20 Jahre GEM:Kunst überall

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Vor 20 Jahren hat Walter Gaudnek in seinem Altomünsterer Wohnatelier sein eigenes Museum eröffnet, das Gaudnek Europa Museum. (Foto: Toni Heigl)

Walter Gaudnek feiert sich und sein Museum

Von Dorothea Friedrich, Altomünster

"Wo bleibt da die Möglichkeit, ein Kunstwerk hautnah zu erleben?", Das hatte sich Walter Gaudnek vor zwanzig Jahren angesichts "gigantischer Ausstellungshallen, um immer noch größere Besuchermassen abzufertigen" gefragt. Und in seinem Altomünsterer Wohnatelier sein eigenes Museum eröffnet, das Gaudnek Europa Museum, kurz GEM. Hier muss Gaudnek keine Besuchermassen fürchten, denn wo auch immer sich ein Plätzchen findet, hängt und steht Kunst, nicht fein säuberlich platziert, sondern neben-, über- und hintereinander gestapelt. "Wir könnten hier fast in archäologischen Schichten arbeiten", kommentiert am Freitagabend die Ingolstädter SPD-Stadträtin Petra Volkwein das kreative Chaos. Sie gehört zu den vielen Gästen, die sich wieder einmal in der Küche und auf dem schmalen Flur im Obergeschoss des Hauses drängeln. Bereits zum zweiten Mal innerhalb einer Woche feiert Gaudnek das 20-jährige Bestehen des GEM mit Freunden und Weggefährten.

Doch erst einmal redet der Kunstprofessor lieber über seine Wahlheimat Florida und darüber, dass er im kommenden Jahr erneut ein Jubiläum feiern kann. "Dann unterrichte ich seit 50 Jahren Kunst. Unglaublich", sagt der mittlerweile 88-Jährige - und dass er nicht ans Aufhören denke, weder an seiner Universität in Orlando noch in Altomünster, wo er immer noch regelmäßig Neues präsentiert. So weht am Freitag im Ateliermuseum auch mehr als ein Hauch von Zeitgeist: "Ein grüner Engel, mit roter Farbe und schwarzem Pinsel gemalt", grinst Gaudnek und zeigt auf eine überdimensionale Arbeit in kräftigen Farben. "Grün ist jetzt bei Walter angekommen", kommentiert Altlandrat Hansjörg Christmann das Opus. Gaudnek habe "die Begabung, das Politische aufzunehmen, ohne zu politisieren". Das erwies sich als gelungene Überleitung zu eher ernsten Themen. So setzt sich der CSU-Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath schon seit geraumer Zeit für eine Gaudnek-Ausstellung in Prag ein. "Das wäre ein großer Schlussstein der Versöhnung", sagt Seidenath und erinnert daran, dass der Künstler "nicht mehr in Tschechien war, seit seine Familie 1946 die Heimat verlassen musste". Doch "die Zeit ist noch nicht reif" - trotz aller Bemühungen der Bayerischen Landesvertretung in Prag, bedauert Seidenath.

Reif sei die Zeit hingegen für eine Wiederbelebung der Europa-Begeisterung - auch in der Marktgemeinde, sagt Altbürgermeister Konrad Wagner. Etwas wehmütig blickt er auf die neunziger Jahre zurück, "auf viel Aufbruch nach und mit Europa". Heute gebe es "keine europäischen Gedanken mehr in Altomünster, außer in der Partnerschaft mit der ungarischen Gemeinde Nagyvenyim, und in deinem Museum". Dort wird sich möglicherweise beim nächsten Aufenthalt Gaudneks der Europagedanke in der ein oder anderen Form materialisieren. Denn "ich ziehe die Fäden zusammen", verspricht der rührige Künstler.

Das Gaudnek Europa Museum hat keine festen Öffnungszeiten. Führungen sind nach Voranmeldung (Telefon 08254/9543 oder Fax 08254/439) möglich.

© SZ vom 27.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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