Asylsuchende:"Überwiegend sehr anständig"

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Die Kriminalität, die von Flüchtlingen ausgeht, ist laut Polizei gering. Meistens geht es um Streitereien in Unterkünften

Von Benjamin Emonts, Dachau

Der Zuzug von Flüchtlingen bedeutet keine Gefahr für die Sicherheit der Bürger im Landkreis, so die unveränderte Einschätzung der Polizei Dachau. Leicht angestiegen, aber noch immer sehr gering, ist die Zahl der festgestellten Drogendelikte. Mindestens dreimal hatte die Polizei in diesem Jahr größere Mengen Cannabis bei Flüchtlingen gefunden. "Die überwiegende Zahl der Flüchtlinge ist sehr anständig. Ich bin sehr zufrieden mit der Situation, und wir haben sie im Griff", sagt Nobert Klose, Beauftragter für die Sicherheit in Flüchtlingsunterkünften im Landkreis.

Die überwiegend jungen Männer, die ins Land kommen, begehen nicht signifikant mehr Straftaten als deutsche Männer im gleichen Alter. Im Jahr 2016 wurden Flüchtlingen insgesamt 354 Delikte zur Last gelegt, das waren 134 mehr als im Jahr 2015. Räumliche Enge, Frustration und kulturelle Unterschiede in den Unterkünften waren die Hauptauslöser von Auseinandersetzungen, die sich meist zwischen Asylsuchenden ereigneten. Viele der Auseinandersetzungen wurden am Amtsgericht Dachau bereits aufgearbeitet. Bei einem Prozess stellte sich heraus, dass schwerkriminelle Männer aus Ostdeutschland unter den Sicherheitsleuten waren. In den meisten Fällen, insgesamt 155 im Jahr 2016, fügten sich die Flüchtlinge untereinander Verletzungen zu. Zudem wurde in 26 Fällen wegen Fahren ohne Fahrausweis und 16 Mal wegen Ladendiebstahl ermittelt. Außerdem erstattete die Polizei von 2016 bis heute insgesamt 18 Mal Anzeige wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Diese Zahl sei sehr niedrig, betont Klose. Sorgen bereite ihm allerdings, dass immer wieder größere Mengen Cannabis gefunden wurden. Vor zwei Wochen stellte die Polizei in der Unterkunft in der Dachauer Lilienstraße 300 Gramm Marihuana und einen vierstelligen Geldbetrag sicher, der vermutlich aus dem Handel mit Cannabis stammt. In der Unterkunft Röhrmoos-Schönbrunn fanden Polizisten im Frühjahr unter einem Bett fast 600 Gramm Marihuana, weitere 200 Gramm wurden in Vierkirchen konfisziert. Nachdem die Polizei im Jahr 2016 ausschließlich Eigenkonsummengen gefunden hatte, mehren sich nun schwerere Fälle. Die Flüchtlinge, so mutmaßt Polizeisprecher Björn Scheid, könnten sich im Laufe der vergangenen zwei Jahre Netzwerke gebildet und Bekanntschaften mit Leuten geschlossen haben, die ihnen erhebliche Mengen Marihuana besorgen können. Aus München weiß man, dass viele Flüchtlinge in der Gegend des Hauptbahnhofs dealen, um ihren Lebensstandard aufzubessern. Norbert Klose gibt zu Bedenken, dass Flüchtlinge zudem aus Langeweile zu Drogen griffen. Im vergangenen Jahr waren Flüchtlinge an sieben Prozent der von der Polizei erfassten Delikte im Landkreis beteiligt - gemessen an ihrem Anteil von zwei Prozent an der Bevölkerung eine überproportionale Beteiligung an Straftaten. Allerdings handelt es sich bei den Asylsuchenden im Landkreis größtenteils um junge Männer, und die geraten generell häufig mit dem Gesetz in Konflikt, wie der Dachauer Polizeichef Thomas Rauscher erklärt, unabhängig von Nationalität, Kultur, Hautfarbe oder Religion.

© SZ vom 20.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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