500 Gäste nehmen an der Aktion teil:Im Einklang mit der Natur

Lesezeit: 3 min

Werkstatt, Biberrennen, Vogelführung: In der "Langen Nacht" lernen Kinder viel über den Wald und seine Bewohner

Von Susanne Schröder-Bergen, Dachau

"Ich bin hier, damit mein Kind Spaß hat", sagt eine Mutter zu ihrer Bekannten. Sie steht zusammen mit vielen anderen auf dem Gelände des Waldkindergartens an der Schinderkreppe mitten im Wald. Dort, am Stadtweiher Dachau, fand am Wochenende die siebte "Lange Nacht des Waldes" statt, zu der rund 500 Gäste kamen, so Irene Ströhlein von der Stadt Dachau. An diesem langen Abend konnten von 18 bis 23 Uhr die Erwachsenen, aber vor allem die Kinder viel über den Wald und seine Bewohner lernen. Das große Sonnwendfeuer und das Stockbrotbacken musste aufgrund der erhöhten Waldbrandgefahr abgesagt werden. Nach dem Niederschlag am Sonntag ist das Risiko eines Waldbrandes aber vorerst wieder gesunken.

In der Naturwerkstatt ist allerdings Kreativität gefragt. Die Kinder erhalten vom Integrationskindergarten Himmelreich Naturmaterialien wie Holz, Tannenzapfen oder Murmeln und können diese nach Belieben zusammenkleben. Es kann auch gefilzt werden. Christine Vollrath-Schwarz organisiert als Mitverantwortliche des Integrationskindergartens Himmelreich die Werkstatt nun schon zum vierten Mal. "Der Andrang ist immer riesig. Heute waren die großen Baumscheiben schon nach einer Stunde aus. Das Forstamt sägt am Bauhof gerade noch welche nach." Das Basteln sei bei den Kindern sehr beliebt. Am Anfang würden manche etwas ratlos herumstehen, aber später arbeiten sie für eine Stunde vertieft an ihrem Kunstwerk aus Holz.

Auch am Stadtweiher geht es um das Thema Holz. Dort haben Mitarbeiter des Forstamtes einen Infostand zum Thema "Multitalent Holz - Vom T-Shirt bis zum Snowboard" eröffnet. Dieser erfreut sich großen Andrangs, sagt Lisa Schubert, Försterin im Landkreis. In einem Quiz kann man lernen, dass selbst für die Herstellung einer Glühbirne Holz verwendet wurde. Zumindest früher wurde das Kaliumcarbonat, aus dem die Asche besteht, aus Holz gewonnen.

Ein paar Meter weiter geht es derweil hoch her. Dort veranstaltet die Biberberatung der Unteren Naturschutzbehörde ein Biberrennen. Die Kinder müssen mit Schwimmflossen zum See laufen, Maiskolben apportieren und wieder zurückkommen. Nebenbei kann man viel über das große Nagetier lernen. Barbara Karcher und Michael Keller beantworten alle Fragen über den Biber, der vor 24 Jahren das erste Mal im Landkreis ausgesetzt wurde und sich seitdem prächtig vermehrt.

Gleich nebenan stellt der Kreisverband des Landesbunds für Vogelschutz aus. Dem Verband liegen nicht nur die Vögel, sondern auch Fledermäuse am Herzen. Die von ihnen geplante Fledermausführung muss aber ausfallen, bedauert Elisabeth Schwarzmaier, die den Kreisverband des Landesbunds für Vogelschutz am Infostand vertritt. Am 26. August zur Europäischen Fledermausnacht bieten sie aber eine Fledermausführung am Karlsfelder See an. Dafür gibt es einen umso größeren Andrang bei den Vogelführungen, die ihr Kollege Ludwig Wilhelm leitet. Dort erfahren die Interessierten viel über Rotkehlchen, Zaunkönig, Waldkauz und Stockente; zu sehen sind an diesem Abend aber nicht viele Vögel. Stattdessen kann man sie aber hören.

Das Singen der Vögel passt auch wunderbar zur Inszenierung der Trilogie "Die Kraft der Bäume", die das Waldtheater unter der Leitung von Michaela Soiderer im "natürlichen Amphitheater" im hinteren Teil des Landschaftsschutzgebiets an der Schinderkreppe aufführt. Soiderer stimmt die mehr als 100 Zuschauer auf drei völlig verschiedene Teile ein, die sich um das Zusammenspiel von Musik und Poesie zum Thema Bäume drehen. Viele Dichter - von unbekannt bis Goethe - haben über Bäume und den Sehnsuchtsort Wald fabuliert. Musikalisch wird die Inszenierung von Lisa Schamberger untermalt. Ihren klaren Gesang begleitet sie mit außergewöhnlichen Instrumenten wie dem Hang oder dem Shanti-Klangspiel. Schamberger versucht mit ihrer fantasievollen Musik die Stimmen der Bäume einzufangen. Dabei singt sie in einer Fantasiesprache, die sie "Istisch" nennt: Der Sprache des Jetzt. Der Waldschrat wird wie jedes Jahr von Manfred Nadler verkörpert: "Er will den Menschen etwas Gutes bringen, und zwar die Verbindung zum Wald. Sein Ruf ist aber eher schlecht, er gilt als eine Art Ausgestoßener." So inszeniert Nadler die Rolle des Schrats Form vollendet mit wilden Haaren, leicht verwahrlostem Aussehen und einem fiesen Grinsen, das vielleicht das eine oder andere Kind zum Gruseln bringt. Dennoch verlassen an diesem Abend alle die "Lange Nacht des Waldes" mit einem friedlichen Gefühl und vielleicht auch im Einklang mit der Natur.

© SZ vom 27.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: