CSU Ortsverband Thalkirchen:"Die haben keine Zukunft in der Partei"

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Dubiose Mitgliederwerbungen: Im Machtkampf zwischen den Spitzen von CSU und Parteinachwuchs zieht die Junge Union den Kürzeren.

Jan Bielicki

Die CSU will den Krach in ihrem Ortsverband Thalkirchen schnell beenden. Auf Empfehlung der Münchner Bezirksführung wird sich der Ortsvorstand der Thalkirchner Christsozialen noch einmal mit der umstrittenen Aufnahme ortsfremder Neumitglieder als Mehrheitsbeschaffer befassen.

CSU-Kreischef Georg Eisenreich: Zwischen ihm und JU-Mann Falter herrscht seit Jahren eisiges Schweigen. (Foto: Foto: Stephan Rumpf)

Im Hintergrund der Affäre steht ein lange schwelender Streit zwischen den Führungen der CSU und ihrer Jugendorganisation Junge Union.

Tina Mayr trafen die Vorwürfe ziemlich unerwartet. Seit mehr als zwanzig Jahren führt sie den CSU-Ortsverband Thalkirchen unangefochten, ohne je ein Mandat angestrebt zu haben. Doch in den vergangenen Wochen hat sich ihr "das Gefühl, dass die mich absägen wollen, richtig aufgedrängt".

Die - das waren zwei junge Parteifreunde, denen sie eigentlich vertraut hatte. Dominic Falter war ihr Stellvertreter im Ortsvorstand, Rothbauer wurde es erst vor zwei Monaten. Dann aber, so Mayr, hätten die beiden "alle hier vor den Kopf gestoßen". Mayr sah sich mit Hinweisen konfrontiert, dass Falter, immerhin Kreischef der Jungen Union (JU) im Münchner Süden, ihren Ortsvorsitz anstrebt.

Erinnerungen an Wahlfälscher-Affäre

Falter weist das zurück: "Ich beabsichtige nicht, Frau Mayr zu stürzen." Dass Mayr nun ihrerseits Neumitglieder warb, die nicht aus Thalkirchen kamen, erinnerte alte CSU-Kämpen schon wieder an Zeiten, die eigentlich vorbei sein sollten, seit die Perlacher Wahlfälscher-Affäre die Münchner Christsozialen in ihre schwerste Krise stürzte.

Mayr sah sich Vorwürfen ausgesetzt, sie würde schmutzige Tricks anwenden. Außerdem habe sie bei der Aufstellung des Landtagskandidaten Andreas Lorenz mit "Drohungen und Erpressungen" versucht, Parteidelegierte davon abzuhalten, gegen Lorenz zu stimmen. Das wirft ihr Falter vor. Mayr sagt dazu: "Das ist völlig aus der Luft gegriffen."

Eisiges Schweigen

Tatsächlich ist Mayr wohl nur eine Nebenfigur in einem bereits länger andauernden Zwist. Der JU-Kreischef Falter zielt auf den CSU-Kreischef Georg Eisenreich. Zwischen dem Landtagsabgeordneten und dem JU-Mann herrscht bereits seit fast zwei Jahren eisiges Schweigen - und damit Feindschaft zwischen den Kreisführungen von CSU und JU.

Falter wirft Eisenreich vor, die Aufnahme von JU-Mitgliedern in die CSU zu blockieren. "Da fühlen sich einige bei einem Umsturzversuch ertappt und versuchen, mit absurden Behauptungen abzulenken", sagt dagegen Eisenreich.

Manche Christsoziale verdächtigen Falter, sich mit jenen Tricks Mehrheiten verschaffen zu wollen, die die JU unter dem in der Perlach-Affäre Strippen ziehenden Ex-Landtagsabgeordneten Joachim Haedke in Verruf gebracht hat. Falter wiederum wirft Eisenreich vor, sich mit Lorenz, einem engen Mitstreiter Haedkes, verbündet zu haben.

Kein Raum für Zweifel

Wer diesen Streit gewinnt, erscheint allerdings klar. Falter und Rothbauer, so sagt Mayr, "haben keine politische Zukunft in der CSU mehr". Die Münchner Bezirksführung hat sich klar hinter Eisenreich gestellt: "Die CSU München ist entschlossen, jeden Versuch durch gehäufte Werbung ortsfremder Mitglieder die Verbände zu unterwandern, zu unterbinden", heißt es in einer Erklärung, die sich eindeutig gegen Falter und seine Freunde richtet.

Allerdings mahnt die München-CSU die Thalkirchner Parteifreunde, strikt auf die Satzung zu achten. Auch darum will Mayr auf einer neuen Vorstandssitzung in zwei Wochen jede einzelne Aufnahme noch einmal prüfen lassen. "Raum für Zweifel darf es nicht geben", erklärt Eisenreich.

© SZ vom 11.12.2008/pfau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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