Cat Stevens in München:Nur ein paar Takte

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Männerhände auf Frauenschultern und das Nachtflugverbot am Flughafen: Nach 34 Jahren tritt der Sänger wieder in München auf - und verschwindet schnell wieder.

Stephan Handel

"Allein wegen 'Father and Son' hat sichs schon gelohnt", sagte einer beim Verlassen des Saals. Aber bei den meisten Besuchern des Überraschungskonzerts von Yusuf Islam alias Cat Stevens schwankte die Stimmung nach dem Auftritt zwischen Begeisterung und Enttäuschung: Gerade mal 40 Minuten hatte Yusuf gespielt, und nur wenige seiner alten Hits.

Zwischen Begeisterung und Enttäuschung: Der Auftritt von Cat Stevens überzeugte nicht alle. (Foto: Foto: ddp)

Fritz Egner, der den Abend anmoderierte, hatte noch versprochen: "Zeigen Sie ihm, dass Sie ihn lieben - dann wird das Konzert lange dauern." Das Publikum - großteils Gewinner einer Verlosung beim veranstaltenden Radiosender Bayern 3 - war schwer entschlossen, seinen Liebling zu feiern. Die Ovationen begannen schon, als Cat Stevens noch gar nicht auf der Bühne stand, aber der Gitarrist die ersten Takte von "First Cut is the deepest" anstimmte.

Dann kam er heraus: Über 60 mittlerweile, und wenn der Bart ein bisschen kürzer wäre, könnte er als Reinhard Meys Bruder durchgehen. Er spielte Songs aus seiner aktuellen Platte, die so aktuell ist, dass sie noch gar nicht erschienen ist.

Doch erst als er den ersten Song von dem "old stuff" begann - "Lilywhite" - da wanderten Männerhände auf Frauenschultern, und nostalgische Erinnerungen schienen durch den Raum zu schweben. "Wild World" bekam Szenenapplaus, "Father and Son" erkannten die meisten nach den ersten drei Tönen, und dann war es wie am Lagerfeuer, wo einer Gitarre spielt und alle mitsingen.

Das war es aber dann schon so ziemlich. Zwei Zugaben, die die Zuhörer nicht als solche erkannten, weil niemand damit rechnete, dass es schon zu Ende ging. Alle "We want more"-Rufe und alle stehenden Ovationen nutzten nichts - die Bühne blieb leer.

Da war es zehn Minuten vor 21 Uhr - vielleicht lag der wahre Grund für das Kurz-Konzert ja im Nachtflugverbot am Flughafen: Um 21.40 Uhr sollte das Flugzeug zurück nach London starten.

© SZ vom 24.04.2009/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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