Abifeier am JEG:"Ein Hoch auf uns"

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Gleich 14 Abiturienten des Josef-Effner-Gymnasiums erreichten dieses Jahr einen Schnitt zwischen 1,0 und 1,5. (Foto: Niels P. Jørgensen)

159 Abiturienten des Josef-Effner-Gymnasiums Dachau feiern den erfolgreichen Abschluss ihrer Schullaufbahn. Gedämpft wird die Euphorie vom Tod eines 14-jährigen Mitschülers, der vor zwei Wochen ertrunken ist

Von Leonie Sanke, Dachau

Die Turnhalle des ASV war gerade groß genug für die 159 Abiturienten des Josef-Effner-Gymnasiums Dachau, ihre Familien und ihre - inzwischen ehemaligen - Lehrer. Einen guten Grund zum Feiern hatten die mehr als 600 Anwesenden bei der Abiturfeier am vergangenen Freitag auf alle Fälle: Ausnahmslos alle Schüler, die dieses Jahr zum Abitur angetreten waren, haben es auch bestanden.

Über eine Zahl freute sich Schulleiter Kurt Stecher ganz besonders: Drei Schüler - Corinna Weber, Julia Hirner und Roland Eder - haben einen Abiturschnitt von 1,0. "Das habe ich in den 15 Jahren, die ich an dieser Schule bin, noch nie erlebt", sagte Stecher beeindruckt. Djuhera Aladin, Julia Kustermann und Paula Zünkler erreichten außerdem den Schnitt von 1,1, Thomas Just eine 1,2 und Barbara Brunschweiger eine 1,3. Christina Kranz und Hannes Schmid dürfen sich über eine 1,4 freuen, Luisa Elger, Jennifer Goldenbrunn, Sabrina Hutner und Veronika Neumeier über eine immer noch sehr gute 1,5. Den Stufenschnitt gab Stecher nicht preis - er wolle nicht, dass ein Ranking zwischen den zwei Dachauer Gymnasien und dem Indersdorfer entstehe. So viel verriet er aber: Die Abiturientinnen schnitten insgesamt deutlich besser ab als ihre männlichen Mitschüler. "Meine Herren, Sie sollten mal darüber nachdenken", mahnte Stecher.

Nach der Begrüßung durch den Schulleiter gratulierte Landrat Stefan Löwl den Absolventen. In seinem Grußwort sprach er von dem "Beginn einer neuen Herausforderung", vor der sie jetzt stünden, und der Verantwortung, die ihre neu gewonnene Freiheit mit sich bringe. Auf diese Verantwortung spielte er auch mit seinem Geschenk an die Abiturienten an. In der Euphorie ihrer überstandenen Prüfungen hatten sie auf einer Wiese ihre Bücher und Hefte verbrannt und gefeiert. Mit den Plastiktüten, die Löwl ihnen zur Abiturfeier mitbrachte, sollen sie die Asche und die Flaschen, die sie dort hinterlassen haben, nun aufsammeln. "Ich hoffe, dass ich stolz auf Sie sein kann, wenn ich dort das nächste Mal vorbeikomme."

Auf Löwls tadelnde, aber auch wohlwollende Ansprache folgten das Grußwort des Elternbeirats sowie die Verleihung der Seminararbeitspreise durch den Förderverein des Josef-Effner-Gymnasiums und die Verleihung des Sprachstipendiums. Elternbeirätin Sibylle Meyer-Riedt riet den Abiturienten in ihrer Rede: "Wenn es mal nicht weiter geht, setzen Sie einen Haken dahinter, schlagen Sie einen Haken und gehen Sie einen neuen Weg." Passend zu ihrer Ansprache bekamen die Abiturienten vom Elternbeirat einen symbolischen Garderobenhaken geschenkt.

Kurze Auftritte des Jazz-Salonorchesters lockerten das Programm auf. Auch ein paar der Abiturienten gaben eine musikalische Einlage zum besten: Sie sangen das bekannte WM-Lied "Auf uns" von Andreas Bourani. Mit den Zeilen "Ein Hoch auf uns! Ein Hoch auf das, was vor uns liegt" brachte der Chor den gesamten Saal dazu, aufzustehen und mitzuklatschen.

Als "Zeus unter den Göttern", als "die Deutschen unter den Fußballern" beschrieb Ludwig Streller seine Stufe. Mit wohl vom Feiern heiserer Stimme hielt der Sprecher der Abiturienten seine unterhaltsame Rede. Dabei bekam zwar der ein oder andere Lehrer einen Witz auf seine Kosten zu hören, insgesamt zeigte sich Streller den "Wissensvermittlern" gegenüber aber stellvertretend für seinen Jahrgang dankbar. Sein besonderer Dank und ein tosender Applaus galten der Oberstufenbetreuerin Annett Hübner.

Die feierliche Stimmung in der ASV-Turnhalle wurde gedämpft, als Schulleiter Stecher in seiner Ansprache auf den Tod eines Schülers des Josef-Effner-Gymnasiums zu sprechen kam. Der 14-Jährige war vor zwei Wochen in der Amper ertrunken. Wegen des Todesfalls fiel der diesjährige Abi-Streich ruhiger aus als üblich. Stecher bedankte sich bei den Abiturienten für ihre Rücksichtnahme. Er sprach außerdem von dem Glück, das sie hätten, in einer so behüteten Welt zu leben. "Es ist auch ein großes Glück, am Leben zu sein. Ihr verstorbener Mitschüler hat dieses Glück nicht mehr." Zum Schluss gab der Schulleiter den Abiturienten noch etwas mit auf den Weg: "Vergessen Sie einander nicht!"

© SZ vom 27.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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