Adventsmarkt:Freund und Helfer

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Bereitschaftspolizei unterstützt Wunschbaumaktion

Von Christiane Bracht, Dachau

Bei der Dachauer Bereitschaftspolizei herrscht heuer besondere Weihnachtsstimmung. Die Kapelle "Schndiblech" spielte auf dem Adventsmarkt. (Foto: Toni Heigl)

Die Kinderaugen leuchteten. Die Erwachsenen indes schauten ziemlich entsetzt angesichts der jüngsten Attentate in Straßburg und Nürnberg: Etwa 20 Polizisten in Uniform tauchten am Freitagmorgen vor der Candisserie in der Münchner Straße in Dachau auf. Was mag da wohl passiert sein? Es war ein ganz besonderer Einsatz, den die Bereitschaftspolizei (Bepo) da hatte - eine schöne Bescherung: 85 Geschenke übergaben sie der Candisserie-Inhaberin Isabel Seeber, die heuer mit der Aktion Wunschbaum viel Aufsehen erregt hat. "Unser Beruf ist nicht immer ganz einfach. Aber das ist die schöne Seite", sagte Pressesprecher Uli Schmid.

Bei der Dachauer Bereitschaftspolizei herrscht heuer besondere Weihnachtsstimmung. Die Kapelle "Schndiblech" spielte auf dem Adventsmarkt. (Foto: Toni Heigl)

Seit zwölf Jahren veranstaltet die Bereitschaftspolizei einen Adventsmarkt auf ihrem Gelände, zu dem nicht nur die Beschäftigten, sondern auch Ehemalige und Pensionisten kommen. Fast 1000 Besucher tummelten sich heuer an den zehn Getränke- und Essständen, freuten sich über Feuerzangenbowle und Schnitzelsemmel und erzählten in lockerer Runde. Der Erlös wird traditionell gespendet. Jedes Jahr wird eine andere Einrichtung begünstigt, die sich sozial engagiert. Heuer wählten die Polizisten einstimmig den Wunschbaum von Seeber aus. "Es ist nicht selbstverständlich, dass eine Behörde eine Privatperson unterstützt. Aber das ist eine tolle Aktion, die uns alle begeistert hat", erklärte Schmid. Normalerweise werde erst gespendet, wenn der Betrag zusammengekommen ist. Doch heuer haben die Auszubildenden erstmals das Geld vorgeschossen, um die vielen Wünsche erfüllen zu können, die an dem Christbaum in der Münchner Straße hingen. 2360 Euro investierten die 17- bis 25-Jährigen, um andere glücklich zu machen. In ihrer Freizeit gingen sie einkaufen, packten Päckchen oder organisierten, was nötig war. "Alle zwölf Auszubildenden waren mit Herzblut dabei", sagt Schmid. "Es waren teilweise so bescheidene Wünsche, dass es uns zu Tränen gerührt hat. Man denkt immer, die Not ist irgendwo, aber das stimmt nicht. Sie ist mitten unter uns."

Auch der Nikolaus war beim traditionellen Adventsmarkt auf dem Gelände am Kastanienplatz. (Foto: Toni Heigl)

Es waren Kinderwünsche dabei. "Zwei haben sich ein Polizeiauto gewünscht", sagt Schmid und schmunzelt. Aber es waren auch Wünsche von Obdachlosen, von Flüchtlingen und älteren Leuten, die nicht nur bittere Armut, sondern auch Einsamkeit offenbarten. "Eine ältere Dame hat sich selbstgemachte Plätzchen gewünscht", sagt Schmid. Die jungen Nachwuchspolizisten hatten zwar keine Zeit, sich selbst an den Ofen zu stellen, um zu backen, aber sie organisierten eine Familie, die half und die die Dame zu Weihnachten zu sich nach Hause einlud. Ganz bescheidene Wünsche erfüllten die Helfer des Christkinds: Pullover, Handschuhe, Spielsachen, Gutscheine für Apotheke oder Optiker, einen Besuch beim Friseur oder auch Einlagen für Schuhe waren dabei. Drei Wunschzettel mussten laut Schmid leider unerfüllt bleiben. Darunter der Wunsch einer Alleinerziehenden, die dringend eine größere Wohnung in Dachau braucht.

© SZ vom 15.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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