Ärger in Bergkirchen:Feuer unterm Dach

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Dass sich Schwabhausen plötzlich weigert, anteilig Kosten für den mit Bergkirchen gemeinsam genutzten Neubau der Wehr Kreuzholzhausen-Machtenstein zu übernehmen, trübt die interkommunale Zusammenarbeit

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

Beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf. Entsprechend sauer sind jetzt Bürgermeister Simon Landmann (CSU) und der Bergkirchner Gemeinderat, dass die Nachbarn aus Schwabhausen sie auf den Kosten für das Feuerwehrhaus in Kreuzholzhausen sitzen lassen. Der Ärger ist groß, weil die Zusammenarbeit der beiden Kommunen seit Jahrzehnten reibungslos läuft, wenn es um die Feuerwehr Kreuzholzhausen/Machtenstein geht. Eine "interkommunale Kooperation, wie man sie bayernweit nicht findet", sagte Rathauschef Landmann (CSU) im Gemeinderat.

Der Hintergrund: In dieser Feuerwehr sind seit jeher Bürger aus beiden Dörfern aktiv. Daran hat auch die Gebietsreform 1978 nichts geändert, die Machtenstein zu Schwabhausen und Kreuzholzhausen zu Bergkirchen zugeordnet hat. Das Miteinander in der Feuerwehr lief weiter, die Kosten haben sich Bergkirchen und Schwabhausen auf Zuruf nach einer vereinbarten Quote geteilt. Nun aber wollen die Nachbarn 97 000 Euro nicht zahlen, das wäre ihr Drittelanteil für das 2016 eingeweihte neue Feuerwehrhaus. Der Schwabhausener Gemeinderat verweigerte in seiner November-Sitzung den Zuschuss, weil eine vertragliche Grundlage fehle, wie Schwabhausens Bürgermeister Josef Baumgartner (FW) im Gespräch mit der SZ erklärt. Das Argument der Schwabhausener Räte habe gelautet: "Wir zahlen nicht für ein Gebäude, ohne dass uns irgendetwas gehört."

Unverständnis herrscht fortan in Bergkirchen. "Die Vertrauensbasis ist gestört", sagte Gemeinderat Robert Axtner (FWG Eisolzried-Lauterbach-Kreuzholzhausen).

Von vorweihnachtlicher Stimmung also keine Spur in der letzten Bergkirchner Gemeinderatssitzung in diesem Jahr. Denn die Entscheidung der Schwabhausener Nachbarn, die vor zwei Wochen definitiv eine Kostenbeteiligung mit großer Mehrheit abgelehnt haben, bringt nun die Bergkirchner in Rage. "Seit 40 Jahren gilt das ungeschriebene Agreement, die Kosten aufzuteilen", betonte Bürgermeister Landmann. Egal ob Bier und Brotzeit bei der Jahresversammlung oder wie 2013 der Kauf eines Feuerwehrfahrzeugs, immer zahlte Bergkirchen zwei Drittel, Schwabhausen ein Drittel der Kosten. "Das war nie ein Thema." Als dann 2015 Bergkirchen überlegte, ein neues Gebäude zu bauen für die Feuerwehr und unter demselben Dach auch einen Treff für die Vereine, gab es einen offiziellen Antrag an die Nachbarn, so Landmann. Ein Vertrag wurde nie unterschrieben, aber die Beteiligung sei mündlich ausgemacht gewesen. "Das war ein Fehler, dass wir gesagt haben, das werden wir schon regeln", räumt Schwabhausens Rathauschef Baumgartner ein. Aber einen offiziellen Widerspruch aus Schwabhausen gab es nie. Weshalb Gemeinderätin Dagmar Wagner (SPD), selbst Kreuzholzhausenerin, sich jetzt fragt: "Was ist das Wort eines Bürgermeisters noch wert?"

Bedenklich findet Gemeinderat Robert Axtner, dass in Schwabhausen die Feuerwehr nur als Kostenstelle gesehen werde, nicht "die Menschen, die dahinter stehen." Und die, das betonte Wagner, "wenn es brennt gemeinsam zur Stelle sind, egal auf welcher Flur der Einsatz ist."

Beim Streit ums Geld geht es um mehr: Es geht um das traditionell lebendige Miteinander der Kreuzholzhausener und Machtensteiner. "Ein tolles Beispiel interkommunaler Zusammenarbeit", betonte Landmann. Die im Alltag bestens funktioniert: Nicht nur in der Wehr mit ihren 71 Aktiven, auch in den Vereinen wirken Bürger aus beiden Dörfern zusammen. Sie engagieren sich bei den Schützen, im Obst- und Gartenbauverein oder beim Veteranenverein, die teils in Machtenstein, teils in Kreuzholzhausen offiziell ihren Sitz haben. Und alle treffen sich im "Gmoa-Haisl", das zusammen mit dem Feuerwehrhaus unter einem Dach 2016 errichtet worden ist. Aktiv mitgeholfen haben beim Bau Ehrenamtliche aus beiden Dörfern, die Kosten für den Bürgertreff hat vollständig die Gemeinde Bergkirchen übernommen, auch den Grund bereit gestellt. Genutzt werden diese Räume von allen: "Da machen wir keinen Unterschied", sagte Landmann. Insgesamt hat das Projekt 560 000 Euro gekostet, nur an den Kosten der Feuerwehrräume in Höhe von 291 000 Euro soll sich Schwabhausen beteiligen.

Das Veto im Gemeinderat der Nachbarn sei kein gutes Zeichen für die interkommunale Zusammenarbeit, so Bergkirchens Rathauschef Landmann. Weitere gemeindeübergreifende Projekte wie ein gemeinsamer Friedhof stünden nun in Frage. Um den Streit auszuräumen, will Landmann mit seinem Amtskollegen das Gespräch suchen. Für den Schwabhausener Gemeinderat sei das Thema erledigt, erklärt Bürgermeister Baumgartner. "Ich hoffe nicht, dass diese Entscheidung nun einen Zwist auslöst."

© SZ vom 14.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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