Comic-Stadtführer:Der Münchner Asterix

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Ausgerechnet zwei Rheinländer erklären Einheimischen und Touristen mit einem Kindl-Comic München. Zeichner Ralf Paul über den Münchner als Comicfigur.

Anna Fischhaber

"Bruder Thadeus: Das Münchner Kindl" ist der Protagonist des Stadtführers von Zeichner Ralf Paul und Autor Martin Cordemann. Mit einem Comic führen die zwei Rheinländer durch die Münchner Innenstadt. Im Interview erklärt Paul, wie der Münchner als Comicfigur aussieht und was die Innenstadt mit Disneyland gemeinsam hat.

Von der Frauenkirche bis zur Residenz, von der Lebensfreude bis zum Bier - der Münchner Kindl-Comic will die Stadt in einem Tag erklären. (Foto: Foto: Ehapa/oh)

sueddeutsche.de: Wie kommen zwei Rheinländer auf die Idee, ausgerechnet einen Stadtführer über München zu machen?

Ralf Paul: Eigentlich ist Köln unsere Stadt, hier haben wir auch den ersten Comicführer entwickelt. München kommt jetzt als Nächstes dran, weil die Stadt gerade 850. Jubiläum feiert und so gut zu unserem Konzept passt: Wir wollen die Leser nicht mit Informationen erschlagen, sondern München in einem Tag anbieten - da darf man nicht allzu sehr in die Tiefe gehen. Berlin ist für unseren Stadtplan, wo man jedes Häuschen erkennt, zu groß. Hamburg viel komplizierter, weil es mehrere Kerne hat. München ist wie Köln - es gibt eine überschaubare schöne Altstadt. Für unseren Kölner Autor haben wir dann stapelweise Geschichtsbücher gekauft.

sueddeutsche.de: Aber ein Stadtführer in Comicform - funktioniert das?

Paul: Unser Vorbild war Asterix: Die Geschichten über Gallier und Römer haben die Menschen immer interessiert - man merkt gar nicht, dass man dabei auch etwas lernt. Und mit dem gemalten Stadtplan kann man sofort sehen, wo man ist. Das ist ähnlich wie im Disneyland: Man sieht eine Achterbahn mit Looping und will hin. Die Innenstädte dieser Welt sind heute auch nichts anderes als Vergnügungsparks für Erwachsene. Der Comic ist eine Schulter, an der sie sich anlehnen können. Das sind andere Stadtführer auch, nur haben sie nicht so schöne Bilder.

sueddeutsche.de: Macht es denn einen Unterschied, ob man einen Münchner oder einen Kölner als Comic zeichnet?

Paul: Natürlich musste ich für den Münchner mehr recherchieren - zum Beispiel welche Uniformen die Polizisten früher getragen haben. Aber je weiter man zurückgeht, desto weniger Unterschiede gibt es. Höchstens Details: Der Kölner hat einen Seehundschnurrbart, der nach unten hängt, beim Münchner ist er eher ein bisschen nach oben gezwirbelt.

sueddeutsche.de: Protagonist des Stadtführers ist der Geist von Mönch Thadeus - im Gegensatz zu Ihnen spricht er sogar Bairisch ...

Paul: So viel Bairisch wird auch wieder nicht gesprochen. Damit die Phrasen korrekt sind, haben wir uns an das Internetforum Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e.V. gewendet. Mit ihnen haben wir auch diskutiert, ob wir noch mehr Bairisch einbauen - schließlich befindet man sich in einer Stadt, in der Bairisch gesprochen wird. Aber der Stadtführer soll ja auch für Touristen sein.

sueddeutsche.de: Ist der Stadtführer denn nur für Touristen, oder auch für Münchner?

Paul: Beides. Wir müssen sehen, ob die Münchner sagen: "Das kenne ich alles schon." Ich habe mich sehr intensiv mit dem Münchner Wappen beschäftigt. Früher war das ein Mönch, erst ab 1900 wurde er zur Frau, dann zum Kind und schließlich zum Münchner Kindl - einfach weil er so oft gezeichnet wurde. Sinn macht es eigentlich keinen, dass ein Kind eine schwarze Kutte trägt. Vielleicht gefallen den Münchnern aber auch einfach die lustigen Bilder. Mich hat Geschichte in der Schule nie interessiert, deshalb versuche ich, mit meinen Comics die richtige Atmosphäre zu vermitteln - wenn man die Bilder sieht, soll man förmlich riechen, wie es damals war.

"Bruder Thadeus - Das Münchner Kindl" ist von Freitag an für 10 Euro im Handel und bei ehapa-comic erhältlich. Bei der Kulturshopping Nacht heute Abend stellen Ralf Paul und Autor Martin Cordemann den Münchner Kindl Comic von 21 Uhr an im Hugendubel am Marienplatz vor.

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:Der Münchner Asterix

Ausgerechnet zwei Rheinländer erklären Einheimischen und Touristen mit einem Kindl-Comic München. Zeichner Ralf Paul über den Münchner als Comicfigur.

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