Klassisches Kostüm, dezenter Schmuck. Annemarie Fest und Maria Leeb wissen, was dem Anlass angemessen ist. Die beiden Damen - nicht ganz so alt wie die englische Königin Elizabeth II. - stehen im Mittelpunkt des Ehrenamtsempfangs der Marktgemeinde Altomünster. Bürgermeister Anton Kerle wird sie mit der Silbernen Ehrennadel der Gemeinde und dem Eintrag ins Ehrenbuch für ihre jahrzehntelange Vorstandsarbeit im Katholischen Deutschen Frauenbund auszeichnen.
"Sie haben beide still im Hintergrund gewirkt und Großes bewirkt", sagt Kerle. Denn nicht nur in der seit mehr als hundert Jahren bestehenden Vereinigung sind die beiden Frauen mit Herz, Hand und Verstand tätig. Annemarie Fest und Maria Leeb haben sich in vielen Bereichen engagiert: Sei es Kindergartenjubiläum, Seniorenclub, Pfarrgemeinderat, Caritas-Sammlung oder der Buchhaltung für das in Auflösung begriffene Kloster.
Zwei Beispiele für die schier unendliche Vielfalt des bürgerschaftlichen Engagements, das die mehr als einhundert Menschen antreibt, die am Dienstagabend zum Stehempfang in den Festsaal des Kapplerbräu gekommen sind. Locker-leicht sind Kleiderordnung und Atmosphäre: ein kräftiger Handschlag hier, eine freundschaftliche Umarmung da. Der Musikverein Altomünster spielt auf, Theaterverein-Regisseur Wolfgang Henkel betätigt sich als Schankkellner und hat hinterm Tresen garantiert keine Zeit, über das nächste Stück seiner Schauspielertruppe zu sinnieren.
Altbürgermeister Konrad Wagner erzählt bereitwillig von der Entstehungsgeschichte dieser durchaus heiteren Veranstaltung mit ernstem Hintergrund. Anfang der 2000er Jahre hätten der damalige Pfarrer Wolf Bachbauer und die Gemeinde erstmals einen Neujahrsempfang "als Dankeschön an unsere Ehrenamtlichen" gegeben. "Nun ist das eine schöne und wichtige Tradition."
Wie wichtig, zeigt Bürgermeister Anton Kerle, nachdem hilfreiche Hände für den perfekten Sitz der Amtskette gesorgt haben. Seine Rede beginnt er mit einem Zitat des alt-römischen Staatsmanns Cicero: "Keine Schuld ist dringender als die, Dank zu sagen". Ehrenamt sei gelebte Selbstverantwortung, habe viele Namen und Gesichter und sei oft da, "wo Not am Mann und der Frau ist." Kerle endet mit einem weiteren Zitat - dieses Mal einem des Kabarettisten und Jugendbuchautors Oliver Hassencamp: "Tun Sie gelegentlich etwas, womit Sie wenig oder gar nichts verdienen. Es zahlt sich aus".
Brigitte Burger-Schröder gehört zu den rund 23 Millionen ehrenamtlich Tätigen in Deutschland, die diese dezente Aufforderung garantiert nicht brauchen. Der Gründerin des Helferkreises Asyl Altomünster dankt der Bürgermeister unter fast nicht enden wollendem Beifall für ihr "übergroßes Engagement".
Was aber ist der Motor, die Antriebsfeder für Frauen und Männer, über den Tellerrand zu schauen und sich des manchmal fernen Nächsten anzunehmen? Eine Erklärung hat Michael Schmid, Vorstand des Krieger- und Soldatenvereins. "Wir machen das zur Erinnerung an Menschen, die sich für uns eingesetzt haben und einsetzen. Für Freiheit und Demokratie." Hannelore Brückner dagegen will "etwas zurückgeben, was man selbst schon beansprucht hat".
Deshalb arbeitet die Ruheständlerin in der Nachbarschaftshilfe mit, betätigt sich in der Schulaufsicht, ist jeden Donnerstagnachmittag im Museum zu finden und hat den Klosterladen zu einer weiteren Herzensangelegenheit gemacht. Gertrud Beller ist seit dreißig Jahren für den Kindersport beim TSV Altomünster zuständig. "Ich habe Spaß am Sport. Meine zwei Kinder waren auch schon dabei", erzählt sie. "Außerdem wird es mir so nicht langweilig", fügt sie lachend hinzu.
Auch bei einer (vierbeinigen) Dame von Adel kann von vornehmem Ennui (Gelangweiltsein) keine Rede sein. Hündin Sophie Charlotte Constanze von Odelzhausen ist auf der Suche nach ihren Menschen, wuselt durch die Menge und trägt so rein ehrenamtlich zur Unterhaltung bei. Ob sie sich damit schon für die silberne Ehrennadel qualifiziert hat, ist nicht bekannt.