Ärger um Bauvorhaben:"Klimmzüge und Tricksereien"

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An den Giebelseiten der Häuser will der Bauherr kleine Balkone anbringen, doch das lehnt der Schwabhauser Bauausschuss ab. (Foto: Toni Heigl)

Schwabhauser Bauausschuss lehnt Balkone an der Giebelseite eines ohnehin umstrittenen Neubauprojekts ab

Von Renate Zauscher, Schwabhausen

Für immer neuen Ärger sorgt ein Bauvorhaben an der Arnbacher Straße in Schwabhausen. Nachbarn im Bereich des Baugrundstücks und auch der Bauausschuss des Gemeinderats haben das Vorhaben in der beantragten Form von Anfang an als zu massiv abgelehnt. Sie befürchten zum einen ein Verkehrschaos durch parkende Autos auf der kleinen Zufahrtsstraße, zum anderen eine Beschädigung der alten Eichen am Rand des Baugebiets und eine Beeinträchtigung ihrer Privatsphäre durch die großen, nah heranrückenden Baukörper.

Auf dem rund 2000 Quadratmeter großen Grundstück entstehen derzeit zwei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 16 Wohnungen. Den Befürchtungen der Nachbarn, was die prognostizierten Verkehrsprobleme angeht, schließt sich auch Bürgermeister Josef Baumgartner an. Er hat im Zuge der Diskussion im Bausauschuss aber mehrfach darauf hingewiesen, dass die Abstandsflächen zur Nachbarbebauung eingehalten würden und man geltendes Baurecht nicht aushebeln könne. Um die Frage von Abstandsflächen und Baurecht ging es jetzt auch bei der erneuten Behandlung eines Tekturantrags im Bauausschuss. Der Bauherr möchte auf Erkern an den Giebelseiten der Baukörper kleine Balkone anbringen. Diese würden für zusätzliche Belichtung der Räume im Dachgeschoss sorgen, zumal der Einbau von Dachgauben abgelehnt worden war. Letztere hätten das Dachgeschoss zu einem hier nicht zulässigen dritten Vollgeschoss werden lassen.

Der Bauausschuss hatte die fraglichen Balkone bereits einmal abgelehnt. Das Landratsamt Dachau sah die Dinge wegen eingehaltener Abstandsflächen allerdings anders und verwies die Sache zurück an die Gemeinde. Sollte diese bei ihrer Ablehnung bleiben, dann könnte die Landkreisbehörde das fehlende Einverständnis der Kommune per Ersatzvornahme selbst erteilen.

In der Diskussion der Ausschussmitglieder wurde deutlich, wie tief der Ärger bei vielen sitzt. So zählten die Ausschussmitglieder Martina Purkhardt (FWS) und Wolfgang Hörl (BBA) eine Reihe von Vorkommnissen auf, die schon in der Planungsphase und auch jetzt während des Baus Ärger gebracht hatten und jeweils nur von Bürgerseite aufgedeckt worden waren. Da war zum einen die "Verwechslung" einer der Eichen - die der Zufahrt zur geplanten Tiefgarage von der Arnbacher Straße aus im Weg gestanden hätte - mit einem "Obstbaum": Letzteren hätte man problemlos im Sinne der Planung fällen können. Dann entdeckten Anwohner, dass die Tiefgaragenausfahrt an der jetzt vorgesehenen Stelle teilweise auf öffentlichem Grund lag und deshalb steiler gestaltet werden musste - auch dies war keiner Behörde aufgefallen. Und zuletzt musste der Bau vorübergehend eingestellt werden, weil der Kniestock um zwei Ziegelreihen zu hoch gemauert worden und deshalb rückgebaut werden musste, was ebenfalls von Bürgerseite dem Landratsamt gemeldet worden war. Dass auf die mittlerweile geschützten Bäume am Rand des Baugebiets nicht ausreichend Rücksicht genommen wurde, erwähnt ein Anwohner in einem Schreiben an die Mitglieder des Bauausschusses: Eine von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt geforderte Vorrichtung zum Schutz des Wurzelbereichs sei beim Aushub nicht installiert und prompt einige Wurzeln zerstört worden. Die verhängte Strafzahlung von 260 Euro sei für den Bauherren "gemessen an der erwartbaren Rendite unterhalb der Wahrnehmungsgrenze", hieß es in dem Schreiben.

Wie sehr solche Aspekte die Haltung der Mehrheit im Bauausschuss beeinflussen, zeigte sich jetzt bei der Behandlung des Tekturantrags. "Ich bleibe dabei, ich lehne die Balkone ab", erklärte Martina Purkhardt. Sie sei vom Bürger gewählt, um dessen Interessen zu vertreten - das lasse sie sich nicht nehmen. Sie und auch andere Ausschussmitglieder ärgert es besonders, dass abgelehnte Baudetails wie Balkone oder vorher die Gauben bereits im Exposé des Bauherren enthalten waren und dass Balkontüren und -fenster auch ohne eine vorhandene Genehmigung bereits eingebaut worden seien. Purhardt spricht von "Klimmzügen und Tricksereien" des Bauherren. Dieser Meinung, schlossen sich auch Ausschussmitglieder wie Sven von Kummer (BBA) oder Wolfgang Hörl an.

Von Kummer verwies noch einmal darauf, dass sich die beiden Mehrfamilienhäuser trotz Bezug auf ein anderes Gebäude an der Arnbacher Straße nicht in die vorhandene Bebauung einfügen. Fünf Mitglieder des Ausschusses stimmten erneut gegen den Tekturantrag, drei weitere, einschließlich des Bürgermeisters, für eine Genehmigung der Balkone. Der Antrag geht nun zurück an das Landratsamt. Ob dieses im Zuge einer Ersatzvornahme dem Wunsch des Bauherren nachkommt, ist offen.

© SZ vom 02.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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