Abschied auf dem Waldfriedhof:Ein reiches Leben

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Der stellvertretende Bürgermeister Kai Kühnel sprach nicht nur als Amtsträger, sondern als Freund und langjähriger Weggefährte. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Bewegende Trauerfeier für Konzertveranstalter Peter Lenk

Von Andreas Förster, Dachau

Die Anteilnahme war riesengroß. In der Aussegnungshalle des Dachauer Waldfriedhofs war schon 15 Minuten vor Beginn der Trauerfeier kein Stehplatz mehr frei. Familie, Freunde, Weggefährten und Nachbarn sowie Mitglieder der ASV-Handballabteilung und des Schützenvereins Germania Prittlbach wollten am Freitag von Peter Lenk Abschied nehmen. Lenk war am 1. März im Alter von nur 60 Jahren überraschend gestorben. In der Nacht hatte sein Herz einfach aufgehört zu schlagen.

Sein plötzlicher Tod hat in der Dachauer Kulturszene Bestürzung ausgelöst. Lenk hatte in den vergangenen zwölf Jahren mit seiner privaten Agentur Prittlstock und mit vielen herausragenden Konzertveranstaltungen Dachauer Musikgeschichte geschrieben. Neben Kulturamtsleiter Tobias Schneider kam Dachaus Zweiter Bürgermeister Kai Kühnel (Bündnis) zur Trauerfeier. Über seine offizielle Funktion hinaus war Kühnel auch als Freund und Weggefährte anwesend, denn Lenk war viele Jahre Mitglied und Vorstand in dessen Kulturverein Tollhaus. So sprach er nicht nur im Namen der Stadt, sondern auch ganz persönliche, bewegende Worte. Er bezeichnete Lenk als einen "Schatz für Dachau", der es geschafft habe, die Stadt "in herausragender Weise mit Leben zu erfüllen". Die eigentliche Trauerrede hielt der Theologe und Seelsorger Frank Bärwaldt. Bevor dieser die Trauergemeinde begrüßte, kam es zu einem kurzen Moment der Heiterkeit: Lenks einjährige Enkeltochter Tilda krabbelte, fröhlich glucksend, ihrer Mutter davon und durch die Beine einiger Besucher. Und man spürte: So eng liegen Leben und Tod nebeneinander. Der Fokus der Feier lag, trotz aller fühlbaren Trauer, eindeutig auf dem Leben. So, wie es Peter Lenk gefallen hätte: Zunächst mit einem schwungvollen Walzer, dessen melancholische Zwischenklänge die Zuhörer auf eine Reise mitnahmen, die von fröhlichen Feiern, Genuss, Tanz und Fernweh bis zum traurigen Abschied alles enthielt, was ein reiches Leben ausmacht. In diesem Tenor fasste schon das legendäre Musikstück, ein Ausschnitt von "The Last Waltz" von The Band, das Leben von Peter Lenk zusammen. Nun sei es die Aufgabe der Hinterbliebenen, sich an die gemeinsamen Momente des Glücks und der Freude zu entsinnen und dem einzigartigen, unersetzbaren Menschen ein ehrendes Andenken zu bewahren, so Bärwaldt. "In seiner Gegenwart ließ sich gut sein. Er war tiefgründig und zugleich heiter, niemand, der im Vordergrund stehen wollte, der aber irgendwie dorthin gekommen ist, jemand, der seine Bestimmung gefunden hatte."

Seine Bestimmung war neben der Familie und dem Beruf die Musik, sein Prittlstock, einem Wortspiel aus seinem Wohnort Prittlbach und dem berühmten Musikfestival Woodstock. So waren am Freitag auch etliche Singer-Songwriter da, mit denen Peter Lenk als Veranstalter zu tun gehabt hatte und von denen viele auch zu Freunden geworden waren, wie Ian Fisher und Jaimi Faulkner. Letzterer sagte über ihn: "Er war der selbstloseste, hilfsbereiteste und warmherzigste Mensch, den ich in meiner Musikerkarriere kennenlernen durfte." Jemand wie ihn brauche man mehr auf der Welt und nicht weniger, so Bärwaldt mit Blick auf den Abschied. Und: "Je schöner die Erinnerung, desto schwieriger ist die Trennung." Es folgten zwei weitere Musikstücke: "Lucky Man" von Emerson, Lake & Palmer sowie "Won't Forget These Days" von Fury in the Slaugtherhouse. Man darf mit Recht annehmen: Diese Trauerfeier hätte Peter Lenk gefallen. Sein Wunsch war es gewesen, in einem anonymen Grab bestattet zu werden.

© SZ vom 09.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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