Aufruf:Damit die Hilfe weiter rollt

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Der Etat des Dachauer Roten Kreuzes für Auslandshilfe ist nahezu ausgeschöpft. Um weiterhin Bedürftige in der Ukraine unterstützen zu können, bittet die Wohlfahrtsorganisation Bürger des Landkreises um Sach- und Geldspenden

Von Johannes Korsche, Dachau

Mehrmals im Jahr liefert das Bayerische Rote Kreuz (BRK) in Dachau Hilfsgüter in die Westukraine, zuletzt im Mai. Seit 24 Jahren unterstützt das BRK den Bezirk Iwano Frankiwsk und die ukrainische Stadt Uschhorod. Johann Ramsteiner vom BRK berichtet: "Der letzte Hilfstransport des Dachauer Roten Kreuzes bestätigte, was wir schon lange befürchtet haben: Die Situation der Menschen in der Westukraine ist mehr als dramatisch geworden." Die nächste Hilfsgüterlieferung in die Ukraine sei dringend nötig, doch der Etat der Auslandshilfe, die sich um die Lieferungen kümmere, sei für dieses Jahr nahezu ausgereizt, teilt Ramsteiner mit.

Die Lage in der Westukraine sei wegen des Konflikts mit Russland im Osten des Landes sehr angespannt. Der 62-jährige Wilhelm Stolz von der Auslandshilfe des BRK Dachau fasst die Situation in den westukrainischen Städten zusammen: "Die Regionen um Uschhorod und Iwano Frankiwsk sind zwar nicht direkt von den Kämpfen betroffen, aber es fliehen viele Verletzte und Zivilisten aus der Ostukraine dorthin. Die haben außer ihrem Leben nichts dabei." Allein im Gebiet um Iwano Frankiwsk seien 4000 Flüchtlinge untergebracht, insgesamt seien Hunderttausende Krimtartaren und Ostukrainer vor Krieg und Besatzung auf der Flucht, teilt das BRK Dachau mit.

Die Auslandsgruppe des Roten Kreuzes Dachau ist mit 18 Ehrenamtlichen gut bestückt. Stolz ist seit 1971 ehrenamtlich beim BRK aktiv und war "schon 15 bis 20 Mal mit Hilfstransportern in der Ukraine vor Ort". Es mangelt nicht am ehrenamtlichen Einsatz, die Hilfsgütertransporte sind wegen der hohen Diesel- und Mautkosten in Gefahr. Eine Lieferung mit den beiden Lastwagen des BRK koste um die 4500 Euro, sagt Stolz. Dabei könne jedes Gut, das in gutem Zustand sei, in der Ukraine viel bewegen, berichtet der 62-Jährige: "Kleidung, Rollatoren, Rollstühle oder Küchengeräte - einfach alles hilft." Geliefert werden neben Kinderspielzeug und Pflegeartikeln auch die Geräte einer ganzen Zahnarztpraxis, Röntgengeräte sowie Pflege- und Krankenbetten. Der Standard in der Ukraine bei der Ausrüstung der Krankenhäuser "ist auf dem Stand der 1960er Jahre". Auch deshalb plane das BRK noch mindestens zwei weitere Transporte.

Ein zusätzliches Problem in der Ukraine ist die Inflation: "Die Einkommen haben sich durch die Entwertung der Landeswährung nahezu halbiert. Dazu kommt, dass die Preise davongaloppieren", berichtet Ramsteiner. Auch deswegen seien die Leute immer sehr dankbar und entgegenkommend, wenn das BRK mit den 19 bis 22 Tonnen an Hilfsgütern komme, erzählt Stolz.

Bevor er die in etwa 1350 Kilometer lange Fahrt nach Iwano Frankiwsk antreten kann, ist viel zu erledigen. "Allein die Genehmigungen einzuholen dauert schon sechs Wochen." Hinzu kommen die Lagerung und Beschaffung der Hilfsgüter in Dachau. Wenn alles vorbereitet ist, sind Stolz und die anderen Ehrenamtlichen für eine Lieferung sechs bis sieben Tage unterwegs. Nur mit der Anlieferung ist es nicht getan. In der Ukraine angekommen, vergewissern sie sich, dass die bereits gelieferten Hilfsgüter auch angemessen eingesetzt werden. Zudem klären sie, welche Hilfsgüter bei einer kommenden Lieferung benötigt werden.

Bevor Stolz im Vorruhestand war, nahm er sich für den Transport Urlaub. Es war für ihn immer selbstverständlich, sich zu engagieren: "Wenn man einmal dort war und die Not der Menschen gesehen hat, will man helfen. Außerdem habe ich mit den Jahren sehr schöne, persönliche Beziehungen dorthin aufgebaut. Da macht man das alles gerne."

Dachauer, die den Bedürftigen in der Ukraine helfen möchten, können sowohl mit Sach- als auch Geldspenden beitragen. Für Sachspenden ist jeden ersten Samstag im Monat in Pellheim, Viehhauser Straße 2 eine Annahmestelle geöffnet. Stolz betont aber, dass sie nicht alles gebrauchen können: "Jeans mit Löchern mögen in Deutschland ein Trend sein, wir können damit leider nichts anfangen. Auch dreckige Kleidung ist nichts für uns. Ich kann ja keine Flöhe oder Läuse rüberfahren." Weitere Informationen unter www.kvdachau.brk.de.

© SZ vom 17.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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