Arbeitskreis "Kultur und Geschichte(n)":Zeit der Kramer

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Vierkirchner Heimatblätter thematisieren Tante-Emma-Läden

Von Sonja Siegmund, Vierkirchen

Die Kramerläden und Kolonialwarengeschäfte zu Urgroßmutters Zeiten stehen in der neuen Ausgabe der Vierkirchner Heimatblätter im Mittelpunkt. Den 15. Jahrgang von "Haus, Hof und Heimat" hat der Arbeitskreis "Kultur und Geschichte(n)" wieder in monatelanger Recherche zusammengestellt. Das neue Heft umfasst 40 Seiten, auf denen historische und aktuelle Begebenheiten in Wort und Bild dokumentiert werden. Sieben Beiträge, allesamt von Heimatforscher Helmut Größ geschrieben, befassen sich mit der Krämerei, auch "Tante-Emma-Laden" genannt, in der Gemeinde Vierkirchen. Darunter versteht man kleine Einzelhandelsgeschäfte, die Lebensmittel und weitere Artikel des täglichen Bedarfs anbieten. Bezeichnend ist, dass der Laden oft so klein war, dass nur eine Person, die "Tante Emma" eben, dort tätig war.

Als Kolonialwaren wurden früher überseeische Lebens- und Genussmittel wie Kaffee, Tabak, Gewürze und Tee bezeichnet. Doch nicht nur Lebensmittel gab es beim Krämer, auch viele Haushaltsartikel wie Zündhölzer, Schreibmaterial, Kerzen, Nähzeug, Waschmittel oder Schuhcreme konnten erworben werden. Zudem wurden in diesen historischen Supermärkten seit 1890 Postkarten angeboten, die Werbung für das Geschäft oder den Ort machten. Sogar Baumaterial gab es, wie ein Bericht von 1822 über den "inneren Krämer" Barthlme Preßl aufzeigt, der Nägel zum Bau der Schule geliefert hat. Die ersten Krämer in Vierkirchen finden sich von 1710 an in den Gewerbekonzessionen der Gemeinde. Fahrende Krämer, auch als "Wandergewerbe" bezeichnet, waren ortsansässige Kaufleute, die mit Pferd und Wagen herumzogen und besonders den bäuerlichen Bedarf wie Seile, Geschirr und Handwerksartikel abdeckten. Daneben hatten auch die sogenannten Hausierer ihr kleines Auskommen, die mit einer Kraxe auf dem Rücken ihre Waren feilboten.

In einem weiteren Beitrag zur Ortsgeschichte wird an die urkundliche Erstnennung von Pasenbach vom März 819 erinnert. Ein Thema ist auch der Schulbetrieb nach Kriegsende 1945, in den neben dem ortsansässigen Nachwuchs der Bauern, Handwerker und Arbeiter auch viele Kinder von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen integriert werden mussten. Ein interessanter Beitrag von Heimatforscher Bernhard Weber befasst sich mit dem Einfall der ungarisch-kroatischen Panduren in Vierkirchen im Juli 1704. Die Panduren, ehemals kaiserlich-österreichische Grenztruppen in den Türkenkriegen, dienten im Spanischen Erbfolgekrieg (1700 bis 1714) als Hilfstruppen der Donau-Monarchie. Ursache für die Plünderungen und Brandschatzungen der pandurischen Soldateska war, dass sich der bayerische Kurfürst Karl Albrecht auf die Seite des Preußenkönigs Friedrich II. gestellt hat anstatt zu Kaiserin Maria Theresia.

Das Heft kann für sechs Euro bei der Gemeindeverwaltung oder beim Arbeitskreis um Helmut Größ (Telefon 08139/1694) erworben werden.

© SZ vom 08.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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