Abistreich:Die dritte Wurzel aus 56

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"Es ist sehr lustig gemacht und gut organisiert": Der Abistreich der Zwölftklässler kommt am Ignaz-Taschner-Gymnasium gut an. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Mit "Winnetou und ABIhatchi" feiern die Dachauer Abiturienten. Und sie wissen: Mathe können sie besser als so mancher Lehrer.

Von Johannes Korsche, Dachau

Der Wilde Westen zieht in das Ignaz-Taschner-Gymnasium (ITG) in Dachau ein, zumindest für einen Vormittag. Ganz im Sinne des Abiturmottos "Winnetou und ABIhatchi" feierten die 133 ehemaligen Zwölftklässler am Dienstag ihren Abistreich: Pocahontas, Cowboys und aufblasbare Plastik-Kakteen bevölkerten den Schulhof.

"Herr Schötz an den Marterpfahl!", rufen die Abiturienten zu Beginn. Peter Schötz ist stellvertretender Schulleiter des Gymnasiums. Während der kommenden Stunden wird sich alles um ihn drehen. Die Lehrer spielen in Quizrunden gegen die Abiturienten, um ihren Kollegen auszulösen. Außerdem müssen sie sich beim Steckenpferderennen, Masskrugstemmen und Umgang mit dem Lasso beweisen.

Die 18-jährige Alina Feldmann, die den Abistreich mitorganisiert hat, hat an alles gedacht: eine Hüpfburg, einen Grill- und Getränkestand, ein aufblasbares Rodeo und einen Schminkstand, an dem die Gesichter der Schüler mit bunter Kriegsbemalung verziert werden. Eine weitere Attraktion ist natürlich Peter Schötz am Marterpfahl, ein beliebtes Selfie-Motiv für die Schüler. Von seinem Platz blickt er belustigt auf das Treiben im Schulhof : "Als Lehrer hat man bei einem Abistreich immer ein mulmiges Gefühl. Aber in diesem Jahr waren die Schüler richtig fantasievoll. Da macht das Spaß." Was mit ihm passiert, sollten die Lehrer ihn in den Quizrunden nicht auslösen können, weiß er noch nicht - noch so ein Grund für sein mulmiges Gefühl.

Die Lehrer sind bei den Quizrunden auf der Bühne jedenfalls nicht sehr erfolgreich. Während bei ihnen oft vielsagendes Schweigen auf die Fragen folgt, beantworten die Abiturienten Frage um Frage richtig. Kein Wunder, wenn die Englisch- und Französischlehrerin Sabine Geißler Mathematikaufgaben im Kopf lösen muss: "Wie heißt die dritte Wurzel aus 56?" - Peter Schötz ist bei dieser Frage seiner Auslösung nicht nähergekommen. Im Gegenteil, die Abiturienten ziehen weiter davon: "Wie heißt die Wurzel aus neun?" Das ist kein Problem für das Schülerteam. So geht es über mehrere Runden.

Immer wieder unterbrechen kleine Spiele die Quizrunden. Für das Pferderennen sind Mülltonnen aufgebaut und es stehen zwei Steckenpferde bereit. Je ein Lehrer und ein Schüler reiten in mehreren Runden um die Wette. Sie kreisen dabei erst zehnmal um eine Mülltonne, bevor sie den Slalomparcours in Angriff nehmen. Wer zuerst ankommt, hat gewonnen. Bei diesem Spiel herrscht erstmals Chancengleichheit, den Lehrern ist nach dem Umkreisen der Mülltonne ähnlich schwindelig wie den meisten Abiturienten. Prompt gewinnen auch einige Lehrer, doch das zählt nicht für die Freilassung ihres Kollegen.

Die Lehrer schaffen es am Ende nicht, ihren Kollegen auszulösen. "Aber wir sind so lieb, dass wir ihn mal freilassen und zum Sheriff des ITG küren", erklärt Alina. Den Schülern, die das Abitur noch vor sich haben, hat der Abistreich gefallen: "Es ist sehr lustig gemacht und gut organisiert", sagt Lukas Stelzer aus der elften Klasse. Das frisch gewählte Abimotto seines Jahrgangs lautet: "CannABIs. Wir haben es durchgezogen." Bei Peter Schötz dürfte sich im Hinblick auf den Abistreich im kommenden Jahr wieder ein mulmiges Gefühl regen.

© SZ vom 25.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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