2. Advent im Bürgerhaus:Heiter und köstlich

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Karlsfelder Sinfonieorchester stimmt auf Weihnachten ein

Von Adolf Karl Gottwald, Karlsfeld

Das "Konzert im Advent" des Karlsfelder Sinfonieorchesters am Sonntag, 10. Dezember, ist keines der üblichen Adventskonzerte mit viel Barockmusik und wenig Virtuosität, sondern ein abwechslungsreiches sinfonisches Konzert mit Ouvertüre, konzertantem Beitrag eines Solisten und sinfonischen Werken für Orchester. Die Ouvertüre des diesjährigen Konzerts im Advent ist das Vorspiel zu der für Wien geschriebenen Opera buffa "Il matrimonio segreto", zu deutsch "Die heimliche Ehe" von Domenico Cimarosa. Die Uraufführung, am 7. Februar 1792 im Wiener Burgtheater, war ein derartiger Erfolg, dass die ganze Oper am selben Abend noch wiederholt werden musste.

Wenig Beifall bekam 110 Jahre später bei seiner Uraufführung der Walzer "Gold und Silber" von Franz Lehár, dann aber wurde er einer der beliebtesten Walzer, und dieser Erfolg hielt von 1902 bis in unsere Tage an. Barocke Klänge gibt es bei diesem Konzert im Advent auch, und zwar ein Konzert für Fagott und Orchester von Antonio Vivaldi. Der schwäbische Publizist Schubart beschreibt das Fagott köstlich: "Man hat es lange nur zur Begleitung gebraucht, wir Deutsche aber waren die ersten, ihm auch das Solo abzuringen, und zwar mit solchem Glücke, dass jetzt der Fagott unter die ersten Soloinstrumente der Welt gehört. Der Ton des Instruments ist so gesellschaftlich, so lieblich geschwätzig, so für jede unverdorbene Seele gestimmt, dass der letzte Tag der Welt gewiss noch viel tausend Fagotte unter uns antreffen wird."

Der Mozart-Zeitgenosse Schubart behauptet auch: "Ob es gleich die Franzosen erfanden, so haben doch die Deutschen auf diesem Instrument die größten Meister hervorgebracht." Das möchte man bezweifeln, wenn man bedenkt, dass die größten deutschen Barockmusiker Bach und Händel kein Fagottkonzert, die Wiener Klassiker nur ein einziges (Mozarts Konzert KV 191) komponiert haben, während Vivaldi 40 Konzerte für Fagott und Orchester geschrieben hat. Eines davon spielt Relja Kalapis, seit Oktober 2015 Student in einer Fagottklasse der Hochschule für Musik und Theater München. Joseph Haydn hat kein Fagottkonzert geschrieben, aber an einer Stelle seines reichen sinfonischen Werks zwei Fagotte prominent eingesetzt. Sie dürfen im 2. Satz der Sinfonie Nr. 102 das Pendeln eines Perpendikels darstellen. Diese Sinfonie hat daher den Beinamen "Die Uhr" bekommen.

Der 19-jährige Franz Schubert vollendete eine 4. Sinfonie in c-Moll, die er als seine "tragische" bezeichnete. Die beiden Mittelsätze, ein Andante in As-Dur und ein Menuett in Es-Dur, klingen kaum tragisch. Sie sind, nach der Feststellung eines Kenners, "die bedeutend wertvolleren Partien des Werkes, namentlich ist das Andante von einer bezaubernden Melodik und in seiner kontrastreichen Gegenüberstellung des ruhigen Hauptthemas in As-Dur und des bewegten Mittelsatzes in f-Moll von vollendeter Formschönheit".

Bernhard Koch, der Leiter des Karlsfelder Sinfonieorchesters, dirigiert deshalb im Bürgersaal nur diese beiden Sätze aus Franz Schuberts "tragischer" Sinfonie. Zum Schluss weist mit der "Christmas Overture" von Samuel Coleridge-Taylor auch das Karlsfelder "Konzert im Advent" auf das Weihnachtsfest hin. Beginn ist um 18 Uhr.

© SZ vom 07.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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