Amperitiv in Dachau:Attraktiv auch für junge Leute

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Jugendliche grenzen sich eher von Erwachsenen ab. Nicht so beim Amperitiv-Festival: Hier integriert sich die Jugend selbst - mit einem eigenen Programm.

Sabine Kain

Kultur ist immer auch eine Frage der Weltanschauung. Was dem einen gefällt, lässt den anderen kalt. Und wer ein Kulturfestival veranstaltet, wird es schwer haben, jeden Geschmack zufrieden zu stellen - ein Problem, das auch die Organisatoren des Amperitiv kennen.

Das Amperitiv-Zeltfestival, das am Mittwoch, 29. Oktober, mit einem Konzert von Wolfgang Ambros beginnt, soll für alle Altersgruppen sein: Die Jugend macht ihr Programm selbst. (Foto: Toni Heigl)

So erfolgreich das Zeltfestival, das in diesem Jahr seine achte Auflage feiert, auch sein mag, ein Makel kristallisierte sich in den letzten Jahren heraus: Es kommen kaum Jugendliche. In diesem Jahr soll sich das ändern.

Sieben junge Dachauer haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Lücke im Amperitiv-Konzept zu schließen und 2010 ein spezielles Programm von Jugendlichen für Jugendliche auf die Beine zu stellen.

Herausgekommen ist die erste Dachauer Jugendkulturnacht am 1. Oktober - und ein eigenes Zelt. Schließlich ist es auch Teil der Jugendkultur, dass man manches machen und erleben möchte, ohne seine Eltern dabei zu haben.

Auf die 16- bis 22-Jährigen haben es Robin Wurbs (21) und Stephan Engleitner (20) abgesehen. "Wir machen separat vom Erwachsenenbereich ein eigenes Zelt und ein eigenes Programm", betont Stephan Engleiter nachdrücklich.

Von 14 Uhr an erwartet Dachaus Jugend in der "Scheinbar" ein chilliges Beachbar-Flair mit Disco-Musik, dazu Snacks und Liegestühle, samstags und sonntags außerdem ausgewählte Filme auf Leinwand. Wer es actionreicher mag, kann an einem Gaming-Turnier teilnehmen oder die eigens im Außenbereich aufgebauten Skateramps ausprobieren.

"Wir haben auch Graffiti-Dosen und Sprühwände", ergänzt Robin Wurbs. "Junge Künstler können sich da verewigen, wenn sie Lust haben." Was mit den Kunstwerken nach dem Amperitiv geschieht, ist noch nicht endgültig geklärt. Klar ist nur: Sie werden nicht verschrottet.

Wer sich in der Jugendkultur etwas auskennt, wird wohl auch Rainer von Vielen kennen, seinen Elektro-Deutsch-Pop und seinen markanten Obertongesang. Auf Youtube ist seine Kunst längst ein Renner, am 1. Oktober präsentiert er sie im Echodrom. Anschließend gehört die Bühne den Green Tea Monkeys und ab Mitternacht lockt ein Aftershow-Programm ins Freiraum.

Die Bands seien schnell organisiert gewesen, erzählen Robin und Stephan. Auch die DJs konnte man sehr unkompliziert verpflichten. Schwieriger war die Frage der Finanzierung. Die gleicht bisweilen einer Betteltour, aber das ist beim Erwachsenen-Amperitiv auch nicht anders.

Unbezahlbar sind ohnehin die freiwilligen Helfer, die beim Aufbau mit anpacken. An die 40, 50 Leute, schätzt Robin. "Das Coole an dem ganzen ist", ergänzt Stephan, "obwohl es nur ein Festl ist und nur die Thoma-Wiese, fahren wir ein ganz schön großes Equipment auf - und das noch professioneller als bei anderen Jugendfesten."

Der Erfolgsdruck ist spürbar. Soll es das Jugendprogramm auch im nächsten Jahr geben, muss es in diesem Jahr ein Erfolg werden. Robin ist zuversichtlich: "Wir haben jetzt schon sehr viel Zuspruch bekommen. Es sind einige da, die wirklich Lust drauf haben." Weggehen könne man ja an jedem Wochenende, meint Stephan. Aber den Jugendtag gebe es nur am 1. Oktober und an diesem Tag "ist das das Größte. Da kann kein JUZ-Grillfest mithalten."

© SZ vom 25.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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