Altomünster:Kampfansage des Bundes Naturschutz

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Roderich Zauscher sieht in dem Verkehrsprojekt "Holzweg" einen "Naturfrevel ersten Ranges". Er wirft dem Gemeinderat vor, Firmeninteressen zu bedienen, und kritisiert das Gerichtsurteil für den Straßenbau

Von Horst Kramer, Altomünster

Der sogenannte "Holzweg" wird die Marktgemeinde Altomünster wohl noch einige Zeit beschäftigen - und das obwohl sie vor kurz vor Weihnachten einen juristischen Erfolg vor dem Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) bei einer Normenkontrollklage einfuhr, die der Kreisverband des Bundes Naturschutz (BN) gegen das Projekt angestrengt hatte.

Am Donnerstag veröffentlichte der BN eine Pressemitteilung zur geplanten Verbindungsstraße zwischen dem Altomünsterer Gewerbegebiet und der Staatsstraße 2047, bei der die kommunalen Repräsentanten der Marktgemeinde Altomünster frontal angegriffen wurden, aber auch das Gericht heftig kritisiert wurde. Der BN verspricht: "Wir werden das Projekt, das auch von einem erheblichen Teil der Gemeindebürger vehement abgelehnt wird, weiterhin politisch bekämpfen."

In der Pressemitteilung heißt es unter anderem: "Sehr aufschlussreich war die Begründung der Gemeindevertreter (während der Verhandlung; Anm. d. Red.) für die 'Notwendigkeit' der Straße: Sie diene dem Gewerbegebiet und sei insbesondere für das Betonsteinwerk Huber nötig. Von der früher behaupteten Entlastung des Gesamtorts durch die geplante Straße war jetzt keine Rede mehr. Im Klartext heißt das: Auf Gemeinde-, sprich: Bürgerkosten soll eine Straße errichtet werden, die dem speziellen Interesse einer privaten Firma dient."

Unweit der Ruppertskirchner Straße, die im Wesentlichen nur als landwirtschaftlicher Weg genutzt wird, soll eine neue Straßenanbindung zwischen Gewerbegebiet Altomünster und der Staatsstraße gebaut werden. Nicht alle halten das für eine gute Idee. (Foto: Niles P. Jørgensen)

Der Altomünsterer Rathauschef Michael Reiter (FWG) widerspricht dieser Darstellung: "Es ist zwar richtig, dass das Betonwerk in dem Verfahren genannt wurde. Doch ging es insgesamt um den Lieferverkehr für alle Betriebe des Gewerbegebiets. Zum Beispiel auch die Lebensmittelgeschäfte, die ebenfalls ausdrücklich genannt wurden." Reiter verweist auf den Verkehrsgutachter von Harald Kurzak, der in den Jahren 2009 und 2014 zwei Expertisen für die Marktgemeinde erstellt hatte und der in dem VGH-Verfahren befragt wurde.

Der Verkehrsfachmann hatte schon 2009 rund 2000 Fahrzeugbewegungen für die Ortsverbindungsstraße von Altomünster über Schauerschorn nach Oberzeitlbach ohne eine Entlastungsstraße vorausgesagt - eine Prognose, die sich fünf Jahre später bewahrheitete. "Inzwischen ist der Verkehr weiter gewachsen", ist sich Reiter sicher. "Wir müssten diese Verbindung erheblich ausbauen, damit sie den Anforderungen gerecht würde." Der Bürgermeister betont: "Der Eingriff in die Natur, der beim Ausbau der Schauerschorn-Straße nötig wäre, wäre nicht geringer als bei dem geplanten Neubau." Zudem wäre beim "Holzweg" eine erhebliche Reduktion der Umweltbelastung zu erwarten, so Reiter. "Mit der neuen Straße reduziert sich die Strecke von Altomünster zur Staatsstraße um zwei Kilometer." Mithin würden im Jahr zirka 4000 Fahrkilometer eingespart und damit die Abgase reduziert werden. Dabei seien die LKW, die über die Aichacher Straße zur Staatsstraße fahren, noch nicht einmal eingerechnet, so Reiter weiter.

BN-Chef Roderich Zauscher spricht in dem Presseschreiben von einem "Naturfrevel ersten Ranges", sollte der "Holzweg" errichtet werden: Er befürchtet eine Entwässerung der anliegenden Waldstücke. Mit der Folge, "dass der Wald am künftigen Straßenrand aller Wahrscheinlichkeit zusammenbricht", was zu "Verkehrsgefährdungen" führen werde.

Reiter hält diese Sorgen für "nicht berechtigt": Der Einschnitt werde aller Voraussicht nach nur 5,20 Meter bis 5,40 Meter betragen und nicht zehn Meter oder mehr, wie ursprünglich gedacht. Der Straßenverlauf werde nicht direkt am Wald entlanglaufen, erklärte Reiter der SZ Dachau, eine Entwässerung sei "sehr unwahrscheinlich". Genaueres wisse man allerdings erst, wenn es detaillierte Untersuchungen zum Aufbau der Bodenschichten auf der Anhöhe zwischen dem Gewerbegebiet und dem Zeitlbachtal gebe.

Der BN hält dagegen: "Gerade in Corona-Zeiten dürfte jedem klar geworden sein, dass intakte Landschaften und Naturschutz für die Menschen wesentlich wichtiger sind als immer noch weitere Naturzerstörung durch Bodenversiegelung."

Reiter sieht jedoch keine Alternative zu dem Bau. Er zitiert die Vertreter des VGH, die im Dezember zu einem Ortstermin in Altomünster waren. Die Richterin und ihr Stab hätten auf dem Hinweg die Straße über Kleinberghofen und Deutenhofen genutzt. Beim Rückweg seien sie über Stumpfenbach gefahren. Ihr Fazit habe gelautet: Beide Strecken seien nicht für Lastwagenverkehr geeignet.

Ob es weitere Alternativen gibt, wird sich zeigen. Tatsächlich haben in letzter Zeit mehrere frühere Lokalpolitiker ihr Bedauern über ihr Zustimmung zu dem Projekt im privaten Kreis geäußert. Stattdessen sollte ein Verbindungsstraße entlang der S-Bahn-Linie geprüft werden.

© SZ vom 08.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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