Atelierausstellung in der Stockmann-Villa:Plaudern aus dem Malkästchen

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Die vielfältigen Eindrücke seiner Reisen bilden sich auch in Herbert F. Plahls lebhaften, bunten Gemälden ab. (Foto: Niels P. Jørgensen)

HF Plahl, Ralf Hanrieder, Tadeusz Stupka und Lilly Karsten laden zum Besuch in die Stockmann-Villa ein

Von Petra Neumaier, Dachau

Der Herbstnebel taucht die Landschaft in tristes Grau und legt sich aufs Gemüt. Im Atelier der Stockmann-Villa hingegen strahlen die Augen von Herbert Felix Plahl. Warm leuchten die Farben seiner Bilder und erzählen Geschichten: von fernen Ländern und einer unbeschwerten Leichtigkeit des Lebens.

Zum 36. Mal präsentiert der bekannte Dachauer Künstler in seinem Atelier die Werke des aktuellen Jahres. Und auch seine drei Künstler-Nachbarn Lilly Karsten, Ralf Hanrieder und Tadeusz Stupka öffnen wieder ihre Türen und lassen teilhaben an ihrer Sicht auf das Leben und die Welt.

Melodische Musik schwingt durch den großen, lichtdurchfluteten Raum. Klänge aus China, wohin der Globetrotter Plahl neben Indien und anderen fernen Ländern gerne reist. Vollgesogen mit Eindrücken und Stimmungen, Gedanken und Farben kehrt er dann stets heim und kann es kaum erwarten, den Pinsel in die Farben zu tauchen. "Das ist immer ein Vergnügen", sagt er und reibt voller Tatendrang die Hände. Ein Jahr lang hat HF Plahl, wie er sich nennt, wieder gemalt, was seinem Inneren entspringt. Rund 70 Bilder sind es geworden. "Wenn man einen Beruf hat, in dem niemand vorschreibt, wann man was zu tun hat, muss man diszipliniert sein", sagt der 75-Jährige und lacht. Jeden Morgen um neun Uhr steht er an der Staffelei und lässt sich treiben. Von der Musik und den Farben auf seiner riesigen Farbpalette, einem Glastisch. Es entstehen intuitive Spiegelbilder seiner Gedanken, seiner Gefühle, seiner Erfahrungen. Figuren tauchen auf, fröhliche, tanzende oder meditierende Menschen, luftige Häuser, liebliche Landschaften, lustige Gesichter. Ferne Planeten und die Weite des Himmels und die Farben der Erde. Dabei ist HF Plahl heuer noch nicht einmal verreist. "Es war noch genug in mir", stellt er fest. Daneben überarbeitete der Künstler auch gerne einige alte Bilder. "Kunst ist nicht statisch, Kunst lässt sich verändern." Begeistert ist er zudem von den intensiven Tuschefarben, die vor acht Jahren ein befreundeter Künstler aus China bei ihm vergessen hat. Erst in diesem Jahr erinnerte sich HF Plahl daran und verwendete sie in seinen Aquarellen, die jetzt noch schöner leuchten. Eine kleine Weltreise ist der Besuch seiner Ausstellung, die nach Voranmeldung auch noch bis Ende des Jahres zu sehen ist.

Die Kunst von Ralf Hanrieder zu beschreiben, der sein Atelier oben im ersten Stock hat, ist schwer. Sie lässt sich eigentlich nur erleben. Aus winzigen bis großen, übereinandergelegten magischen Quadraten bestehen seine Bilder, die auf intensiven und doch warmen Farben ruhen. Es ist eine immense Kraft, die von ihnen ausgeht und zunächst verwirrt. Gefangen ist das Auge von den unzählbaren Linien auf der Suche nach dem Ende der Tiefe, die sie verkörpern. Ralf Hanrieder, der die herrlichen Pigmentfarben selbst mischt, lächelt zufrieden: Mit geschlossenen Augen könne er die magischen Quadrate, dessen Reihen horizontal, vertikal und diagonal immer die gleiche Summe ergeben, inzwischen schon zeichnen. Das nennt sich Konzeptkunst, und die übt Ralf Hanrieder seit 25 Jahren virtuos aus: Seine Bilder strahlen gleichzeitig Ruhe und Kraft aus.

Die Atelierausstellung findet am Freitag, 9. November, vom 19 bis 23.30 Uhr in der Stockmann-Villa, Münchner Straße 38, statt.

© SZ vom 08.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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