Altomünster:Feldlerchen versus Fotovoltaikprojekt

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Altomünster muss für Brutpärchen erst "Lerchenfenster" anlegen

Von Horst Kramer, Altomünster

Die Feldlerche, der Vogel des Jahres 2019, spielt nun auch bei einem Freiflächenfotovoltaikprojekt im Nordwesten des Altomünsterer Gemeindegebiets eine wesentliche Rolle. Erst in der vergangenen Woche kam eine geplante Wohnsiedlung am Ortsrand Altomünsters ins Stocken, weil die Kommune untersuchen muss, ob das geplante Baugebiet einen Lebensraum für die bedrohte Singvogelart darstellt.

Diese Frage ist auf dem "Nebelfeld" zwischen den Altomünsterer Ortsteilen Rudersberg und Thalhausen schon geklärt: Der Dachauer Landschaftsarchitekt Hartmut Lichti hat in einer "speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung" (saP) herausgefunden, dass auf dem zehn Hektar großen Areal bis zu vier Brutpaare leben, wie Altomünsters Bürgermeister Anton Kerle (CSU) dem Gemeinderat nun mitteilte. Die Freiflächenfotovoltaikanlage wurde schon mehrmals in den vergangenen zwei Jahren in den Gremien der Marktgemeinde behandelt. Durchaus strittig, nicht zuletzt wegen der Größe der Anlage. Anfänglich war von einer landwirtschaftlichen Fläche von 16 Hektar die Rede, die ein Investor mit PV-Modulen bestücken wollte, inzwischen sind es noch 9,05 Hektar. Dort sollen jährlich rund fünf Megawatt Sonnenstrom erzeugt werden.

Der Marktgemeinderat segnete nun zwar die aktuellen Planungen ab - die unter anderem ein Gebäude mit Akkumulatoren zur Speicherung des Stroms vorsehen. Sogar ein Bebauungsplan wurde bei dem Treffen beschlossen. Doch bevor mit den Vorbereitungen begonnen werden kann, müssen im kommenden Frühjahr mindestens acht "Feldlerchenfenster" nach Naturschutzvorgaben angelegt werden.

Ein "Lerchenfenster" ist eine Art Biotop innerhalb eines Feldes, schon zwanzig Quadratmeter sind laut Bund Naturschutz ausreichend. Dort siedeln sich Pflanzen an, die Insekten anlocken, die wiederum Lerchen als Nahrung dienen. Auf dem Nebelfeld müssen diese Minibiotope erst geschaffen werden. In einem zweiten Schritt muss untersucht werden, ob die Lerchen diese Ersatzhabitate tatsächlich annehmen. So hatte sich der Dachauer Bund Naturschutz-Chef Roderich Zauscher kürzlich im Gespräch mit der SZ im Falle des Wohnbaugebiets geäußert. Gleiches gilt nun für das Freiflächenfotovoltaikvorhaben. Die ganze Sache kann sich also ziehen, der Erfolg ist ungewiss.

In welchen Zeiträumen mit den nächsten Schritten zu rechnen ist, das wurde daher im Altomünsterer Gemeinderat nicht diskutiert. Ebenso bleibt unklar, wie der Investor oder die Investoren heißen, die das Projekt vorantreiben.

Die Freiflächenfotovoltaikanlage bei Rudersberg ist nicht das einzige Sonnenstromprojekt, das derzeit in Altomünster in Planung ist. Weitere Vorhaben werden bei Deutenhofen (1,5 Hektar), bei Schmelchen (12,1 Hektar) sowie südöstlich von Kiemertshofen (8,5 Hektar) geplant. Und Bürgermeister Anton Kerle prophezeite: "Mit solchen Untersuchungen werden wir künftig immer öfter zu tun haben."

© SZ vom 22.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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