Altomünster:Melancholischer Rückblick

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"Allee im Winter" von Paul Erbe. Paul Erbe malte in Haimhausen. Er zählt zu den Impressionisten und lebte von 1894 bis 1972. (Foto: Toni Heigl)

Ein Abgesang auf den Winter im Altomünsterer Museum im Zeichen des Klimawandels

Von Dorothea Friedrich, Altomünster

Ein paar Schneeflocken wären schon schön gewesen. Sie hätten der Eröffnung der aktuellen Ausstellung des Museums- und Heimatvereins Altomünster "Winterzauber - Der Schnee in Malerei und Grafik" am Sonntagabend das richtige Flair verliehen. Die Ausstellung ist in enger Zusammenarbeit mit dem Museumsverein Dachau entstanden. Zu sehen sind viele Werke, die sich in Privatbesitz befinden. Darunter sind "alte Bekannte" wie Arbeiten von Carl Thiemann, Paula Wimmer, Christian Maria Huber oder Carl Bössenroth. Doch es gibt auch Neues in diesem Kaleidoskop der Kunstrichtungen und Winterstimmungen zu entdecken: Das Gemälde "Neuschnee am Mühlbach" von Clara Hoffmann-Nagyötetag aus dem Jahr 1987 ist weder sonnenbeschienenes Winteridyll noch Depressionen fördernde Tristesse. Das Bild ist eine Schwelgerei in Farben, gedämpft zwar, aber doch voller Leben, das sich - so scheint es - gerade ein wenig im Mühlbach oder unter der dünnen Schneedecke versteckt hat.

Robert Gasteiger, Kenner der Dachauer Heimatkultur und Mitglied nicht nur im Museumsverein, erzählte, dass die kaum bekannte Malerin gewissermaßen eine "Entdeckung Lorenz Reitmeiers", des früheren Dachauer Oberbürgermeisters, gewesen sei. Schade, dass sie dennoch kaum im öffentlichen Bewusstsein ist. Man würde gerne mehr über sie erfahren.

Vor der ausgiebigen Besichtigung der facettenreichen Ausstellung stand am Sonntagnachmittag jedoch die offizielle Eröffnung im Museumsforum auf dem Programm. Dass die Stimmung ganz auf die kalte Jahreszeit eingestellt war, lag nicht an der Raumtemperatur, sondern am Ambiente. Fiel doch der Blick der vielen Vernissage-Besucher dank geschickter Bestuhlung zwangsläufig auf Hans Heiders "Winterspaß in Ampermoching". Dazu spielten Gudrun Huber (Violine) und Eva Kausch (Harfe) Auszüge aus Antonio Vivaldis "Vier Jahreszeiten - Winter". Das war wunderschön und hörbar eine Quelle der Inspiration für den Vorsitzenden des Museumsvereins Wilhelm Liebhart. Dieser forderte seine Zuhörer singend auf: "Nun schaut doch mal zum Fenster raus". Zu sehen gab es allerdings nur Dauerregen. Was das Publikum, darunter Bezirkstagspräsident Josef Mederer, die drei Altomünsterer Bürgermeister Anton Kerle, Josef Wiedmann und Wolfgang Graf, Altbürgermeister Konrad Wagner und Kreisheimatpflegerin Birgitta Unger-Richter, jedoch nicht weiter störte.

Peter Stadler, Vorsitzender des Museumsvereins Dachau, hatte sich für seine Rede ausgiebig mit dem Thema Schnee beschäftigt. So erfuhr man, dass mehr als 50 Prozent der Erdoberfläche - ohne die Meeresflächen - entweder dauerhaft oder saisonal mit Eis und Schnee bedeckt sind. Dass aber Klimaforscher vorhersagen, dass es im Dachauer Land in nicht allzu ferner Zukunft kaum noch Schnee geben wird. Was wiederum genau jene ambivalenten Gefühle auslösen kann, die mit Schnee und Winter verbunden sind.

In der Vergangenheit seien die Naturphänomen als Bedrohung und Belastung wahrgenommen worden, sagte Stadler: "Der Winter war die Zeit der Entbehrung". Das zeigt übrigens auch eine Arbeit Carl Thiemanns im Ausstellungsraum im Erdgeschoss. Heute, so Stadler, "lösen schon ein paar Flocken Schneechaos auf den Straßen aus". Dennoch sei "aus der Flucht vor dem Schnee eine Flucht der Städter in den Schnee" geworden. Die Folge: "Der Massentourismus wird an manchen Stellen zur Belastung für die Natur. Wo kein Schnee ist, wird beschneit, weichen die Menschen in Hallen aus." Diese Entwicklung verschiebe die Wahrnehmung.

Für Künstler sei der Schnee jedenfalls stets ein "Rohstoff" gewesen. Ein Rohstoff, der viel mehr sei als diverse Schattierungen von Weiß bis zu Grau und Braun. "Schnee kann alle Farben annehmen. Diese Farbigkeit wird zum Bedeutungsträger, und die Farbigkeit zum ästhetischen Vergnügen".

"Winterzauber" ist noch bis zum 29. Januar 2017 zu sehen. Geöffnet ist das Museum Altomünster mittwochs bis samstags von 13 bis 16 Uhr, sonntags von Sonntag 13 bis 17 Uhr.

© SZ vom 08.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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