30 Jahre Bezirksmuseum:Altes neu denken

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Das Museumsfest zum 30. Jubiläum des Dachauer Bezirksmuseums soll eindringlich dessen Bedeutung vergegenwärtigen: als historisches Gedächtnis und als lebendiges kulturelles Zentrum mit modernen museumspädagogischen Inhalten

Von Maxi Köhler, Dachau

"Im Prinzip ist das Haus, in dem wir stehen, schon das erste Museumsstück", sagt Museumsleiterin Ursula Nauderer gleich zu Beginn des Gesprächs über das Jubiläum ihres Hauses. Es war viele Jahrzehnte lang ein staatliches Verwaltungsgebäude, bevor es am 10. Juli 1987 als Bezirksmuseum Dachau eröffnet wurde. Zur Feier des 30-jährigen Bestehens veranstaltet das Museum deshalb am Sonntag ein Museumsfest. Das vorherige Bezirksmuseum war von 1905 bis 1957 im Dachauer Schloss beheimatet. "Dann haben sie ein Restaurant in den alten Museumsräumen eröffnet, weil es finanziell mehr bringt", sagt Nauderer durchaus etwas wehmütig.

Bezirksmuseum sei als Begriff auch nicht mehr ganz richtig, aber bei seiner Gründung 1905 gab es den Bezirk Dachau noch, aus dem nun der Landkreis Dachau geworden ist. Doch den Namen hat man trotzdem übernommen, genauso wie ungefähr 70 Prozent des Bestandes des alten Museums im Schloss. "Wir haben viele Ideen wieder aufgegriffen, trotzdem versuchen wir uns ständig weiterzuentwickeln. Ein Museum lebt schließlich immer von Veränderung." 2004 wurde das Gebäude auf Grund von Bauarbeiten am Nachbarhaus so beschädigt, dass es renoviert werden musste. In diesem Zuge ließ der kommunale Zweckverband Dachauer Museen und Galerien von Stadt und Landkreis das Gebäude umbauen. Es wurden ein Museumsfoyer, ein Lagerraum, eine Werkstatt sowie ein Sonderausstellungsbereich geschaffen.

Das historische Foto zeigt eine alte Hausfassade. (Foto: Bezirksmuseum)

Nauderer fährt zweigleisig: Sonderausstellungen sollen Gäste anlocken, die schon mal im Museum waren. Noch bis zum Sonntag, 28. Januar, läuft die aktuelle mit dem Titel: "500 Jahre Reformation: Zur Geschichte der Protestanten im Dachauer Land". Davor gab es Ausstellungen zu den Themen Bier, Schokolade, der Amper oder dem Ersten Weltkrieg - alles mit einem lokalen Bezug zu Dachau und seiner Umgebung.

Neben den halbjährlich wechselnden Sonderausstellungen nimmt die Dauerausstellung aber natürlich den größten Platz im Museum ein. "Man könnte es beschreiben mit: 50 Prozent bürgerliche Stücke und 50 Prozent bäuerliche Stücke", so Nauderer. Herauszufinden, welches Ausstellungsstück zu welchem Teil des Museums gehört, ist allerdings ein wenig Detektivarbeit und jedem Besucher des Museums selbst überlassen. Das Haus ist groß, es gibt viele Räume, einen Durchgang zu einem zweiten Haus, mehrere hölzerne Treppenhäuser.

Thematisch macht man Ausflüge in den religiösen Teil der Vergangenheit Dachaus sowie in den musikalischen, den dichterischen oder den handwerklichen. Attraktion des bürgerlichen Teils ist ein hölzernes Modell der Stadt Dachau aus dem Jahr 1700, auf dem das Schloss noch vier Flügel hat und der heutige Altstadtbereich den "Markt Dachau" umfasste, wie es damals hieß. Im oberen Stockwerk sind Zimmer von Bauernhäusern eingerichtet. "Natürlich alles sehr idealtypisch, in keinem Zimmer hätten so viele Möbel gestanden wie das hier zu sehen ist", gibt Nauderer zu.

In modernen museumspädagogischen Präsentationen wird in der Ausstellung die Geschichte des Wassers, besonders der Amper, dargestellt. (Foto: Bezirksmuseum/oh)

Irgendwann hat sie bemerkt, dass es nicht mehr reicht, einfach das Museum aufzusperren und zu warten, bis Gäste kommen. "Wir legen viel Wert auf die Museumspädagogik und bieten mittlerweile viele thematische Führungen an." Eine davon ist die "Sachschauen"-Führung, bei der man hinter die Türen der alten verzierten Schänke blicken kann, in Anlehnung an das traditionelle Sachschauen vor Hochzeiten in den vergangenen Jahrhunderten. Ein Webstuhl mit angefangenem Flickenteppich wurde vor rund anderthalb Jahren auch angeschafft, um die Besucher zum Mitmachen zu animieren.

Am Webstuhl arbeiten kann man auch zum Museumsfest am Sonntag. Los geht das Ganze um 13 Uhr mit dem Papiertheater "Stadt-Land-Moos" von Jörg Baesecke. Um 14 Uhr kann man bei einer Führung auf den Spuren von Museumsgründer Hermann Stockmann wandern, dessen 150. Geburtstag ebenfalls ein Grund des Museumsfestes ist. Er gilt als Ideengeber dieser Sammlung überhaupt.

Allerdings wird er auch kritisch gesehen. Der Museumsverein Dachau, dem der Aufbau des Museums zu verdanken ist und aus dessen Fundus ein Großteil der ständigen Ausstellung besteht, geht merklich auf Distanz zu dem Künstler, der sich auch den Nationalsozialisten angedient hatte. Er sei, sagte Vorsitzender Peter Stadler, nur noch eine historische Figur.

Um 16 Uhr gibt es eine Führung durch die Sonderausstellung zur Reformation. Außerdem spielt von 13 Uhr die Stadtkapelle Dachau auf. Musikalisch Begeisterte, denen zuhören nicht genug ist, können um 16 Uhr gemeinsam mit Monika Wolf und Peter Schmidt an der Ziehharmonika singen. Kreativ ambitionierte Gäste haben die Gelegenheit Stofftaschen mit historischen Modeln der ehemaligen Dachauer Firma Wallach zu bedrucken.

© SZ vom 15.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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