Altomünster:Glanz und Elend der SPD

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"Kulturspiegel Altoland" widmet sich den Genossen auf dem Land

Von Horst Kramer, Altomünster

Seit dem Frühjahr des vergangenen Jahres stellt die SPD keinen Vertreter im Marktgemeinderat mehr, das erste Mal in der Nachkriegszeit. Anlass für den Historiker Prof. Wilhelm Liebhart in seinem Artikel zur Kommunalwahl 2020, der in der Ausgabe 44 des Kulturspiegels Altoland einen Blick auf die Historie der Sozialdemokraten in der landwirtschaftlich geprägten und streng katholischen Gemeinde zu werfen.

"Nach dem Zweiten Weltkrieg gründeten Vertriebene und Flüchtlinge 1948 den Ortsverband der SPD", berichtet Liebhart. Im folgenden Jahr belief sich der Anteil der Kriegsmigranten sogar auf rund 37 Prozent in der Altgemeinde - also dem heutigen Hauptort, zu dem noch einige kleine Weiler zählten. Bei den ersten Kommunalwahlen konnten die Genossen dennoch nur einen Sitz erobern. Der Grund: Die SPD teilte sich die Stimmen der unfreiwilligen Zuzügler mit der GB/BHE - "Gesamtdeutscher Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten", einer Gruppierung, die in den Fünfziger Jahren auch im Bonner Bundestag sowie im Maximilianeum saß und an mehreren Regierungen beteiligt war.

Zu ihrer Hochzeit in den Siebzigerjahren saßen für die SPD drei Vertreter im Gemeinderat, Eberhard Moritz, Josef Simm und Armin Rößler. Mittlerweile hat sich der Ortsverband aufgelöst, Liebhart will aber eine "Wiedergeburt" nicht ausschließen. Der Historiker analysiert außerdem die Zusammensetzungen der CSU- und FWG-Listen, berichtet über die Schwierigkeiten der Verantwortlichen, Kandidatinnen und Kandidaten zu finden und weiß: "Manche wurden von beiden Seiten angesprochen."

Zu den weiteren Themen des Heftes zählen ein Beitrag der Sulzemooser Gegenwartshistorikerin Annegret Braun zur Geschichte des Dachauer Forums sowie ein Artikel der Kulturwissenschaftlerin Monika Ständecke zur Bedeutung der Sammlung Rosmarie Henkel für das Museum der Marktgemeinde. Rosmarie Henkel - die Mutter von Wolfgang Henkel, Regisseur und Stückautor der Theatergruppe Altomünster - hat in den vergangenen fünfzig Jahren 285 historische Kleidungsstücke aus dem Altoland gesammelt. Ständecke schreibt, die Bedeutung der Sammlung gehe weit über eine "Trachtengeschichte" hinaus: "Sie hat Aussagekraft hinsichtlich der Bekleidungs- und damit Kommunikationskultur, der Versorgungsstrukturen auf dem Land, der Schönheitsideale, der Nostalgiewelle der 1980er Jahre, der Geschlechterrollen, des Umgangs mit knappen Ressourcen und anderer Aspekte mehr". Mittlerweile seien die Objekte der Sammlung datentechnisch erfasst, dank der Zusammenarbeit mit der Landesstelle für Nichtstaatliche Museen in München. Textilien seien "anspruchsvolle Museumsobjekte", betont Ständecke und wünscht sich, dass sie "zum Reden gebracht werden", sofern sie in einen historischen Zusammenhang gestellt werden.

Susanne Allers stellt den international bekannten Maler Bernhard Schwarting vor, der vom 5. April bis zum 26. Juli eine neue Werkreihe im Altomünsterer Museum zeigen wird. Zwei weitere interessante Texte beschäftigen sich mit Kirchenbauthemen aus Hohenzell und Stumpfenbach. Liebhart beleuchtet zudem die Beziehungen des Literaten Ludwig Thoma zu Kleinberghofen und Altomünster.

Der "Kulturspiegel Altoland" ist im Informationsbüro des Rathauses Altomünster kostenlos erhältlich.

© SZ vom 08.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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