Aufklärung über Krankheitsbild:Verständnis fördern

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Christa Kurzlechner von der Initiative "Demografie Managen". (Foto: Toni Heigl)

Kampagne klärt über Umgang mit Demenzkranken auf

Das Thema Demenz gewinnt in einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft immer mehr an Bedeutung. Auch das Landratsamt Dachau nimmt sich dessen nun an und beteiligt sich zusammen mit verschiedenen Kooperationspartnern an der Kampagne "Demenz Partner" der Deutschen Alzheimergesellschaft. Gemeinsam mit den Partnern wolle man aufklären und die Menschen für den Umgang mit Demenz sensibilisieren, erklärte Landrat Stefan Löwl (CSU) bei der Vorstellung des Projekts. Christa Kurzlechner von der Initiative "Demografie Managen" des Landratsamtes nennt als wichtigstes Merkmal der Aktion: "Jeder kann sich beteiligen und Demenz Partner werden."

Till Pabst, Leiter des Altenheims Marienstift in Dachau, plant eine Informationsveranstaltung für die unmittelbare Nachbarschaft der Einrichtung. Dabei wolle man möglichst niedrigschwellig über die medizinischen Hintergründe und das Krankheitsbild aufklären. Ein großes Ziel dabei ist es, dem Umfeld im Umgang mit demenzkranken Menschen die Unsicherheit zu nehmen. "Wir wollen erreichen, dass nicht sofort die Polizei oder der Krankenwagen gerufen wird, wenn man auf eine verwirrte ältere Person trifft. Meistens ist das nicht notwendig", erklärt Verena Nuber vom Altenheim Sankt Josef in Karlsfeld. Oft reichen schon einfache Kontrollfragen zum Wohnort aus, bestätigt Madlen Hardtke, die eine Caritas-Pflegestelle für Angehörige betreibt. Zudem finden sich zum Beispiel an Rollatoren oft Hinweisschilder der Pflegeeinrichtungen. Grundsätzlich, fasst Kurzlechner zusammen, solle man "zunächst mit den Leuten reden, nicht über sie". Auch Löwl verdeutlicht: "Man sollte keine Angst haben, das Falsche zu tun."

Dass in der Bevölkerung viel Aufklärungsbedarf zum Thema Demenz vorhanden ist, weiß auch Elfriede Felkel von der Seniorenberatung im Landratsamt zu berichten: "Wir bekommen immer wieder Anrufe von Banken und Apotheken, die sich wegen dementen Kunden melden." Man müsse das Thema gesamtgesellschaftlich aus dem Tabu holen, findet Kurzlechner. Dies gilt auch für die Angehörigen dementer Menschen. Einige der Kooperationspartner, wie Hardtke oder die Ergotherapeutin Christine Kuhn, betreuen deshalb neben den Betroffenen auch die Angehörigen, deren Belastung ebenfalls ein besseres Verständnis in der Gesellschaft verlange. Zusätzlich will man deutlich machen, dass es auch für Demenzkranke Bereiche gibt, in denen die kognitive Leistung nicht ausschlaggebend ist - beispielsweise beim kreativen Arbeiten in Kunsttherapien. Hardtke mahnt an: "Wir dürfen kein Demenzghetto schaffen, sondern sollten die Leute möglichst um uns herum halten."

Knapp 2000 Demenzkranke leben im Landkreis Dachau, schätzt Kuhn. Eine genaue Zahl ist aufgrund des schleichenden Krankheitsverlaufs und der oft verspäteten Diagnosen schwer zu benennen. Gerade deswegen müsse man das Thema populärer machen. "Wir wollen den Leuten auch die Angst davor nehmen, zum Arzt zu gehen." Zwar gelte beim Thema Demenz: Je älter, desto höher das Risiko - dennoch können auch jüngere Menschen betroffen sein. Auf die verschiedenen Akteure wie Einzelhandel, Banken, Supermärkte oder auch Bildungseinrichtungen zuzugehen und Schulungen anzubieten, ist ein erklärtes Ziel der Demenz-Partner. "Inklusion ist mehr als eine Rampe für Rollstühle", so Löwl.

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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