Am Großteil sind Flüchtlinge beteiligt:Dachauer Polizei mit Sicherheit zufrieden

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Zahl der Straftaten steigt 2016 im Vergleich zu 2015 um ein Prozent. Wohnungseinbrüche nehmen zu

Von Benjamin Emonts, Dachau

Der Landkreis darf als sicher gelten, auch wenn sich die Zahl der Straftaten um ein Prozent erhöht hat und im vergangenen Jahr nicht mehr drei "versuchte oder vollendete Tötungsdelikte" stattfanden, sondern acht. Davon ist die Dachauer Polizei überzeugt, denn er steht im bayerischen Vergleich gut da. 2016 nahm zwar die Zahl der Straftaten unter Flüchtlingen und Asylsuchenden vornehmlich in zentralen Unterkünften des Landkreises zu. Die Polizeiinspektion geht aber davon aus, dass es sich um eine Momentaufnahme handelt. Die Zeltlager und Hallen des Landkreises sind geschlossen. Der Flüchtlingsstrom von 2015 und 2016 ist abgerissen.

Räumliche Enge, Frustration und kulturelle Unterschiede in den Unterkünften haben im vergangenen Jahr zu einem deutlichen Anstieg der Straftaten durch Asylsuchende und Flüchtlinge im Landkreis geführt. Die Polizeiinspektion Dachau hat jetzt die Kriminalitätsstatistik für 2016 vorgelegt, aus der hervorgeht, dass an oberster Stelle Körperverletzungen (155) rangierten, die sich die Flüchtlinge meist gegenseitig zufügten. Es folgten Schwarzfahrten (26 Delikte) und Ladendiebstähle (16). Insgesamt werden Flüchtlingen 354 Delikte zur Last gelegt. 2015 waren es noch 134 Straftaten.

Wie Polizeisprecher Björn Scheid betont, spielte sich der Großteil der von Flüchtlingen begangenen Straftaten außerhalb des öffentlichen Raumes ab. Denn die Schauplätze seien meist die großen Unterkünfte des Landkreises gewesen. Dort waren die Lebensbedingungen für die Flüchtlinge besonders schwierig. In der Karlsfelder Traglufthalle lebten zeitweise bis zu 250 Männer auf engstem Raum und ohne jede Privatsphäre. Schlechte Luft und ständiger Lärm machten ihnen zu schaffen, hinzu kamen Perspektivlosigkeit, Frustration und ethnische Unterschiede, die sich immer wieder in körperlichen Auseinandersetzungen entluden. Besonders betroffen waren nach Angaben von Polizeisprecher Scheid auch die Berufsschulturnhalle in Dachau und die Tennishalle in Markt Indersdorf. Beide waren zu Unterkünften umfunktioniert worden. Manchmal habe sich die Gewalt auch gegen das Sicherheitspersonal gerichtet.

Abgesehen von der Statistik für Flüchtlinge weist Scheid auf die steigende Zahl an Wohnungseinbrüchen hin. Sie liegt im Jahr 2016 bei 131 Delikten im Vergleich zu 76 aus dem Vorjahr 2015, was einer Steigerung von 72,4 Prozent entspricht. Zwar verteilten sich die Einbrüche und Einbruchsversuche auf den gesamten Landkreis, aber die Täter bevorzugten Wohngebiete an Ausfallstraßen, "um schnell und unerkannt vom Tatort wegzukommen", sagt Polizeisprecher Scheid.

Besonders begehrte Einbruchsobjekte waren demnach Reihenhäuser und Einfamilienhäuser mit von der Straße abgewandten Gärten. Dass die Zahl der Einbruchsdelikte so dramatisch gestiegen ist, sei dem Zufall geschuldet. Die organisierten Einbrecherbanden, die vornehmlich aus Osteuropa stammten, suchten sich ständig neue Gegenden für Beutezüge aus. Außerdem betont der Polizeisprecher, dass es bei 65 Prozent der Einbruchsdelikte beim Versuch geblieben sei. Die zahlreichen Aufklärungs- und Präventivmaßnahmen der Polizei seien mittlerweile erfolgsversprechend: "Die Bürger sichern ihre Wohnungen immer besser."

Generell sei der Landkreis ein sehr sicherer, sagt Scheid. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 5359 Straftaten im Landkreis begangen, ausländerrechtliche Delikte sowie Verkehrs- und Staatsschutzdelikte ausgenommen. Der Landkreis steht im bayernweiten Vergleich gut da: Pro 1000 Einwohner ereigneten sich im Landkreis 36 Straftaten - im bayernweiten Durchschnitt waren es 48. Erfreulich auch: Die Aufklärungsquote hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 3,3 Prozentpunkte auf 62,4 Prozent verbessert.

Ein psychisch schwer Kranker brachte im Jahr 2016 seine Ehefrau in Dachau um. Er wurde in die Psychiatrie eingewiesen. Wegen einer Messerattacke wurde ein Karlsfelder zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Wie Pressesprecher Scheid darlegt, resultierten die meisten Tötungsversuche aus körperlichen Auseinandersetzungen, die eskalierten.

© SZ vom 15.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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