20 Jahre Wasserturm Dachau:Kunst der Beständigkeit

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In Festlaune: Florian Hartmann und Karin-Renate Oschmann. (Foto: Niels P. Joergensen)

Förderverein Wasserturm feiert mit einer Jubiläumsausstellung

Von Gregor Schiegl, Dachau

Das erste Bild, das man sieht, wenn man die mehr als 100 Treppenstufen in den Dachauer Wasserturm aufgestiegen ist, ist ein Gemälde auf blauem Grund mit hellen Farbstrukturen und schwarzem Filzstiftgekrakel. gigi hat eine Botschaft auf dem Bild hinterlassen, und nicht nur Karin-Renate Oschmann, Vorsitzende des Fördervereins Wasserturm, der sein 20-jähriges Bestehen mit einer Jubiläumsausstellung feiert, wüsste zu gerne, welche. Michael Schmetz, ihr Mann, weiß es vielleicht. Er steht ans Fenster gelehnt, abseits der sich drängenden Vernissagegäste, aber so auf Anhieb kann er auch nicht sagen, was seine gigi da geschrieben hat. Im August ist gigi gestorben, nach schwerer Krankheit, und schon die Frage nach ihr fasst ihn an. Aber so viel bringt er doch noch heraus: "Ein Spiegel hilft." gigi hat in Spiegelschrift geschrieben, solche Verrücktheiten hat sie geliebt, genauso wie Socken von unterschiedlicher Farben zu tragen.

Es ist ein kurzes wehmütiges, aber doch irgendwie schönes Intermezzo dieser Jubiläumsfeier, das vom Casablanca-Song "As time goes by", begleitet wird. Es ist ja kein Abgesang. Die ersten 20 Jahre sind eine Zeit, in der man vor allem die Aufbauleistung würdigt, das tut auch Oberbürgermeister Florian Hartmann. "Dem Wasserturm geht es um das Grundlegende und Bleibende." 1998 hatte eine kleine Gruppe von Dachauern verhindert, dass der alte Bau neben dem Schloss abgerissen wird und - allen Widrigkeiten wie fehlenden Sanitäranlagen zum Trotz. Es gab viele Ideen, was man damit machen könnte: eine Sternwarte, ein Wohnung für verfolgte Künstler, ein Puppentheater oder ein literarisches Café. Geworden ist es zu Dachaus höchst gelegnem Musenhain - bei schönem Wetter mit Panoramablick in die Alpen.

"Viele tolle Ausstellungen" habe er hier erleben dürfen, schwärmt Hartmann. Etwa 200 müssten hier in den vergangenen Jahren schon stattgefunden haben. "Dass das alles ohne städtische Zuschüsse gelungen ist, nötigt mir Bewunderung und Respekt ab." Karin-Renate Oschmann hebt stolz hervor, dass der Wasserturm auch brav selbst alle Kosten für Strom und Wasser (das gibt es mittlerweile im Hause) an den Eigentümer, die Stadtwerke Dachau, entrichten. Einen Aufzug gibt es immer noch nicht, "aber wir sind dran", sagt Oschmann. Ein Teil des Wasserturmvorstands hat bereits die 80 überschritten, Schriftführerin Rosa Rühl wird im kommenden Jahr 90, aber selbst sie hat den Weg mit Gehstock hinauf geschafft. Kulturelles Engagement hält offenbar fit, scherzt der OB. Mit Karin-Renate Oschmann pflegt er ein herzliches Verhältnis, privat duzt man sich, aber der Wunsch nach dem Aufzug, sei in den vier Jahren seiner Amtszeit noch nie an ihn herangetragen worden, gesteht er. Da sieht man mal wieder, wie wichtig Vernissagen sind. Die Ausstellung läuft noch bis 30. September.

© SZ vom 15.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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