kapazitäten für mindestens 20 Lehrlinge. Doch München wirkt auch in dieser Branche als Magnet. Die Landeshauptstadt zieht Bewerber aus den umliegenden Landkreisen ab.

Innungsbester wurde Tobias Hof, der einen Raumluftofen aus Holz konstruierte. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Da freuen sich die hiesigen Schreinereien über angehende Gesellen wie Felix Kraus aus Oberschleißheim. Mit seinem Sideboard, das er sich für die eigene Musikanlage zuhause gezimmert hat, belegte er den dritten Platz. Schon von klein auf hat er sich für dieses Handwerk begeistert. Als Schreiner zu arbeiten könnte er sich definitiv vorstellen, aber er möchte auch noch ein paar andere Erfahrungen sammeln, bevor er ins Berufsleben geht. "Ich habe überlegt noch ins Ausland zu gehen und mich dort zeitweise zu bewerben. Im Handwerk kann man ja überall arbeiten", sagt Felix Kraus. Vielleicht reist er nach Australien oder Neuseeland, wo auch die Bezahlung nicht schlecht sein soll.

Der "goldene Boden im Handwerk" bleibe jedoch auch in Deutschland weiterhin bestehen, meint Dachs. Gerade heutzutage werde für Möbelstücke gut gezahlt, die Kunden ein Gefühl des Wohlbefindens vermitteln würden. Der Obermeister der Dachauer Schreinerinnung appelliert an die jungen Leute, den Schreinerberuf weiter auszuüben. "Wir können unsere Aufträge nur bewältigen, wenn ihr weitermacht - wenn ihr eure Ideen einbringt", sagt Dachs bei der Ausstellungseröffnung in der Sparkassenfiliale zu den frisch gebackenen Gesellen.

Felix Kraus hat ein Sideboard für seine eigene Musikanlage gezimmert. Er will noch Berufserfahrung im Ausland sammeln. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Max Schreiner erzählt, er habe auf größeren Baustellen auch mal Türen gesetzt und Klinken geschraubt, aber auch sonst alles mitgenommen, was das Schreinerhandwerk zu bieten hat. In kleineren Betrieben, die vor allem in den umliegenden Landkreisen zu finden sind, sei es noch möglich, sich in jede Richtung auszuprobieren. Erst so sei es möglich herauszufinden, wo die berufliche Reise hingehen soll. Dachs betont, es sei bei der Ausbildung sehr wichtig, einen eingeschlagenen Weg "auch mal zu Ende zu gehen". Das gelte sowohl für das Studium und die weiterführenden Schulen als auch für die Lehre in einem Betrieb. Auch wenn man später nicht in dem Beruf arbeiten möchte, der sich nach einer abgeschlossenen Ausbildung anbietet, lohne es sich dranzubleiben. Vielleicht ändere der eine oder andere nach der Berufserfahrung noch seine Meinung, so Dachs.

© SZ vom 03.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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