Bus-Spange:Listige Linie

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Die Idee, den Euro-Industriepark in eine vernünftige Bus-Tangenten-Planung einzubinden, klingt gut. Auf den ersten Blick

Von Thomas Kronewiter

Die Tangenten sind seit jeher die Schwachpunkte des radial angelegten Münchner Nahverkehrssystems. Vom Marienplatz bis zum Stadion in Fröttmaning dauert es nur Minuten. Will man von dort aus weiter nach Feldmoching, braucht man Busse und Geduld. Insofern klingt die Idee, den Euro-Industriepark in eine vernünftige Bus-Tangenten-Planung einzubinden, zunächst durchaus positiv.

Ins Grübeln kommt der Fahrgast beim zweiten Blick auf die Bus- und Tram-Äste im Münchner Norden. Denn dort ist auch, vor allem zur Erschließung des künftigen Wohnquartiers in der Bayernkaserne, an die Weiterführung der Tram gedacht, die derzeit noch am Frankfurter Ring endet und von dort zurück zur Münchner Freiheit fährt. Beide Verkehrsmittel bedienen schließlich den Teil des Münchner Nordens, für den Anwohner und Lokalpolitiker seit Jahren eine attraktivere, weil viel leistungsfähigere Schnellbahnverbindung fordern: die vehement verfochtene Idee einer Spange zwischen den U-Bahn-Linien 2 und 6 unter dem Arbeitstitel U 26 oder/und die Nutzung des Güterbahn-Nordrings für den Personenverkehr.

Ist also der neue Bus, in Verbindung mit der Tram 23/24, der heimliche Einstieg in eine U-oder S-Bahn-Erschließung im nämlichen Korridor? Oder ist der Bus das verschämte Eingestehen einer zumindest mittelfristig unzureichenden Erschließung in diesem Teil des Nordens? Ein bisschen von allem: Kurzfristig bringen Bus und Tram Fahrgäste weiter, gerade in den Problembereichen, etwa dem Euro-Industriepark oder den neuen Siedlungsgebieten. Mittelfristig sammelt die Münchner Verkehrsgesellschaft Nutzungsdaten und damit Argumente für oder auch gegen die U-Bahn-Lösung beziehungsweise die S-Bahn-Variante.

Und langfristig wird an einer Schnellbahn über oder unter der Erde gar kein Weg vorbei gehen. Zu schnell wächst die Stadt, zu massiv bauen Betriebe wie BMW ihre Standorte aus. Der Druck auf die Planer wird von Jahr zu Jahr wachsen. Eine Zeit lang wird sich mit Bus und Tram der ganz tiefe Griff ins Infrastruktur-Budget noch verzögern lassen. Aber eben nur eine Zeit lang.

© SZ vom 17.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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