Abholservice:Anruf-Sammel-Taxi sucht nach Fahrern

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Die Taxiunternehmen können die Kapazitäten nicht mehr bereitstellen: Reinhard Dippold. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Das Angebot kommt bei den Bürgern gut an. Doch jetzt muss der Abholservice mangels Personals gekürzt werden.

Von Petra Schafflik, Dachau

Nach dem Konzert oder Kinoabend spätabends zurück nach Hause oder am Sonntagnachmittag bequem zu einen Besuch bei den Enkeln: Das Anruf-Sammel-Taxi (AST) bot für solche Fahrten im Stadtgebiet bisher von 5 bis 24 Uhr den Service eines preiswerten Taxidienstes nach Fahrplan. Doch nun mussten die Stadtwerke, in deren Auftrag das AST verkehrt, das Angebot deutlich zurückstutzen. Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember verkehrt diese Ergänzung zum Linienbus nur mehr von 7 bis 19 Uhr, am Samstag von 9 bis 14 Uhr, sonntags nicht.

"Wie soll das weitergehen?", fragte deshalb Georg Metz bei der Bürgerversammlung in Pellheim. Für die Bürger aus diesem ländlichen Ortsteil ist das AST besonders wichtig, weil das Dorf wie die übrigen ländlichen Stadtteile nicht ans Busnetz angeschlossen ist. Doch eine Lösung ist nicht in Sicht. Die Taxiunternehmen, die bisher die AST-Fahrten durchgeführt haben, können die notwendigen Kapazitäten nicht mehr bereitstellen, erklärt Reinhard Dippold, Leiter der Verkehrsbetriebe. Die Stadtwerke suchen nach einer Lösung. Bisher vergeblich.

"Freilich gibt es Beschwerden", sagt Reinhard Dippold. Am Abend vermissen Bürger das AST dank längerer Busfahrzeiten nicht so sehr wie am Samstagnachmittag und vor allem am Sonntag. "Gerade Älteren und behinderten Bürgern fehlt der Service." Doch nur mit Müh und Not sei es den Stadtwerken gelungen, wenigstens ein Rumpfangebot aufrecht zu erhalten. Denn die meisten Dachauer Taxifahrer beteiligen sich nicht am AST. Das vierköpfige Taxi-Team, das zuletzt den Service sehr zuverlässig geleistet habe, verfüge aber nicht mehr über die nötigen Kapazitäten. Deshalb gibt es jetzt nur mehr eine "abgespeckte Version". Trotz massiver Bemühungen konnten andere Partner nicht gefunden werden, weder in Dachau oder Olching noch in München. Und die Alternative, dass die Stadtwerke ein AST in Eigenregie auf die Beine stellen, sei schlicht "unbezahlbar".

Einheitstarif: drei Euro

Konzipiert war das vor 20 Jahren initiierte Anruf-Sammel-Taxi von Anfang an als eine Ergänzung zum städtischen Busnetz. Die Idee: Dort, wo der Linienbus nicht hinfährt, können Bürger per Anruf ein Taxi als öffentliches Verkehrsmittel nutzen. Das betrifft etwa die Stadtteile Etzenhausen und Mitterndorf, aber auch Assenhausen, Pullhausen oder Pellheim. Das AST hält an Haltestellen und verkehrt zum günstigen Einheitstarif von aktuell drei Euro. Von dem Service profitierten Bürger in der ganzen Stadt vor allem auch zu Zeiten, in denen kein Bus verkehrt, eben von fünf bis 24 Uhr. Und wer behindert ist, kann sich statt an der Haltestelle auch direkt vor seiner Haustür abholen lassen. Über die Jahre gab es mit dem AST immer wieder mal Probleme, weil bei Anruf kein Taxi zur Verfügung stand. Zuletzt aber habe das Taxi-Team den Job "super gemacht", lobt Dippold. Die Dachauer nutzten das Angebot gerne: 5395 Fahrgäste, davon 1707 Passagiere mit Behinderung, waren im vorigen Jahr bei 4518 Fahrten in der Stadt unterwegs. Die Zahlen zeigen, dass besonders Menschen mit Handicap das AST schätzen. Weil nicht wenige in ihrer Mobilität so eingeschränkt sind, dass sie den Weg zur Bushaltestelle nicht schaffen, wie Dippold weiß. "Deshalb ist für diese Fahrgäste der AST-Service von Haustür zu Haustür besonders wichtig."

Die Stadtwerke sind daher mit der abgespeckten AST-Versorgung nicht zufrieden. "Wir sind auf der Suche nach einer Lösung", betont Dippold. Der Leiter der städtischen Verkehrsbetriebe wäre schon froh, wenn ein Anbieter am Sonntag ein Zeitfenster von 10 bis 16 Uhr bedienen könnte. Behinderten Bürgern und Senioren wäre damit viel geholfen. Sein Aufruf: "Interessenten, bitte melden."

© SZ vom 13.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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