Amtsgericht Dachau:Jugendliche erbeuten Geld und Rauschgift

Lesezeit: 2 min

Der Überfall war geplant: Er vermummte sich, lauerte seinem Opfer auf und raubte es aus. Dafür bekam er und ein Komplize eine Bewährungsstrafe.

Daniela Gorgs

Vier junge Männer planen ein Raub, zwei von ihnen vermummen sich, lauern dem Opfer an einem Bahnhof im westlichen Landkreis auf, reißen ihm den Rucksack von den Schultern, während die anderen beiden im Auto warten. Dann brausen die vier davon und teilen die Beute, 2700 Euro und 150 Gramm Marihuana, unter sich auf.

Die Zeugen des Raubüberfalls wurden am Amtgericht Dachau in Handschellen vorgeführt - auf sie wartet ein Verfahren im Herbst. (Foto: Symbolbild: dpa)

Es ist eine "sehr heftige Geschichte", sagt Vorsitzender Richter Daniel Dorner, nachdem er zusammen mit den Schöffen am gestrigen Montag zwei der beteiligten Männer zu Bewährungsstrafen verurteilt hat.

Auch der Staatsanwalt spricht in seinem Plädoyer von "erheblich krimineller Energie" der Angeklagten, die einen Tatplan ausgefeilt und genau überlegt hatten, wer die Tat ausführt und wer im Auto sitzen bleibt.

Vor Prozessbeginn spielen sich bewegende Szenen im Amtsgericht ab. Zwei junge Männer in Handschellen, von Polizisten begleitet, betreten den Eingangsflur, der eine entdeckt seinen Vater und umarmt ihn, soweit ihm dies mit Handschellen möglich ist, der andere wird von seiner Mutter erwartet.

Die beiden sind nicht die Angeklagten, heute jedenfalls nicht. Heute sagen sie als Zeugen aus.

Vor dem Jugendschöffengericht verantworten müssen sich ein 20 und ein 23 Jahre alter Mann. Der Jüngere soll den Raub zusammen mit einem 15-Jährigen ausgeführt haben; der Ältere wird wegen Hehlerei angeklagt, er soll im Auto gewartet haben.

Nach mehreren Rechtsgesprächen, die die Verteidiger während der dreistündigen Verhandlung mit dem Gericht und dem Staatsanwalt führen, räumen beide Angeklagten die Tat mehr oder weniger ein. Der Ältere, der nicht am Raub beteiligt war, gibt zu, von der Beute profitiert zu haben. Bei ihm hatten sich die jungen Männer getroffen, um die Tat zu planen.

Der Jüngere erklärt, er habe sich "von der Gruppe" mitreißen lassen und sich als Fahrer angeboten. Erst auf dem Weg zum Bahnhof habe er erfahren, um was es geht. Warum er den 15-Jährigen, der später als Zeuge aussagt, maskiert auf dem Raubzug begleitete, wisse er nicht.

Er revidiert seine Aussage, nachdem der 15-Jährige dem Gericht erklärte, dass nicht der Angeklagte, sondern eine andere Person gefahren sei, ein 19-Jähriger, der als Zeuge geladen ist, aber nach einer Belehrung des Richters seine Aussage verweigert. Um sich nicht selber zu belasten, sagt auch das gleichaltrige Opfer nicht aus. Er gibt lediglich an, 2700 Euro im Rucksack transportiert zu haben.

Am Ende verurteilt das Schöffengericht den 23-Jährigen, der vorbestraft ist, wegen Hehlerei zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe samt Geldauflage von 2400 Euro und den 20-Jährigen wegen Raub in Mittäterschaft zu einer 14-monatigen Jugendstrafe samt Geldauflage von 3000 Euro. Das Urteil ist rechtskräftig.

Die beiden 15 und 17 Jahre alten Mittäter, die derzeit wegen weiterer Delikte im Gefängnis sitzen und gestern als Zeugen antraten, erwarten ihren Prozess im Herbst. Gegen den fünften Täter wird die Staatsanwaltschaft nun ermitteln, weitere Fragen wird sich wohl auch das Opfer stellen lassen müssen.

© SZ vom 28.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: