Altomünster:Der Klosterschatz

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Unter den vielen Kunstgegenständen, Büchern und Devotionalien befindet sich auch eine vermutlich nicht bekannte spätmittelalterliche Handschrift zu den Ordensregeln

Bilder, Kruzifixe und eine Hirnschale - Kunstgegenstände, Schriften und Devotionalien haben sich über die Jahrhunderte im Kloster Altomünster angesammelt. Sie alle wurden inventarisiert und werden auch restauriert. Mit den Arbeiten an den schriftlichen Dokumenten wurde bereits begonnen. Es geht dabei um Sammlungen liturgischer Gesänge der Heiligen Birgitta, aber auch allgemeine Schriften zum Leben im Kloster, Verwaltungsunterlagen bis hin zu Kochbüchern. Allzu umfassende dürfe man sich das nicht vorstellen, sagt Ordinariatsdirektorin Gabriele Rüttiger. "Ein paar Regale voll" seien es gewesen, erklärt Schwester Gabriele Konrad. Darunter aber doch Seltenes wie sechs sogenannte Antiphonarien aus dem Spätmittelalter, deren Existenz der Staatsbibliothek München seit den Neunzigerjahren bekannt war und die bereits fotografisch dokumentiert sind.

Hinzu kommt eine spätmittelalterliche Handschrift zu den Regeln des Ordens der Heiligen Birgitta, diese "könnte nicht bekannt sein", sagt Konrad. Rüttiger ergänzt, der wissenschaftliche Wert der Schriften sei begrenzt. Schaden haben die Dokumente wohl nicht nur durch unsachgemäße Lagerung in den vergangenen Jahren genommen. Es sei früher teils rabiat mit den Schriften umgegangen worden. So seien etwa Kupferstiche heraus geschnitten worden. Wann das gewesen sein könnte, sollen ebenfalls Fachleute klären.

Die Schriften müssen zunächst gesäubert werden. "Da geht es nicht nur um Staub", sagt Rüttiger. "Da scheint es zu krabbeln." Erst wenn alles fachgemäß gesäubert und restauriert ist, können die Schriften in ein geeignetes Archiv, wahrscheinlich das der Diözese gebracht werden. Schon in diesem Jahr sollen alle Schriftstücke bis zum Jahr 1803, dem Jahr der Säkularisierung, als kirchliche Güter vom Staat eingezogen wurden, digitalisiert und damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Die wichtigste Reliquie des Klosters ist die Hirnschale des heiligen Alto. Sie soll möglichst auch später im Kloster bleiben. Sie gehöre nicht ins Museum, sagt Rüttiger, sondern sei ein sakraler Gegenstand. Auch andere kirchliche Gegenstände sollen nach ihrer Restaurierung im Kloster bleiben. Allerdings ist bisher nicht klar, wie es in Zukunft genutzt werden soll. Es gibt lediglich die Vorgabe aus dem Vatikan, das Kloster weiterhin einer kirchlichen Nutzung zu widmen. Wie genau diese aussehen kann, ist völlig offen.

Der Orden der Heiligen Birgitta wurde bereits 1349 gegründet und erhielt 1497 auf Wunsch der polnischen Prinzessin Hedwig, Herzogin von Bayern, einen Sitz in Altomünster. Bis 1803 war es ein Doppelkloster in dem Nonnen und Mönche in getrennten Gebäuden lebten. Erst 1841 wurde das Nonnenkloster neu begründet. Die in strenger Klausur lebenden Nonnen waren allerdings nie mehr als 60 - noch nach dem Zweiten Weltkrieg waren tatsächlich alle Kammern bewohnt. 1911 gründete die Schwedin Elisabeth Hesselblad in Rom einen neuen Zweig des Ordens.

Das Kloster Altomünster war das einzige noch existierende des alten Zweigs in Deutschland. Auch deshalb sind alle Schriften, Dokumente und angesammelten Madonnen, Kruzifixe, Heiligenbilder oder Kandelaber wichtige historische Zeugnisse und Quellen zum Verständnis einer Welt, die nun mit dem Auszug der letzten Nonne ein Ende finden wird.

© SZ vom 01.02.2017 / vgr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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