Amtsgericht Dachau:Männlicher als erlaubt

Lesezeit: 2 min

Für den Muskelaufbau nimmt ein Kiffer illegale Testosteronpräparate ein. Das Amtsgericht verurteilt ihn wegen Dopings

Er wollte seinen Bizeps aufpumpen, um gut auszusehen. Doch damit die Muskeln schneller wuchsen als sie das alleine regelmäßig durch Krafttraining im Fitnessstudio getan hätten, half er nach und verabreichte sich direkt in den Oberarm künstlich Testosteron. Außerdem bestellte er sich im Internet Tabletten mit dem Stoff Tamoxifen, das die Muskelmasse zunehmen lässt, in Deutschland aber seit einigen Jahren verboten ist.

Nun musste sich der 22-Jährige vor dem Amtsgericht Dachau wegen Verstoßes gegen das Antidopinggesetz verstoßen, wonach bestraft wird, wer Dopingmittel erwirbt und es bei sich selbst anwendet. Der Angeklagte war Mitte Oktober in Dachau in eine Polizeikontrolle geraten. Gegenüber den Polizisten gab er sofort zu, Testosteron genommen und im Auto zu haben. Eine angebrochene Ampulle lag in der Mittelkonsole.

Doch da war noch mehr. Im ganzen Auto roch es nach Marihuana. 49 Gramm fanden die Beamten im Kofferraum. Der Angeklagte war kooperativ, er verpfiff seinen Dealer und räumte ein, neben den 49 Gramm noch zweimal 40 Gramm gekauft und verkauft zu haben. Er machte jeweils 200 Euro Gewinn.

Auch einer Wohnungsdurchsuchung stimmte der 22-Jährige zu. Dort fanden die Polizisten mehrere Ampullen mit Testosteron sowie mehr als 50 Tabletten mit dem Anabolikum Metandienon und des Stoffes Tamoxifen, den die Welt-Anti-Doping-Agentur als verbotene Substanz auf ihrer Dopingliste führt.

Ein Jahr lang habe er die Dopingmittel genommen, sagte der Angeklagte in der Verhandlung. Die Medikamente habe er im Internet bestellt und sich aus China per Post liefern lassen. Die meisten seien besser als die in der Apotheke, sagte der 22-Jährige. Nebenwirkungen habe er keine gespürt. Jetzt nehme er diese Mittel nicht mehr und sei überhaupt komplett drogenfrei.

Äußerlich hat der Missbrauch keine Spuren beim Angeklagten hinterlassen, von Haarausfall ist er bisher verschont geblieben, seine Oberarme sehen gut trainiert aus, aber auch nicht übermäßig groß. Doch wie die Staatsanwältin betonte, sei insbesondere Tamoxifen "stark leberschädigend". Zudem sei in den Tabletten meistens nicht das drin, was auf der Verpackung stehe. Die Nebenwirkungen seien kaum vorhersehbar.

Sowohl die Staatsanwältin als auch Richter Tobias Bauer werteten in der Strafbemessung das Geständnis des Angeklagten sowie seine Kooperation mit der Polizei zu dessen Gunsten. Der 22-Jährige habe erheblich zur Aufklärung des Falls beigetragen. Ohne ihn hätte auch der Mittäter, der Drogendealer nicht überführt werden können, sagte Bauer.

Der Richter verurteilte den Angeklagten zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und drei Monaten auf Bewährung. Mit dem Marihuana habe der 22-Jährige gehandelt, die Dopingmittel habe er dagegen nur für den Eigenkonsum genutzt. "Sie haben das verwendet, um besser auszusehen", sagte Bauer zum Angeklagten. Dieser muss nun 50 Stunden gemeinnützige Arbeit verrichten oder 1000 Euro Strafe an die Brücke Dachau bezahlen. Zudem muss er in Abständen vier Urinproben abgeben, um zu beweisen, dass er keine verbotenen Mittel mehr zu sich nimmt.

© SZ vom 28.06.2019 / thra - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: