Altomünster:Arsen mit Weißbierhäubchen

Lesezeit: 3 min

Die Wellküren absolvieren mit ihrem bissigen Programm in Thalhausen so etwas wie ein Heimspiel - nicht zuletzt dank der Wirte, die in der Weilachmühle wieder eine wunderbare Synthese aus Gastronomie und Kultur geschaffen haben

Von Renate Zauscher, Altomünster

Zurückversetzt in die guten alten Kleinkunstzeiten in der Weilachmühle durfte man sich am vergangenen Wochenende fühlen: Auf der Bühne standen die "Wellküren", und vor ihnen im bis auf den letzten Platz ausverkauften Saal des Mühlenensembles applaudierte an zwei Abenden hintereinander ein begeistertes Publikum.

Die guten alten Zeiten, sie endeten, als der ehemalige Wirt und Bruder der drei Wellküren, Berti Well, die Mühle in Thalhausen verkaufte. Dabei hatte Well enormes Glück mit den Käufern: Christian und Christiane Tesch haben nicht nur diverse Vierbeiner, darunter Hund Lotti und eine wachsende Anzahl von Alpakas, in die Mühle mitgebracht, die die Ställe von Wells Eseln und Ziegen bezogen. Das Ehepaar ist überdies dabei, die Weilachmühle wieder zu dem zu machen, was sie schon rund ein Vierteljahrhundert lang gewesen war: eine wunderbare Synthese aus Gastronomie und Kultur.

Der Biergarten unter den alten Apfelbäumen im Hof wurde bereits im letzten Sommer von Besuchern geradezu gestürmt: Das Flair des Orts und die gute Küche des Aichacher Gastronomen Ben Ruisinger machte dem Ehepaar Tesch den Neueinstieg ins Biergartengeschäft leicht. Dass die Mühle ideal ist für Hochzeits- und andere Familienfeiern, war ohnehin von Anfang an klar: Mittlerweile ist sie praktisch jedes Wochenende für solche Anlässe ausgebucht. Dass das alles ganz im Sinn von Berti Well ist, beweisen seine zahlreichen spontanen Besuche in der Weilachmühle, wann immer er aus Ungarn in die alte Heimat kommt.

Jetzt also sind die Wellküren zurückgekommen - mit gemischten Gefühlen, wie sie zu Beginn ihres Auftritts am Freitag bekannten. Schon das Herfahren sei "ein bissl komisch" für sie gewesen. "Weil des hier g'hört ja eigentlich uns, vasteht's?", sagte Burgi.

Aber dann waren die Schwestern schon mittendrin im Programm, das so etwas wie die Generalprobe für das dreißigjährige Bühnenjubiläum des Trios werden sollte. Ende Februar nämlich findet die Premiere des neuen Programms im Münchner Lustspielhaus statt - und da bot sich Thalhausen als idealer Ort an, um erste Publikumsreaktionen zu testen. Miteinbezogen ins Jubiläumsprogramm werden neben Neuem auch ein paar alte Songs aus den Anfangsjahren und solche aus dem derzeit noch aktuellen Programm "Herz sticht".

Wer die Wellküren aus früheren Zeiten kennt, der weiß: Sie waren immer schon so frech und aufmüpfig wie ihre Brüder aus dem heimatlichen "Biermoos" bei Günzelhofen. Und vor allem zählten immer schon Männer zu den bevorzugten Opfern ihrer Spottlust - vielleicht gerade deshalb, weil sie sich schon zu Hause gegen eine große Brüderschar durchsetzen mussten.

Jetzt aber, wo nicht nur die Kinder sondern (zumindest laut Programmidee) "auch die Männer aus dem Haus sind", nimmt das Männer-Bashing noch einmal kräftig Fahrt auf: Da wird erbarmungslos über die Verflossenen, Vertriebenen, freiwillig Gegangenen hergezogen und zuletzt gibt's Arsen ins Weißbier, damit "endlich Frieden im Haus ist". Gnadenlos gehen die drei Frauen aber auch mit der bayerischen Politik und hier vor allem mit deren CSU-Vertretern um. Moni steigert sich in eine grandios-schrille Philippika gegen Seehofer, Söder, Aigner und Co, die ihr Publikum jubeln lässt.

Auch musikalisch werden noch mal neue Akzente gesetzt: Aus dem Stubenmusik-Trio, für das Bärbi nach dem Ausstieg von Vroni vor zehn Jahren noch das Harfenspielen erlernt hat, wurde in letzter Zeit mehr und mehr ein Blasmusikensemble mit Tuba, Saxofon und Trompete. Immer schon mit dabei sind die "Nonnengeigen" des Trios, mit dem sie diesmal eine großartige Version von "Spiel mir das Lied vom Tod" ablieferten.

Das Thalhausener Publikum war begeistert und bestand zuletzt auf mehrere Zugaben. Begeistert vom großen Erfolg der beiden ausverkauften Abende war aber auch die Familie Tesch. "Ich glaube, dieser Ort hier geht nicht ohne Gäste, ohne solche Abende wie dieser - das hier heute ist doch Wahnsinn", sagte Christian Tesch nach dem Konzert am Freitag.

Am Samstag, 5. März, kommt der junge Akkordeonist Vladislav Cojocaru mit Band in einer neuen Jazz-Reihe der Weilachmühle. Der Eintritt kostet im Vorverkauf 14, an der Abendkasse 18 Euro. Kartenwünsche kann man per Mail an christian.tesch@mac.com richten.

© SZ vom 25.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: