50 weitere Baugrundstücke:Odelzhausen wächst

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Urbaner möchte die 5000-Einwohner-Gemeinde Odelzhausen werden. Und hofft dadurch, den Leerstand künftig zu beheben. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Nach kontroversen Diskussionen genehmigt der Gemeinderat das Baugebiet "Höfa-Nord" und treibt die Umwandlung der Ortsmitte voran. Und das, obwohl das Landratsamt die Pläne kritisiert

Von Horst Kramer, Odelzhausen

Hans Heitmair, der zweite Bürgermeister Odelzhausens und CSU-Ortsvorsitzende, konnte es nicht glauben: "Sind alle Verträge wirklich unterschrieben?" Als Rathauschef Markus Trinkl (parteifrei) bestätigte, atmete Heitmair tief durch: "Endlich! Nach so langer Zeit! Da müssen wir drei Kreuze schlagen." Dieser Dialog war jüngst im Gemeinderat zu hören, am Ende des Tagesordnungspunkts "Bebauungsplan Höfa-Nord". Zuvor hatte das Gremium den Plan verabschiedet und zur Veröffentlichung freigegeben.

Nach sechs Jahren kontroverser Diskussionen und intensiver Planungen. Demnächst können dort die Bagger rollen. Obwohl das Wasserwirtschaftsamt gewarnt hatte, weil "das Überschwemmungsgebiet des Höfaer Bachs in Odelzhausen bislang noch nicht ermittelt" wurde. Trinkl wischte den Einwand zur Seite: "Das Baugebiet liegt definitiv nicht in einem Überschwemmungsgebiet." Ein Blick in die Hochwasser-Karte des Bayernatlas genüge. Und Ortskenntnis.

Etwa 50 Baugrundstücke sind geplant, auf denen zirka 150 Wohneinheiten für 250 bis 300 Neubürger entstehen sollen. Die Anfragen überstiegen das Angebot mehrfach, betonte der Bürgermeister immer wieder. Noch im vergangenen Jahr hatte das Landratsamt einen Bedarf angezweifelt. Auch bei den anderen Siedlungsaktivitäten im Ort geht es voran. Im November hatte der Gemeinderat beschlossen, das Areal zwischen der Hauptstraße und der evangelischen Kirche zum "urbanen Gebiet" zu erklären, einer neuen Kategorie der Baurechts. Die Lärmgrenze bei einem urbanen Gebiet liegt mit 63 Dezibel (tagsüber) höher als bei Mischgebieten mit 60 Dezibel und über den Grenzwerten eines Wohngebiets mit 55 Dezibel. Mit Auswirkungen für das Seniorenheim und das Bebauungsplangebiet "Am Steg" - beide sind bisher als "Allgemeines Wohngebiet" ausgewiesen. Die Umdeklarierung führe zu einer "eindeutigen Verschlechterung" für die Anwohner, urteilt der Fachbereich "Rechtliche Belange" des Landratsamts. Die Kollegen vom "Technischen Umweltschutz" äußern "erhebliche Bedenken" und warnen, "dass möglicherweise ein Gebietserhaltungsanspruch der Anwohner besteht und Schadenersatzforderungen nicht auszuschließen sein werden". Trinkl griff die Kritik teils auf und erklärte, dass die Gartenstraße, die gegenüber dem Altenheim zum Marktplatz führt, weiterhin Mischgebiet bleibe. Die grundsätzliche Richtung wolle er jedoch beibehalten: Mit der Ausweisung eines urbanen Gebiets könne die Gemeinde "den Leerstand beheben und vorbeugen".

Schwerer wiegt ein anderer Einwand des Landratsamts: Die Behörde bezweifelt zudem, dass eine 5000-Einwohner-Kommune wie Odelzhausen berechtigt sei, urbane Gebiete zu planen. Das Landratsamt verweist auf Kommentare, unter anderen vom Deutschen Landkreistag, der derartige Siedlungsformen nur in "dicht besiedelten Großstädten" für möglich hält. Trinkl ließ den Einwand nicht gelten: "Im Gesetz ist von keiner Beschränkung die Rede." Der Bebauungsplan könnte im Sommer verabschiedet werden. Gleiches gilt für den angrenzenden Bebauungsplan "Odelzhausen-Süd". Nicht nur in Sachen "Wohnen" wird Odelzhausen aktiv, auch in "Sport und Freizeit". Der Gemeinderat stimmte zu, die Flächen des Sportvereins zu erweitern. Westlich des Vereinsheims soll eine zehn Meter hohe Gymnastikhalle errichtet werden. Südlich des Hauptspielfelds entsteht ein Parkplatz für 80 Autos.

© SZ vom 12.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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