Ärztestreik im Landkreis:Nur Verlierer in Odelzhausen

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Der Gemeinderat wollte ohne Öffentlichkeit über ein Facharztzentrum entscheiden. Das musste schiefgehen.

Wolfgang Eitler

Angenommen, Bürgermeister Konrad Brandmair aus Odelzhausen hätte den Hausärzten seinen Wunsch nach einem Facharztzentrum vorgetragen. Angenommen, er hätte ihnen klar gemacht, dass er in einem fairen Wettbewerb das Medizinische Versorgungszentrum in Dachau hinzuziehen wolle. Weiter angenommen, er hätte davon Bürger und Gemeinderäte informiert.

Odelzhausen: Der Gemeinderat wollte ohne Öffentlichkeit über ein Facharztzentrum entscheiden. (Foto: dpa)

Dann wäre eine offene Debatte entstanden, in der die beiden Parteien ihre Vorschläge öffentlich hätten vorlegen können, wie sie sich ein Netzwerk aus Haus- und Fachärzten vorstellen. Daraus hätte sich eine Entscheidung ergeben, die niemand, aber auch gar niemand hätte bezweifeln können, müssen und gar dürfen. So sind eben die demokratischen Spielregeln.

Aber weil der Gemeinderat Odelzhausen über die grundlegende Frage der künftigen Gesundheitsversorgung - und darum geht es in Odelzhausen und seinen Nachbargemeinden - im geschlossenen Kreis debattieren wollte, ist das von ihm favorisierte Medizinische Versorgungszentrum in einen Strudel teils rufschädigender Gerüchte geraten.

Die Hausärzte in Odelzhausen sind in den Augen des Gemeinderats und deren Befürworter bloß Neider um Etats und Profit. Die Mandatsträger müssen den Vorwurf der Mauschelei aushalten.

Alle in Odelzhausen sind Verlierer, weil Ärzte und Kommunalpolitiker nur noch als Anwälte von Interessen und unerbittlich auftretende Konkurrenten wahrgenommen werden.

Es mag ja sein, dass der Gemeinderat nichtöffentlich über die Frage diskutiert hat, welcher Vorschlag nun der für die Menschen in Odelzhausen bessere ist. Aber bis heute hat er es versäumt, darzulegen, was denn für Argumente ausschlaggebend waren und warum er das Modell des Versorgungszentrums bevorzugt. Die beiden Alternativen sind noch nie offiziell und damit im Inhalt verbindlich von der Gemeinde erläutert worden.

Die Sondersitzung des Gemeinderats beschränkte sich auf eine Schelte all derer, die angeblich und tatsächlich gegen das Versorgungszentrum sind und deswegen den Bau eines Facharztzentrums verhindert hätten. Damit haben die Gemeinderäte die von ihr als Schlammschlacht gegeißelte Diskussion nur nochmals neu entfacht.

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