Buraka Som Sistema:Tanz den Roboter-Hund

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Kuduro, die Musik von "Buraka som Sistema", ist ein Mix aus fast allem, was tanzbar ist. Irrsinnig, echt, direkt: Global-Ghetto, eben das, wonach die Clubszene gerade lechzt. Nun spielen sie live in München.

Tobias Söldner

Lange Zeit war Lissabon fast ausschließlich für Fado und artverwandte Folklore auf der musikalischen Landkarte bekannt. In den vergangenen zehn Jahren allerdings hat sich in der portugiesischen Metropole eine lebendige Szene für elektronische Tanz- und Clubmusik entwickelt, die den internationalen Vergleich nicht zu scheuen braucht. Ähnlich wie etwa in London sind auch in Lissabon respektable Anteile davon Musikern und Produzenten zuzuschreiben, deren Eltern aus den ehemaligen Kolonien stammen.

Burakas som Sistema: Sie machen Musik, wonach die Club-Szene lechzt. (Foto: Foto: SZ Extra)

Bereits zum zweiten Mal kommt mit der Gruppe Buraka Som Sistema der wildeste Musikexport Portugals nach München, was innovative Tanzmusik betrifft. Mit einem kurzen Set beim "on3"-Radio-Festival durften die Portugiesen bei ihrem Deutschland-Debüt in den Studios des Bayerischen Rundfunks schon andeuten, was das Publikum am Freitag, 20. Februar, unter echten Clubbedingungen und in angemessener Lautstärke zu erwarten hat.

Die Wurzeln des Rhythmus-Gewitters von Buraka Som Sistema finden sich in erster Linie in der Folklore der früheren portugiesischen Kolonie Angola. Die traditionellen Karnevalsrhythmen Angolas gelten mit ihren rasanten 140 Bpm (Beats pro Minute) nicht nur als Vorstufe für die brasilianische Samba, sondern auch als Inspirationsquelle für den zeitgemäßen Tanz- und Musikstil Koduro.

Erfunden wurde Koduro der Legende nach von "Angolas Grandmaster Flash" Tony Amado Mitte der neunziger Jahre, wörtlich übertragen bedeutet er so viel wie "Harter Hintern". Die sogenannten "Koduristas", DJs aus Luanda, mischten am Pult lateinamerikanische und afrikanische Einflüsse virtuos mit House Beats und portugiesischen Raps.

Eine Veredelung, ja Fortschreibung dieser angolanischen Hip-Hop-Variante gelang den Musikern von Buraka Som Sistema auf ihrem gerade erschienenen Debüt-Album "Black Diamond" (PIAS). In ihren Texten wendet die Gruppe sich, teilweise auf Englisch, durchaus an ein internationales Publikum. Schon wegen des Protest-Anteils: So weisen die Mitbegründer Lil John und Riot immer wieder auf Ausbeutung und soziale Ungleichheit hin, die in den ehemaligen Kolonien nach wie vor besteht.

Trotzdem steht das Tanzvergnügen immer noch im Zentrum der Auftritte des ungestümen Kollektivs aus Lissabon, das herrlich für eine bessere Welt lärmt, mit abgrundtiefen Bässen und vor allem musikalisch radikal.

Live am Freitag, 20.2.2009, 23 Uhr, in der Registratur, Blumenstraße 28.

© SZ vom 19.02.2009/wib - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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